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Licht ins Dunkel

Tal vez manana. Springen wir lieber wieder auf die andere Seite der Medaille. So anstrengend und ermüdend das auch klingen mag – und es klingt nicht nur, es shreddert wie ein Tsunami durch meine Körpersäfte und hallt einem donnernden Gongschlag gleich in meinen Nieren nach -, es scheint mir wiederum Gelegenheit zu geben, diese dunklen Seiten in mir besser wahrnehmen zu können anstatt wie bisher reflexartig wegzustoßen, einfach, weil sie durch dieses fast schon stroboskopartige Aufeinanderfolgen so flüchtig und vergänglich erscheinen, es wird leichter dadurch.

Also gilt es wieder einmal nicht, sie zu überwinden oder im Versuch mit der 357. Atemtechnik aufzulösen, sondern schlicht und einfach klar zu kriegen, dass sie zu meinem Leben gehören wie zu dem einen der Billionen Funken, den mein kleines, verschüchtertes Selbst darstellt, ohne ständig darum zu heulen und sich im Treibsand des Selbstmitleids zu suhlen.

Andere Menschen

Das macht Sinn, das macht Hoffnung, da glüht ein Licht in der Tiefe des finsteren Abgrunds, der wie ein Vampir alles Leben aus mir saugen will. Aber komischerweise macht es die dunklen Stunden nicht erträglicher, denn grade während ich hilflos und gelähmt da drinnen stecke, vermag ich mich an so etwas nicht zu erinnern, will es gar nicht wissen. Nein, ich will scheiße drauf und miesepetrig sein, zefix, einfach weil ich es so kenne!

Die Leute im Green Monkey schmeckten mir auch nicht. Zäh und knorplig, nein Spaß.
Sahen kaum von ihren Smartphones hoch und zuckten erschreckt zusammen, wenn man sie direkt anschaute, als ob sie ihre Seele oder ihren Staubsauger verkaufen müssten. Aber was schert mich das, ich wollte doch sowieso nur allein sein und meine Ruhe haben?

Melancholerik

Ja und nein, ich mein. Die Fantas hatten schon Recht damals. Zum einen war ich in meiner melancholischen Extravaganz weder gesprächig noch zu irgendwelchen oberflächlichen Späßen aufgelegt, doch andersherum sehnte ich mich instinktiv, unterbewusst oder entlang ähnlich psychologischem Unsinn in jener so prekären Phase der inneren Isolation nach Wärme, nach Verbundenheit, nach – Liebe.

Dementsprechend war es mir nach dem ersten widerwillig dahin gerunzten „Hey, how’s it goin’?“, als ob meine Seele erleichtert aufatmete und gierig nach Luft schnappte, um sich jäh plappernd und über sich selbst stolpernd auf mein Gegenüber zu stürzen, als ob es kein Morgen gäbe. Das war, nachdem Danny am letzten Tag in mein Dorm gezogen war.

Ergötzen

Juchu! Ich hatte zumal die vergnügliche Chance, mit einem umgänglichen und sympathischen Menschen aus Norwich zu ratschen und mich endlich wieder an diesem köstlichen britischen Akzent zu ergötzen! Mit der Wucht eines ausgezehrten Wüstenhundes hechtete ich flugs in seinen Tanzbereich und die Konversation und begann in meinem rasenden, schüttelnden Übermut sogar mit zwei weiteren Menschen zu reden, und das auch alles noch gleichzeitig!

Nur der Mexikaner als fünfter in unserem kurzlebigen Bunde, der uns ständig Bier und Tequila aufschwatzen wollte, war mir dann leider zuviel. Der hing schon vor lauter verklärt gierigem Suchtfilm in den Augen Habacht in seinem Plastikstuhl, wenn er auch nur meinte, den leisesten Schimmer eines „Vielleicht“ in unseren zweifelhaften Gesichtern zu erkennen.

Thronsitze

Ich denke, er sprang mindestens sechsmal wie von der Tarantel gestochen nach oben, um hotzenplotz im nächsten Supermarkt zu verschwinden – um nur wenige Sekunden später wieder enttäuscht in seinem traurig protestierenden Thron zusammenzusacken, wie ein vierzehnjähriger König, der zum ersten Mal erfahren muss, dass er in das Nachbarland nicht einfach so einfallen kann. Glücklicherweise endete unser ketzerhafter Coup d’état nicht mit rollenden Köpfen und einer johlenden Meute mit Mordlust in den reptilienhaften Augen.

Am Ende kriegte er doch noch Danny in die Finger, der von uns allen wohl am wenigsten imstande war, sich zu wehren, und gleichfalls am ehesten zu verlocken, und schleifte ihn staunend in zwei einheimische Bars, wo er sich leidlich amüsierte.

Nichts wie weg!

Natürlich endete es damit, dass der in seiner Manie hilflos betrunkene mexikanische Mehlsack zurück zum Hostel geschleift werden musste, und das von einem, zumindest im direkten Vergleich, fast nüchternen Engländer.
Ich denke, die mathematische Wahrscheinlichkeit hierfür entspricht in etwa der, dass sich Leben einfach so durch Zufall entwickelt haben könnte.

Jenem fast nüchternen Engländer taugte Bacalar auch nur so semi und er hegte zudem exakt den gleichen Plan wie ich, der besagte, so schnell wie möglich aus Yucatán zu verschwinden und abermals mit Colectivos, gehitchten Pick-Ups und Chicken Buses über die Grenze nach Belize City zu schnalzen.

 

Adieu

Verlassen

Sieben?

 

 

 

 

 

 

 

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