Zu schnell? Einmal zurückblättern, sehr gern: Om Beach…
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Das tat ich denn auch für die nächsten zwei Wochen. Immer wieder beschlich mich das schlechte Gewissen des rastlosen Entdeckers, dass ich doch in dieser Zeit noch viel mehr Orte auskundschaften könnte, um einen besseren Eindruck von diesem Fleckchen Erde zu erhaschen. Ooh, so viele!, raunte mir mein unverbesserliches und nimmersattes Ich ins emotionale Ohr.
Wie schon in Hampi aber konnte ich mich einfach nicht dazu aufraffen, die Gegend meilenstiefelnd zu erkunden, sondern gammelte viel lieber unter dem kühlen Bast-/Wellblechdach des gemütlichen Restaurants Schrägstrich Wohnzimmer des Guest Houses und überlegte angestrengt mit dem Anflug eines Déja-vu, ob ich einen Masala-Chai oder diesen geilen Nutella-Kitkat-Schokoladen-Shake bestellen soll.
Ich übertreibe nicht, das stand wörtlich so auf der Speisekarte und zieht einem die Zehennägel über den Scheitel.
Wie schon in Hampi fiel mir das Meditieren redlich schwer. Alte Sorgen und Grübeleien vernebelten oftmals meinen Geist; ständig fällt der innere Richter seine Urteilssprüche, unermüdlich, unbarmherzig.
Mir kommt es so vor, dass, je mehr ich mich mit dem ungesüßten, ungefilterten und zeitlosen Moment des Hier und Jetzt beschäftige, desto saurer und brackiger stoßen mir negative Befindlichkeiten auf, wenn ich über die Vergangenheit oder vor allem die Zukunft nachsinne. Wie zum der Beispiel der Gedanke an die Steuererklärung. Der Unterschied zum relativen Frieden der Gegenwart erscheint nun klaffender und furchtbarer.
Nun, ich hoffe, das ist nur die Erstverschlimmerung.
Denn wenn nicht, müsste ich verrückt werden und mein Haupthaar anzünden. – Es wäre nicht das erste Mal.
Und als es denn mal klappte und ich schon im ewgen Licht der Verzückung schwebte, stapft Baba laut lallend daher, gefolgt von einem Staff-Jüngling mit einem Bastkorb voll Essensresten auf dem Kopf, welchen er sodann andächtig auf einen Steinaltar unter mir* entleerte.
Oho! dachte ich, werde ich womöglicher heimlicher Zeuge eines urtümlich mystischen Rituals, das nur alle 2.143 Jahre abgehalten wird?
Ah. Nein. Kuhfütterung.
Das Ganze wurde haarfein von Meister Baba dirigiert, was sicher sehr bedeutsam war.
Doch ich muss an dieser Stelle offen gestehen, dass es hierbei zu dem scheußlichen Eklat eines inversen Rassismus kam!
Denn unter all den schwarzen Kühen befand sich eine einsame weiße, die vom Vater des Om Shanti mit Gift und Galle vom Futtertrog verjagt wurde.
Womöglich eine verspätete und deplatzierte Rache am Kolonialismus? Was weiß ich.
*Das war, als ich bei sternenklarer Nacht auf einem Felsen vor unserer Bleibe saß, welcher die zaubrische Bucht überblickte, umringt von finsteren Hügelkämmen, welche sich dräuend vom bleichen Licht des aufgehenden Vollmondes abzeichneten.
Das Zirpen der Insekten und wütende Rauschen der Wellen hüllten dieses fantastische Gemälde in ein Konzert, das von den Urgründen des Seins berichtete.
Es hätte mich nicht gewundert, wenn im nächsten Moment die pechschwarzen Segel der Black Pearl in Sicht gekommen wären und das Donnern ihrer schrecklichen Kanonen die Nacht zerrissen hätte.
Das war, als ich bei sternenklarer Nacht auf einem Felsen saß, und ich hörte das wohlige Blöken und Rülpsen eines wiederkäuenden Heiligen… Kein Wunder, wenn einem die Geister der sieben Götter in den Mägen liegen.
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(N)Euer Senf – mittelscharf, wenn’s geht