Zu schnell? Einmal zurückblättern, sehr gern: Begegnungen…
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Brian und ich erreichten zusammen mit zwei jungen deutschen Mädels im Schlepptau den Strand gegen vier Uhr morgens. Bis auf das Rauschen der Wellen lag alles in friedlicher Stille, doch als wir im Sand entlang marschierten, entdeckten wir vor uns den flackernden Schein eines unnachgiebigen Lagerfeuers. Gemäß eines uralten Instinkts hielten wir entschlossen darauf zu und wurden freudig von ein paar jungen Indern aus Bangalore (Bengaluru neuerdings) empfangen, die es sich zum Ziel gesetzt hatten, den Sonnenaufgang abzuwarten.
Unglücklicherweise hatten sie den Standort ihres Feuers zu nah am Wasser gewählt, so dass wir bei drängender Flut weiter oben unter Bäumen bald ein neues entzünden mussten. Dort machten wir es uns gemütlich, Brian und die Damen schliefen bald selig, während ich stolz und unerschrocken die Konversation mit den neugierigen Einheimischen aufrecht erhielt.
Im Verlauf der unablässigen Fragen, mit denen sie mich bombardierten, stieg schnell eine dunkle Vorahnung in mir auf.
Ja, es dauerte nicht lang, ich konnte sehen, wie sich mein ungeduldiger Gegenüber vor Aufregung innerlich wand: „Und was ist jetzt mit Hitler?“
… Echt jetzt? In aller Herrgottsfrüh und vor dem ersten Kaffee? Auf der anderen Seite ist das genau die richtige Zeit für solche Themen, nur sind sie in der Regel mit mehr Alkohol verbunden. Viel mehr.
So ergab ich mich denn in mein Schicksal und legte ihm in recht entschiedenen Worten meine Sicht der Dinge dar, so gut es mir mein übernächtigter Zustand eben gestattete. Es dämmerte bereits eine geraume Weile, als den Burschen der Geduldsfaden riss, sie mit Inbrunst auf den Sonnenaufgang schissen und sich zurück in ihr Guest House verzogen. Die anderen hatten sich mittlerweile von ihrem Nickerchen erholt, und wir stapften erfrischt um eine weitere Biegung zu Brian‘s Base Camp mit dem programmatischen Namen Om Shanti.
Dort saßen wir etwas erhöht an einem Tisch unter einem hübschen Sonnenschirm aus Stroh, schlürften unseren Chai und rauchten eine Morgenzigarette, als die Sonne gleißend über den gegenüberliegenden Hügeln aufging und die enge Bucht in goldenes Licht tauchte.
Es war in diesem Moment, als ich die Umgebung von Om Beach zum ersten Mal im Licht des Morgens betrachtete, da mich ein leises, aber deutlich wahrnehmbares Gefühl beschlich, dass diesen Ort eine besondere Aura umwob. Ein sanftes Lächeln umspielte meine Lippen: Ja, hier möchte ich bleiben.
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Bitte umblättern: Om Shanti…
(N)Euer Senf – mittelscharf, wenn’s geht