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Sehenswürdig

Es gab hier kaum etwas zu tun außer mit einer Horde quiekender Schulkinder als Rattenschwanz um einen stattlichen Teich zu schlendern, in dem sich die örtliche Moschee und ein nahebei gelegener Hügel hübsch spiegelten. Ein bisschen durch die Bazaarstraßen spazieren und die Atmosphäre aufsaugen, und gut is’.

Ach, aber man ist hier selten allein, wie Ihr vielleicht schon gemerkt habt. Das ist doch schön, nicht?
Erinnert Ihr Euch an mein eifersüchtiges Geseiere damals in Tehran? Wie ich immer wieder gern – auch und vor allem mir selbst – betone: Es gibt für ALLES die richtige Zeit.

Richtige Zeit

Wenn es einen Satz auf dieser Welt geben soll, der universale Gültigkeit besitzt, so muss es dieser sein. Man muss nur Geduld haben.
Wo wir wieder bei Tugenden wären.

Aber ganz ehrlich, was dieses ratschibumbatschi Sozialisieren betrifft, kann es auf dieser Reise für mich wohl keine richtige Zeit geben. Vielleicht in anderem Gemütszustand, vielleicht wenn ich generell mehr Energie hätte (generell unwahrscheinlich), aber so gab es nicht wenige Augenblicke, wo ich mich auf eine einsame Berghütte wünschte, nur das Rascheln der Blätter im Wind, welche meine biblische Ruhe stören.

Hardcore

Versteht mich nicht falsch, ich tauche ja gern ein. Das macht für mich einen Urlaub erst zu einer richtigen Reise. Aber es gibt Zeiten, da bin ich einfach nicht kontaktfähig. Und diese geballte Ladung Breitband-Konversationsschrot in diesem Land macht mich restlos alle.

Die sind wie verkehrte indische Taxi-Fahrer: gehen sofort auf Dich los, sobald der Alarm auf ihrem Radar fiepst, nur dass sie Dir etwas geben anstatt aus der Tasche ziehen zu wollen.
Durch den Iran zu reisen ist wie acht Wochen ununterbrochen I-ü-I-ü-I-ü zu machen. Es ist saugeil, aber danach fühlt man sich ausgelutscht, blutleer und durchgenudelt.

Zenit

Für extrovertiert hibbelige Energiebolzen mit chronischem Aktionsdefizit muss das hier das Paradies sein, aber auf mich traf diese Beschreibung wohl noch nie zu …außer vielleicht bei meiner Geburt. Aber das weiß meine Mutter besser.

Ich weiß ja auch nicht, was mit mir los war. Kaum hatte ich mich ein paar Tage erholt, gingen die Zeiger auch schon wieder heftig gegen Null.
So ähnlich erging meinen Kamera-Akkus, die pfiffen solidarisch ebenso aus den letzten Löchern. – Ist es das Alter? Habe ich meinen Leistungszenit schon so weit überschritten?

Übernommen

Wenn ja, dann muss es sich um einen rapiden Verfall handeln. In dem Fall mache ich es nicht mehr lang. Vielleicht handelte es sich auch um eine exotische Krankheit, welche unterschwellig und beharrlich an meinen Reserven zehrte.
Ich neige ja gern mal zu kontrollierter Hypochondrie, das bringt Saft und Spannung ins Leben.

Aber wahrscheinlich lag es ähnlich wie in den letzten zwei Jahren schlicht und einfach daran, dass ich mich über’s Jahr genommen schleichend übernommen hatte, obwohl ich versuchte, dieses Mal eeecht aufzupassen. Oft merkt man das aber auch lange Zeit einfach nicht.

Melancholie

Da scheinen Körper und Geist mit Freuden mitzutanzen, und auf einen Schlag kringeln sie sich zusammen wie ein schläfriger Igel beim Temperatursturz und lassen einen heulend im Stich. Zumindest geht’s mir so.

Mei, kann man nichts machen. Aber nerven tut’s schon, weil man will ja.
Jene zuletzt beschriebenen Tage machten wirklich eine Menge Spaß, aber trotzdem schlich sich beständig eine müdigkeitsbedingte Melancholie und Niedergeschlagenheit ein, die mir den Moment ab und an gehörig vergällte.

Tagschwärmer

Es gleicht einer akuten Emotionsatrophie, einem bleiernen und lähmenden Unwillen, sich überhaupt auch nur auf’s Klo zu schleppen, und man möchte einfach nur seine verffff- Hinter Dir, ein dreiköpfiger Affe! – Ruhe haben.

Das war jedoch beileibe kein Dauerzustand. Meine eingehenden Schwärmereien erscheinen nur scheinbar hochtrabend und durchaus nicht übertrieben. In meinem Kopf sah das wirklich so aus.

Nein, wie bei der Wilden Maus ging es fröhlich hinauf und hinunter, was mir noch nerviger und stressiger vorkam ist als einfach kontuinierlich vor sich hin zu sabbern. Ich weiß nicht, vielleicht auch nicht.

Tief, blau

Aber als ich Tags darauf im Bus von Lordegan ins Flachland um Ahvaz saß und wir in großzügigen Serpentinen das stolze Zagros-Gebirge verließen, während jenseits der Fensterscheibe mit jedem Meter des allmählichen Abstiegs der Frühling mir mit offenen Armen entgegen spazierte, ging bei mir einmal mehr ein Licht nach dem anderem aus.

Die Wiesen wurden grüner und saftiger, die Bäume fingen in leuchtenden Farben an zu sprießen, ein Leben spendender Windhauch für meine verkrusteten Augen. Wir passierten eine atemberaubende Schlucht und einen tiefgrünen See an den Füßen steil dräuender Hänge, wo ich am liebsten ausgestiegen wäre und mein Zelt aufgeschlagen hätte, welches ich aber nicht dabei hatte.

Dräuen

Doch auch diese erhebenden Lichtblicke konnten die saugende Dunkelheit in mir nicht gänzlich vertreiben. Erst als ich am nächsten Morgen in Zatar’s Haus im schönen Shushtar die Augen öffnete, sollte sich dies schlagartig wandeln.
Doch das ist eine andere Geschichte…

 

 

 

 

Tanz

Melancholie

 

 

 

 

 

 

 

Grüner

Gute Mienen

Verstecken!

 

 

 

 

 

 

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