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Zu schnell? Einmal zurückblättern, sehr gern: Zeitreisen…
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Gehänge

Auf der Suche nach einem Coffeeshop (in diesem Fall tatsächlich ein Café… keine Drogenhöhle, echt jetzt) landete ich in einem urgemütlichen Teehaus auf einer Klippe mit grandioser Sicht auf die weit unter mir gurgelnden Gewässer der Mühlenanlagen.

Um ein dekoratives Tischchen mit hmmm Tee-Assesoars in der Mitte gruppierten sich mehrere mit Kissen und Teppichen belegte Takhts. Die von der Schlucht abgewandte Wand zierten altertümliche Handwerksgegenstände und anderes Gehänge, das ganze garniert mit einer adretten Bar.

Durch Zeiten

Der Kaffee war lecker und billig, man konnte dort auch feist dinieren und mit gutem Gewissen versacken. Das wiederum sollte sich als fataler Irrtum entpuppen, doch jetzt noch nicht.
Alles in allem
damit sehr schön und drollig, doch das war zuletzt beileibe nicht das Entscheidende.

Ich saß also da und genoss die Ruhe und Zurückgezogenheit dieses verträumten Ortes. Der Abend dämmerte, als der Besitzer sich zu mir auf die Sitzecke schneidersetzte, eine bauchige Ukulele mit drei Doppelsaiten („Tar“) auspackte und damit begann, melancholisch getragene Weisen in den Äther zu entsenden.

Unbeschreiblich

Mit dem schwindenden Licht des Tages flog ein Teil von mir mit und begab sich also auf eine Reise gänzlich anderer Art.
Die uralten Gemäuer, in der zunehmenden Dunkelheit unbeschreiblich schön beleuchtet, und die Klänge der althergebrachten Volkslieder entführten mich in ein längst vergessenes Alter.

Wenn es an irgendeinem Ort dieser Welt möglich sein sollte, wahrhaftig durch die Zeit zu reisen, so muss es eben dort sein über den ehernen Wasserspielen von Shushtar.
Ich fühlte die Schwere der Epochen sehnsuchtsvoll an meinem Inneren zerren, und ein bittersüßes Gefühl stellte sich ein,
in dessen Verlauf sich jeder Atemzug in ein seufzendes Gebet verwandelte.

Wasserspiele

Unwillkürlich wurde ich an ähnlich schaudrig schöne Momente erinnert vor langer Zeit, weit, weit entfernt in einer anderen Galaxie…

… an ein verwunschenes Hexengärtchen am sambischen Ufer des Tanganyika-Sees,
… an das stille Örtchen Katha mit seinen guten burmesischen Menschen,
… das baumelnde „Gringo’s Rincon“ in Sucre, Bolivien,
… ein Fest für den Geist
irgendwo in einer Datscha um Moskau,
… an Teeplantagen und eine denkwürdige Rasur im nepalesischen Ilam,
… ein einsamer Steg mit einer ordentlichen Portion Charme auf
der großen Insel Sulawesi,
… an meine Wanderung um das Cape Reinga im hohen Norden Aotearoas,
… oder ein wärmendes Lagerfeuer an der Isar im griabigen München.

Kalt und schön

All das macht mein Herz voll und lässt es schwingen im Einklang mit der ganzen Welt. Es sind Momente wie diese, die mir auf ewig darin eingebrannt sein werden und in meiner Erinnerung sanft pulsieren wie ein fern lodernder Stern.

Sie bedürfen keiner Erklärung oder Analyse, sondern stehen für sich allein, kalt und schön wie ein nackter Kristall.
…Bis einem die Rechnung präsentiert wird.

Im Ernst wollten die für einen Kaffee, drei Chai und einen Kebab umgerechnet um die zwanzig Euro. — Bitte wie?
Zzzzzzooooom! Und schwups zurück in die scharfkantige Gegenwart der Grauen Männer.

VIP

Erst einmal war ich fassungslos. Dann jedoch ließ ich mir alles schön langsam und einzeln im Farsi-Telegrammstil aufdröseln, Punkt für Punkt. Ok, mit Essen und Trinken kommen wir auf circa fünf Iurro. Soweit so gut, das klingt vernünftig. Aber wo kommt der furchtbare Rest her?

Der Barkeeper setzt sich auf’s Takht und gestikuliert bedeutsam: „VIP!“
Da fiel
mithin der goldbeschwerte Groschen. Für die Sitzgelegenheit mit Aussicht wollten die bare Kohle haben! Die erste Stunde sei ja umsonst, sagten sie, wie großzügig, aber danach rasselte prasselnd, still und heimlich, der Zähler.

Mit Aussicht

Ist das zu fassen?! Noch nie, auf keiner Reise, in keiner noch so vom Massentourismus verseuchten und verdreckten Kloake ist mir so eine gellende Frechheit untergekommen!

Ich war baff, entsetzt und vor monetärem Schock wie gelähmt. Sie begnügten sich dann insgesamt mit ’nem Zehner, da sie wohl den blanken Horror in meinem Antlitz bemerkt hatten. Ich hätte natürlich gar nix zahlen und ihnen stattdessen ordentlich eine schmieren sollen, aber dazu war ich viel zu konsterniert. VIP… Ich fass‘ es nicht.

Immerhin erklärte ich ihnen eindringlich, dass so etwas aber überhaupt gar nicht geht und sie den Leuten vorher wenigstens sagen müssen, auf was sie sich da ein- beziehungsweise niederlassen.

Leider nicht dieser

Bis zum nächsten Tag hatte ich mich wieder einigermaßen erholt. Sie sahen es denn auch ein und ließen mich fürderhin kostenlos dort sitzen und konsumieren.

Aber trotzdem. Hat man sowas schon erlebt?
So schnell watscht einem das eiskalte Karma-Händchen von hinten eins ins Genick und zerstört gnadenlos und unverfroren einen heiligen Moment.

Dschzzzzmm!

Zur Rekonvaleszenz fuhr mich der eifrige Zatar am Tag meiner Abreise nach Choqa Zanbil, wo sie irgendwann ein steinaltes Ziggurat ausgegraben hatten. Hierbei handelte es sich um einen Stufentempel der Elamer, womit wir uns in etwa 5.000 Jahre vor unserer Zeit befinden.

Wie hingebeamt erhebte sich das stolze Bauwerk mit seinen mächtigen Mauern aus gebrannten Ziegeln auf einmal in der Mitte von Nimmerland. Man hätte meinen können, dass ein wütender Sturm dieses Monument aus frühester Zeit gerade eben erst freigeblasen hatte. Auf der beinah zerstörten obersten Terrasse waren noch Reste von Sandhaufen zu erkennen.

Verzug

Übrigens sind die vier Seiten der Pyramide quadratisch und haargenau doppelt so lang wie das Trum hoch ist. Das stimmt wirklich, ich hab’s mit meinem Bauchgurt nachgemessen.
…Nein, das war in Wahrheit gelogen, denn man durfte leider nicht auf die oberen Ebenen wegen Gefahr einer Touristen inhärenten, ignoranten Dummheit im Verzug. – Stimmt der Satz? – Wurschd.

Wie trefflich, dass just zu der Zeit, als ich meine ersten ehrfürchtigen Schritte in Richtung des vom Sande verwehten Ziggurats unternahm, ein klobiger Tourbus zu meinem Entsetzen ein johlend-rabaukendes Rudel Schüler kurz vor der Pubertät in den bis dahin friedlichen Morgen spie.

Im Halsumdrehen

Minuten später fühlte ich mich wie ein Richter nach einem zweifelhaften Grundsatzurteil, der sich einem stochernden Wald aus Mikrofonen gegenübersieht und aufgrund der akustischen Springflut überhaupt gar nicht zu Worte zu kommen vermag.

Und dann tanzen die einem so bescheuert vor der Linse herum und glucksen dabei wie ein Haufen notgeiler Hennen!
…Ich schwöre, wenn ich dieses verkommene Luder mit Namen Destiny je in meine schwieligen Griffel bekomme, drehe ich ihr mit einem genüsslichen Knacken den Hals um.

Winkel

Zeit

 

 

 

 

 

 

 

Schicksal

Artefakte

 

 

 

 

 

 

 

Gebacken

Fluss

Erinnerung

 

 

 

 

 

 

 

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