Zu schnell? Einmal zurückblättern, sehr gern: Der Sündenfall…
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Insgesamt dreimal, bei Nacht und bei Tag, versammelten wir uns auf dem frisch geharkten und zudem hübsch hergerichteten Zeremonienplatz und begaben uns auf erstaunliche innere Reisen, unter anderem mit der Medizin der „Großmutter“, die uns zuvor bereits bei anderen solchen Gelegenheiten im fernen Bayern besucht hatte.
Vieles lässt sich mit Worten einfach nicht beschreiben, und das muss auch nicht sein. – Ich weiß nur noch, dass es für mich ungemein kraftvoll und bewegend war, und gleichzeitig wunderschön. So schön, dass ich oft nur selig in den Nachthimmel starren konnte, wo unzählige Sterne glänzten, wenn der pralle Vollmond sie nicht überdeckte und mit seinem kaltweißen Lichterkleid umfing.
Da wusste ich, dass „Sternenwiege“ ein guter Name war, den die Community auf diesem bezaubernden Flecken Land einmal tragen sollte.
Zarte Schleierwolken zogen wie Schwanenfedern über das weite Firmament und verwandelten es in ein unfassliches Gemälde, in dem Lunas Corona (nicht der Virus; Anm. d. Sammlers) in allen Farben des Regenbogens erstrahlte.
Bei diesem seltenen Anblick konnte man nur ehrfürchtig dabei stehen in dem unmöglichen Versuch, das Unbegreifbare nicht begreifen zu wollen.
Einmal, es war noch früh am Morgen, und die Welt war noch eingebettet in den tröstenden Mantel der Dunkelheit, da fuhr ich, aufgerüttelt von einem Ausruf innerhalb der Gruppe, aus meinem tiefen Schlaf.
Ich blickte nach oben und sah… Sterne. Nicht eben ungewöhnlich. Allerdings verhielt sich eine Reihe dieser Burschen sehr sonderbar, denn sie bewegten sich langsam und scheinbar zielstrebig wie Satelliten über den schwarzen Samt des Himmels.
Aber es war eben nicht nur ein Einzelgänger, wie man es von Satelliten erwarten würde, der da einsam wie ein Steppenwolf seine Bahnen am unsichtbaren Horizont des Kosmos zog, sondern es waren ihrer gar 36!
Aufgereiht wie an einer gigantischen Perlenschnur, hielten sie dermaßen exakt den gleichen Abstand zueinander, wie man es sich von so manchem Wagenlenker auf der Autobahn nur wünschen kann.
Wir standen, saßen oder lagen allesamt da wie verzaubert und versteinert: so etwas hatte die Welt mit Sicherheit noch nicht gesehen!
Nach großzügigen Überlegungen und detaillierten Diskussionen kamen wir schließlich überein, dass es sich zweifellos und mit absoluter Bestimmtheit um nichts anderes als um UFOs gehandelt haben konnte.
Und sie schienen uns zu mögen, denn sie besuchten uns sogar noch ein zweites Mal! Wir waren formvollendet entzückt und meinten, jetzt, also das muss!, das kann nicht anders sein: jetzt sei das neue Zeitalter endlich angebrochen! Gott sei Dank.
Demgemäß könnt Ihr Euch sicher unsere vernichtende und alles umfassende Enttäuschung vorstellen, als uns letzten Endes die deprimierende Nachricht erreichte, dass diese mysteriöse und absonderliche Lichterkette am Himmel keineswegs UFOs, sondern in der Tat Elon Musks neue Satellitenflotte war.
Ja, kruzifix und wieder nix!!
Verstehst, da nimmst Du die ganzen Kosten und Strapazen auf Dich, stellst Dich in einen selbstgebuddelten und -geschmückten Tempel, komplett mit Tarpaulinen und Steinkreisen und ich weiß nicht was und tust dabei alles nur Menschen Mögliche, um Deine Zirbeldrüse wenigstens ein bissl auf Trab zu bringen, grade so, als ob Du eine zwiderwurzene und verschrumpelte, alte Zitrone ausquetschen willst! –-
Ne, Du machst des alles, um Dein eigenes Selbst vielleicht ein klitzekleines Stückerl weit besser zu begreifen und Himmel!, einfach mal was andres zu sehen als immer nur dieselbe und NIE ENDEN wollende Leier einer deprimierenden und zu Tode rationalisierten Welt, so dass ihr selber schon schlecht wird dabei, ne, und dann!
Ja dann spielt sich nach all den langen, drögen Jahren des Wartens endlich einmal was Außergewöhnliches am Himmel ab, und dann sowas!
Und da sollst dann ned das Speim kriang. (Ich weiß auch nicht, aber auf bayrisch zetert es sich einfach besser.)
Naja, für zwei Tage waren wir also alle ganz schön aus dem Häuschen, aber irgendwo, das muss ich ganz ehrlich sagen, irgendwo war mir die Sache von Anfang an nicht ganz koscher.
Ja, es waren wirklich 36, wie jede andere Zahl sicher auch potenziell obskur und von ihrer eigenen mystischen Eleganz und Bedeutsamkeit, und ja, sie bewegten sich perfekt synchron und im gleichen Abstand zueinander… Aber genau dieser Fakt brachte meine Stirn irgendwann dann auch zum Runzeln.
Weil, die ganze Gschicht kam mir zu perfekt vor, zu berechnet, zu menschlich.
UFOs dagegen, die machen doch immer so coole und abgefahrene Manöver, wo man sofort und mit letzter Sicherheit weiß, dass nicht einmal der Typ aus „Top Gun“ das nachmachen kann.
Wisst Ihr? Wo ganz klar ist, dass es ein UFO oder zumindest ein ganz tief im Unterbewusstsein vergrabenes Narrengeschwür sein muss, das sich da kollektiv, vor zahlreichen wachen Augen manifestiert und, wenn es so sein soll, ein ganzes Volk durch den spirituellen Kakao zu ziehen vermag.
Wenn es jetzt zum Beispiel 42 gewesen wären, ja dann hätte die Sache wiederum ganz anders ausgeschaut. …Obwohl, so einen Scherz würde ich Elon Musk durchaus auch zutrauen.
Ganz ehrlich, der ist doch selber ein Außerirdischer und zudem, so kommt es mir vor, ein Charakter ähnlich dem eines Jack Sparrow, wo man nicht weiß, plant er das wirklich alles vorher, oder denkt er es sich einfach nur aus, wie es ihm gerade in den Sinn kommt.
Bei dem man nicht weiß, ob er grinsend dabei zuschaut, wie die Welt untergeht, oder ob er spontan zum Superhelden mutiert und den Retter in der Not spielt, nur weil es ihm zufällig in den Kram passt.
Weiß man nicht, und vielleicht beides. Außerdem darf man den Medien niemals trauen, ergo, waren es doch Außerirdische. – qed., Bitch!
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Bitte umblättern: Enemy Mine…
(N)Euer Senf – mittelscharf, wenn’s geht