Zu schnell? Einmal zurückblättern, sehr gern: Krieg der Wolken…
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Wenn ich so darüber schreibe und mich entsinne, muss ich innehalten, denn es verschlägt mir noch immer die Sprache. Das ist wohl etwas, was ich mein Leben lang auch nicht mehr vergessen werde, obwohl auch dieses Wunder aus flüssiger Magma so schnell vonstatten ging, dass ich mir nicht sicher sein kann, es auch wirklich wahrgenommen, geschweige denn realisiert zu haben.
Oft wurde ich nur von den Ausrufen einiger Glücklicher aus meinen Gedanken geschreckt, die gerade zur rechten Zeit zum Fuego blickten und einen erneuten Ausbruch in voller Länge genießen durften: nur wenige Sekunden und schon schloss sich die Blume und versank wieder in brütendes Schweigen.
Ich denke, so erging es jedem von uns.
So saßen wir ungläubig und glücklich fröstelnd am fauchenden Lagerfeuer, das der brüllende Wind hier oben unbarmherzig antrieb, wie um den Feuer speienden Drachen vor uns herauszufordern.
So saßen wir da, tranken Heiße Schokolade und mampften goldbraune Zahnsäure am Stock, Gespräche tröpfelten sachte in die herzhaft knackende Glut.
Kein Wunder, dass der da drüben vor eifersüchtiger Wut glühende Asche ins Firmament speit.
Bis zwei soziomanische Gören ein Namensspiel vorschlugen, damit sich alle besser kennenlernen könnten. Au ja? –- Naa, bei dem Gedanken zog sich in mir alles zusammen, Unwillen und Überdruss kämpften da um die Vorherrschaft wie zuvor die Wolken um den Himmel:
„Maah, echt jetzt? Können wir nicht einfach weiter verklärt ins Feuer glotzen wie jeder normale Caveman-Romantiker?“
Ich kam mir vor wie bei einer Gruppentherapiesitzung, in der diskutiert werden muss, welche Sorte Wolle der Ball haben muss, den man sich zuschmeißt, weil jeder Dritte vor nervöser Allergie provisorisch das Hyperventilieren anfängt, sobald das erzwungene Grinsen seinen Spasmus vergisst.
Jeder sollte also einfach so, entgegen jeglicher Datenschutzrichtlinien seinen Namen und sein Herkunftsland preisgeben und dazu noch von einem Moment in seinen Leben berichten, der sie oder ihn besonders mit Stolz erfüllte.
Guat the fuck, jetzt auch noch Ego polieren mit Ansage, oder was? Wo sind wir denn hier, bei den Anonymen Narzißten? Vor allem die irische Fraktion verwehrte sich mit kaum verhohlener Selbstironie.
Voll und ganz zu Unrecht jedoch trieft an dieser Stelle mein ätzender Spott, wie ich bescheiden und peinlich berührt gestehen muss.
Denn siehe da, ganz wundervolle und bezaubernde Geschichten entspannen sich da vor meinem seidenen Blick im Feuerschein, die abwechselnd mit verständnisvollem Lächeln, Nicken oder gar sanftem Beifall quittiert wurden.
Wie den meisten wollte mir spontan erst nichts einfallen, und mit Gewalt etwas wie den Kaspar Hauser ans Licht meiner Erinnerung zu zerren, das wusste ich aus Erfahrung, das funktioniert ungefähr so gut wie einem Bären das Tanzen beizubringen.
Oh, er vollführt gewiss seine traurigen Faxen, aber wie viel von dem Bären ist dann da noch in ihm übrig?
Doch just in jenem prekären Moment, als alle Kulleräuglein im Kreis auf mein brennendes Gesicht gerichtet waren, kam mir tatsächlich spontan eine Episode zugeflogen, an die ich mich auch heute noch gerne erinnere:
Das war zu meiner Zeit im wombat’s, als die Flüchtlingswelle aus Syrien etwa ihren Höhenpunkt erreicht hatte—
Argh! Ich kann mich jetzad kaum noch konzentrieren, weil neben mir hockt so eine Schnickse aus Osteuropa und feuert ungelogen und ungefärbt irgendwelchen slawischen Kauderwelsch in ihr Mikrofon wie ein Maschinengewehr; ein Wunder, dass sie es aus Versehen nicht verschluckt!
Jesses, die führt sich auf, als ob sie unter Zeitdruck einen Begriff erklären müsste, so wie bei Activity oder Tabu, aber mit einer irritierend selbstverständlichen Vollendung, die an Schwarze Magie grenzt. Bei einem Battle würde die jedem Rapper seine Goldkette mit Initialen um sein Sprachzentrum wickeln.
Ich weiß ja, dass Smartphones mittlerweile ziemlich leistungsfähig sind, aber dass diese unbarmherzige linguistische Artilleriesalve nicht sämtliche Prozessoren schmilzt, bringt mich aus der Fassung!
So. Und jetzt?
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(N)Euer Senf – mittelscharf, wenn’s geht