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Bandenkrieger?

Das war im übrigen erstaunlich. In El Salvador versuchten signifikant mehr Locals, meist aussichtslos, mich in ein Gespräch zu verwickeln, da recht viele von ihnen recht gut Englisch konnten, sogar einen ordentlichen Slang drauf hatten und ihn durchaus zelebrierten, wie es den Anschein hatte.

Ein Drittel des Landes lebt oder hat dort seine zwölf, dreizehn Jahre gelebt, manche haben es geschafft, manche sind desillusioniert wieder zurück gekommen und Fischer geworden.

Fischerbootgarage

Was aber noch erstaunlicher ist, ist der leicht ironische Umstand, dass sie auch den Grund für El Salvador’s schlechten Ruf in der Welt aus den Staaten mitgebracht haben. Damit meine ich die berüchtigten Bandenkriege zwischen der (Wilden?) 13 und der 18, die wohl in einschlägigen Vierteln von Los Angeles ihre schwärende Brutstätte hatten und zum Schutzgeld induzierten Leidwesen des restlichen Landes beitragen.

Im Grunde ist das ganze Land zwischen den beiden gewaltfrohen Lagern aufgeteilt, und bisher konnte noch keine Regierung Herr der Misere werden. Was wirklich ein Jammer ist, denn selbst wenn sie ausreichend Kohle zum Reisen hätten, würden sie mit ihrem Pass in weniger als die Hälfte der Länder auf der Welt einreisen können, so übel ist die Lage derzeit.

Umgänglich

Ob man in jene Länger einreisen will, ist natürlich wieder eine andere Frage.
Das ist aber tatsächlich eine Schande und ein Unglück, denn in Wirklichkeit sind das ganz umgängliche und entspannte Zeitgenossen, wie jeder Reisende bestätigen können wird, der sich in diesen kleinen Zipfel der Welt verirrt. Bis auf die paar Spinner halt, die es freizügig allen vermiesen, wie immer. -seufz-

Die Geschichte wiederholt sich und das Rad dreht sich solange, bis die Achse fault oder eine Speiche bricht, keine Ahnung, was besser ist.
(In Wahrheit weiß ich auch nicht, was das bedeuten soll, aber es klingt cool und irgendwie bedeutungsschwanger.)

Vorfreude

Wie dem auch sei, ich schau’ lieber zu. Genauso wie den Surfern im Meer. Hab’ ich mich mit ihnen gefreut, wenn sie endlich eine Welle erwischt hatten! Ich war so aufgebracht vor Enthusiasmus, dass mir fast schon der Schweiß ausgebrochen wäre. Aber noch hatte ich mein vegetatives Nervensystem unter Kontrolle, allzumal keine geringe Leistung.

Bis auf den einen Typen, der mich etwas aufgelöst fragte, ob es denn meiner Meinung nach Sinn mache, nach dem ersten etwas lauen Trip eine zweite Portion LSD so in etwa als Nachbrenner hinterher zu schieben, habe ich auch kaum mit jemandem geredet, und es war wunderschön so.

Satt

Schade, da konnte ich ihm nicht helfen und legte dafür all mein diesbezügliches Mitgefühl in meine tröstende Antwort, doch er lächelte nur selig und dankte mir von ganzem Herzen.
Tja, jeden Tag eine gute Tat.

Am fünften Tage dann zogen dunkle und Unheil verkündende Gewitterwolken auf, und es begann ein wenig zu nieseln. Ich wiederum fühlte mich satt und rund, vielleicht war es demnach an der Zeit, weiter zu ziehen und meinen Abschied zu nehmen von El Salvador. Ja, das fühlte sich gut und richtig an, la cuenta porfa!

Schwanger

Zuerst hitchte ich nach La Union, weil von da ab und an Boote direkt rüber nach Nicaragua gehen, aber ab und an war leider nicht an dem Tag, und 300 Moneten für eine Exklusivüberfahrt mit Inselhopping erschien mir dann doch etwas übertrieben.
Gut, also weiter nach El Amatillo und über Land durch den schmalen Korridor von Honduras in mein letztes Reiseland im mittelamerikanischen Flaschenhals.

Bei El Sal-Honduras, einmal mehr getrennt durch einen malerischen Fluss, über den eine fotogene Brücke führte, ging alles glatt und easy, aber gut drei Stunden später auf der anderen Seite zu Nicaragua hin wurde auf einmal alles seltsam, chaotisch und perplex.

Malerisch

Was für ein Glück, dass ich in meiner Verwirrung einen Rikscha-Fahrer angeheuert hatte, der mich wie ein Grenzführer da hindurch bugsierte. Zu Beginn hab’ ich den Armen ja ganz schön angefaucht, weil er sich gleich meinen Rucksack geschnappt hat, ohne dass ich ihm die ausdrückliche und signierte Genehmigung dafür erteilt hatte.
Er dachte wohl, mein verständnisloser Blick sei Erlaubnis genug.

Trotz meiner Kratzbürstigkeit versuchte er mich natürlich zu belabern, dass es schon seeehr spät sei, der letzte Bus nach Léon gleich, quasi jetzt fahre und der Weg auf die andere Seite der Kontrollen wiederum weit und verschlungen.
Jo Alter, auf den Shit fall’ ich doch nicht rein! Aber irgendwie, ich war müde und einigermaßen entscheidungsunfähig, und außerdem stiegen alle um mich herum auch in so Dinger ein, bis…

Zünfte

…ich mich irgendwie auf der Sitzbank wiederfand, nur halb gewahr, dass ich meiner eigenen hohen Zunft gemäß über meine letzte Grenze, Gott sei Dank die letzte verdammte Grenze!, huschte. Nur halb gewahr, dass seine Versicherung, er wolle nur ein klein wenig Trinkgeld, naturgemäß kompletter Bullshit war.

Aber wie die Sache am Ende auch immer betrachten mag, ich muss gestehen, dass ich den letzten Bus tatsächlich nicht mehr erwischt hätte, wenn er nicht gewesen wäre. Und dass rechne ich ihm hoch an, auch wenn er am Ende zwanzig Dollar „Trinkgeld“ wollte und noch immer breit grinste, als ich ihn auf sechs herunter gehandelt hatte.

Tortuga

Abschied

Zipfel

Vorgarten

Wellen

Illusion

Kein Tipi

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