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Konkurrenz

Obwohl es stetig stressiger wurde, die Tage länger und dementsprechend die Nächte kürzer und todesähnlicher, obwohl sich der erste Tag der Konferenz wie ein dräuendes Unwetter näher und näher in unser gedankliches Blickfeld schob, hatte ich doch den einen oder anderen ungestörten Moment, um in aller Ruhe das bunte und aufgescheuchte Treiben auf den Straßen zu beobachten:

Die Legionen an Tuk-Tuks, die sich zwischen den Autos und brausenden LKW‘s mit ihren Sirenen im Shuffle-Modus auf der Hauptstraße hin- und herfädelten, dazwischen eine immer noch größere Anzahl an Mopeds.

Klassiker

Zum Beispiel ein moschusbärtiger Fahrer, der am Morgen die Testosteron-Salbe mit dem After Shave verwechselt zu haben schien, und hinter ihm im züchtigen Seitsitz eine braune Schönheit mit bunt flatterndem Schal. Irgendwie finden auch ganze Kleinfamilien auf dem kurzen Sattel Platz, mit dem kleinsten Mitglied wohl behütet auf dem Premiumplatz zwischen den starken Armen seines Vaters.

Faszinierend

Der überwiegende Teil einer Schulklasse zusammengepfercht in einer Auto-Rikscha, die Ranzen und Rucksäcke pendeln wild an der Außenseite hin und her, als sich das formidable Vehikel trotz seiner wertvollen Fracht waghalsig in die Kurve legt.
Perfekt geflochtene und waghalsige Spiralen tanzende Zöpfe, befestigt an süßen Köpfen, die wiederum in adretten, blau-weißen Schuluniformen stecken und langsam und zielsicher über die Straße trippeln.

Vorsichtig

Ein eiernder Handkarren wird gemächlich, doch festen Schrittes am Straßenrand zu seinem Bestimmungsort geschoben, wahrscheinlich weiter unten am Markt, um Kokosnüsse und Obst feilzubieten. Ihn scheint das aufgeregte Gedröhne und Gehupe wenig zu stören, ähnlich den heiligen Kühen, welche mitten auf der Schnellstraße (in Fahrtrichtung wohlgemerkt) geduldig nach vereinzelten Unkrautbüschel-Snacks für zwischendurch Ausschau halten.

Bunt

Zwischen Rikschas und Karren ein alter Mann auf dem Boden mit Nadel und Faden. Er ist Schuster und hat meine Trekking-Sandalen für 20 Rupien innerhalb von drei Minuten tadellos und pikobello repariert.
Ich hätte gerne einen Listerine-verseuchten und Haartoupé-verdächtigen Mitarbeiter von einer unserer mit Springbrunnen und Almhütten aufgebladerten Outdoor-Funktions-Vergnügungshöllen daneben gesetzt, nur um ihm durch die termingemäße Sinnkrise in seiner menschlichen Entwicklung unter die abnehmbaren Goretex-Ärmel zu greifen.

Wacker

Ich sehe auch den Staub und den Schmutz und den Müll, der durch die sengende Luft wirbelt und der so sehr zum klassischen Erscheinungsbild Indiens zu gehören scheint. Das Faszinierende an der ganzen Geschichte ist, dass es praktisch egal ist, wie verdreckt und verrottet sich ein Ort in diesem Land präsentiert.

Im Herzen Kommunist

Indien scheint irgendwie immer fotogen zu sein und eine inwendige, manchmal traurig romantische Schönheit zu besitzen.
Egal wohin ich meinen Blick auch wende, nichts, nicht mal ein stinkendes, auslaufendes Ölfass vermag diese verruchte Eleganz und Anmut zu beflecken.

Bevor ich jedoch vor Sehnsucht zerfließen und mit dieser ganzen Szenerie ätherisch verquirlt werden konnte, klopfte mir Samweiß meist kumpel-grauenhaft auf die Schultern und meinte, ich solle mitkommen. Meist ging es darum, Essen oder Bier zu bestellen, denn auch er konnte kaum Englisch.

Mein Bruda

Seiner-einer ist ein kurdisch-stämmiger Türke, der seit dreißig Jahren in Deutschland lebt, und sich als Atheist dem Arbeiterkampf verschrieben hat, denn was bleibt ihm auch sonst übrig?

Seine Augen leuchteten auf wie sich vereinigende Galaxiehaufen, als ich ihm zum ersten Mal eröffnete, dass man in diesem Land durchaus Alkohol kaufen kann.

Er konnte kaum still sitzen oder still sein und lachte den Gutteil seines immerwährend hilfsbereiten Tages, während er seinen bodenständigen, klassenbewussten Witz und Charme in die Welt hinaus sprühte.
Zusammen mit Arangoli bildeten wir eine recht unheilige Trinität, an die ich stets freudig zurückdenken werde.

Stolz

Raststätte

Zöpfe

Gemütlichkeit

Lage checken

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