„Hier bebts, wenn eine Seele frei sich fühlt,
Emporzuschweben, und die Stimmen loben
Den Herrn, wenn sie in Himmelsluft sich kühlt.
—–
Der bloße Wille gilt statt aller Proben
Als Reinigungsbeweis, wenn froh und frei
In sich die Seele fühlt den Trieb nach oben,
—–
Der, wenn er auch zuerst erbötig sei,
Gedämpft wird vom Gerechtigkeitsgefühle,
Daß Sehnsucht nach der Strafe nötig sei.“
(Dante, „Die göttliche Komödie“)
„Every act rewards itself, or, in other words, integrates itself, in a twofold manner; first, in the thing, or in real nature; and secondly, in the circumstance, or in apparent nature. Men call the circumstance the retribution. The casual retribution is in the thing, and is seen by the soul. The retribution in the circumstance is seen by the understanding; it is inseparable from the thing, but is often spread over a long time, and so does not become distinct until after many years. The specific stripes may follow late after the offence, but they follow because they accompany it. Crime and punishment grow out of one stem. Punishment is a fruit that unsuspected ripens within the flower of the pleasure which concealed it. Cause and effect, means and ends, seed and fruit, cannot be severed; for the effect always blooms in the cause, the end pre-exists in the means, the fruit in the seed.“
(R.W. Emerson, „Essays and other Writings“)
„Im Zustand des Semi-Dualismus fängt dein Geist an, etwas von seiner verborgenen, schrecklichen Angst vor Gott zu verlieren. Wie du schon selbst gesagt hast, ist Gott weniger bedrohlich für dich geworden. Eine primitive Form der Vergebung hat Wurzeln in dir geschlagen.“
(G. Renard, „Die Illusion des Universums“)
„For my part, I abominate all honourable respectable toils, trials and tribulations of every kind whatsoever. It is quite as much as I can do to take care of myself, (…)
No, when I go to sea, I go as a simple sailor, right before the mast, plumb down into the forecastle, aloft there to the royal mast-head. True, they rather order me about some, and make me jump from spar to spar, like a grasshopper in a May meadow. (…) The transition is a keen one, I assure you, from a schoolmaster to a sailor, and requires a strong decoction of Seneca and the Stoics to enable you to grin and bear it. But even this wears off in time. (…) Who ain’t a slave? Tell me that. Well then, however the old sea-captains may order me about – however they may thump and punch me about, I have the satisfaction of knowing that it is allright; that everybody else in one way or the other is served in much the same way – either in a physical or metaphyiscal point of view, that is; and so the universal thump is passed round, and all hands should rub each other’s shoulder-blades, and be content. (…); but as for me, I am tormented with an everlasting itch for things remote. I love to sail forbidden seas, and land on barbarous coasts. Not ignoring what is good, I am quick to perceive a horror, and could still be social with it – would they let me – since it is but well to be on friendly terms with all the inmates of the place one lodges in.“
(H. Melville, „Moby Dick“)
„Wenn eure Seele und eure Kräfte in gewohnter Weise den Weg auf und nieder gehen, …, und ihr das himmlische Gefolge und alles, was Gott je schuf, so gut zu unterscheiden versteht, …, dann sollt ihr den Unterschied zwischen Gott und der Gottheit prüfen. Dann erst sollt ihr danach trachten, daß ihr bewährt werdet. Ihr sollt euch nicht verirren, ihr sollt mit den Kreaturen Kurzweil suchen, daß ihr keinen Schaden davon nehmt und auch sie von euch keinen Schaden erleiden. Hiermit sollt ihr eure Kräfte heben, damit ihr nicht in Raserei verfallet. Dies sollt ihr so oft tun, bis die Kräfte der Seele gereizt werden, bis ihr in das Wissen gelangt, von dem wir vorhin geredet haben.“
(Meister Eckhart, „Mystische Schriften“)
„Was ist denn gerade im Interesse des Gesamtlebens das Werk der menschlichen Werke, wenn nicht die Errichtung eines absolut originalen Zentrums in jedem von uns, worin sich das Universum in einzigartiger, unnachahmlicher Weise widerspiegelt – eben unser Ich, unsere Persönlichkeit? Der Brennpunkt unseres Bewußtseins sitzt tiefer als seine Strahlen: er ist das Wesentliche, und ihn muß Omega (das „im Herzen eines Systems von Zentren strahlende Zentrum“; Anm. d. Sammlers) wiedergewinnen, um wirklich Omega zu sein. Dieses Wesentliche können wir natürlich nicht ablegen, um es den andern zu überlassen, als ob wir einen Mantel schenkten oder eine Fackel weitergäben: wir sind ja selbst die Flamme. Damit mein Ich sich mitteilen kann, muß es in der Hingabe seines Selbst dennoch bestehen bleiben: sonst verflüchtigt sich seine Schenkung – daher der unausweichliche Schluss, daß die Konzentration eines bewußten Universums sinnlos wäre, wenn sie nicht zugleich mit allem Bewußten alle bewußten Wesen in sich versammelte: dabei bleibt jedes von ihnen am Ende des Vorgangs seiner selbst bewußt – ja, jedes wird sogar (dies muss man richtig verstehen) umso mehr es selbst und daher von den anderen verschieden, je mehr es sich in Omega den anderen nähert.
Nicht nur Erhaltung, sondern Höchstform der Elemente durch Konvergenz!
(…)
Die Vereinigung differenziert auf jedem beliebigen Gebiet, ob es sich um Zellen eines Körpers handelt oder um Glieder einer Gesellschaft oder um Elemente einer geistigen Synthese. In jeder organisierten Gesamtheit erlangen die Teile Vollkommenheit und Vollendung. (…)
Nein, wenn die Bewußtseinsteilchen in der Richtung, die ihre Zentren bestimmen, zusammenfließen, trachten sie nicht danach, ihre Konturen zu verlieren und sich zu vermischen. Im Gegenteil, sie betonen die Tiefe und die Einzigartigkeit ihres Ego. Je mehr sie alle zusammen das andere werden, umso mehr finden sie ihr Ich. (…)
Der Egoismus, mag er nun das Individuum oder die Rasse betreffen, begeistert sich ganz mit Recht an der Idee des Elements, das aus Treue zum Leben sich zu den Gipfeln dessen aufschwingt, was es an Einzigartigem und Unübertragbarem in sich enthält. Er fühlt richtig. Sein einziger Irrtum, der ihn aber zu einem völligen Verfehlen des richtigen Weges verführt, besteht in der Verwechslung von Individualität und Persönlichkeit. Wenn sich das Element soweit wie möglich von den andern zu trennen sucht, individualisiert es sich wohl, doch es sinkt und sucht die Welt mit sich in die Vielheit, in die Materie hinabzureißen. In Wirklichkeit macht es sich geringer und richtet sich zugrunde. Um völlig wir selbst zu sein, müssen wir in der entgegengesetzten Richtung voranschreiten, im Sinn einer Konvergenz, mit allen übrigen, zum andern hin. Unser endgültiges Wesen, der Gipfel unserer Einzigartigkeit, ist nicht unsere Individualität, sondern unsere Person. Doch diese können wir, da die Evolution die Struktur der Welt bestimmt, nur in der Vereinigung finden. Kein Geist ohne Synthese, von oben bis unten durchwegs dasselbe Gesetz. Das wahre Ego wächst in umgekehrter Proportion zum ,Egotismus‘. Nur wenn es universell wird, gewinnt das Element Persönlichkeit, nach dem Vorbild und dank der Anziehungskraft von Omega.“
(P.T. de Chardin, „Der Mensch im Kosmos“)
„There was a village once, not very long ago for those with long memories, not very far away for those with long legs.“
(J.R.R. Tolkien, „Tales from the Perilous Realm“)
„Vom Guten in euch kann ich sprechen, nicht aber vom Bösen. Denn was ist das Böse denn anderes als das Gute, das von seinem eigenen Hunger und Durst gequält wird?
Wahrlich, wenn das Gute hungert, sucht es sogar in finsteren Höhlen nach Nahrung, und wenn es durstig ist, trinkt es selbst fauliges Wasser.
—–
Ihr seid gut, wenn ihr eins mit euch seid.
Doch seid ihr nicht eins mit euch selbst, seid ihr deshalb nicht böse.
Denn ein entzweites Haus ist keine Räuberhöhle; es ist nur ein entzweites Haus.
Und ein Schiff ohne Ruder kann ziellos zwischen gefährlichen Klippen treiben ohne unterzugehen.
—–
Ihr seid gut, wenn ihr danach strebt, etwas von euch zu geben.
Dennoch seid ihr nicht böse, wenn ihr euren eigenen Vorteil erstrebt.
Denn sucht ihr euren Vorteil, seid ihr nur eine Wurzel, die sich an die Erde klammert und an deren Brust saugt.
Die Frucht kann schließlich nicht zur Wurzel sagen:
,Sei wie ich, reif und voll und immer bereit, vom eigenen Überfluss zu geben!‘
Der Frucht ist geben ein Bedürfnis, so wie der Wurzel Empfangen ein Bedürfnis ist.
(…)
Ihr seid gut, wenn ihr entschlossen und festen Schritts auf euer Ziel zuwandert.
Dennoch seid ihr nicht böse, wenn ihr es hinkend anstrebt.
Selbst der Hinkende schreitet nicht zurück.
Aber ihr, die ihr kräftig und schnell seid, hütet euch, aus vermeintlicher Freundlichkeit vor dem Lahmen zu hinken.
—–
Auf zahllosen Wegen seid ihr gut, und seid ihr nicht gut, seid ihr deswegen nicht böse,
Sondern nur träge und unentschlossen.
Wie schade, dass der Hirsch die Schildkröte nicht laufen lehren kann!
In eurer Sehnsucht nach eurem übermenschlichen Selbst liegt euer Gutsein – und diese Sehnsucht lebt in jedem von euch.
Aber in manchen von euch ist diese Sehnsucht ein Wildwasser, das mit Ungestüm auf den Ozean zueilt und die Geheimnisse der Berghänge und die Lieder des Waldes mit sich führt.
Und in anderen ist sie ein seichter Bach, der sich in Schleifen und Windungen verliert und immer wieder innehält, ehe er die Küste erreicht.
Aber wessen Sehnsucht stark ist, der sage nicht zu dem, dessen Sehnsucht schwach ist: ,Was gehst du so langsam und zögernd?‘
Denn der wahrhaft Gute fragt nicht den Nackten: ,Wo ist dein Mantel?‘ noch den Obachlosen: ,Was ist mit deinem Haus geschehen?‘“
(„Von Gut und Böse“; K. Gibran, „Der Prophet“)
„Was du liebst, sollst du in Gott lieben; in ihm ist dein Nächster geradeso, wie du selber, Gegenstand deiner Liebe. Wer sich in das absolut Einfache erhoben hat, der muß alles Ansehen der Person aufgehoben haben; so daß er dem Menschen jenseits des Meeres, den er nie mit Augen gesehen hat, ebensoviel Gutes gönne, als dem, der bei ihm und sein vertrauter Freund ist. Solange du noch einen Menschen weniger lieb hast als dich selber, solange hast du dich selber noch nicht in Wahrheit lieb.“
(Meister Eckhart; In: „Die Bhagavad Gita“)
„Gott wohnt in einem Licht,
Zu dem die Bahn gebricht.
Wer es nicht selber wird,
Der sieht es ewig nicht.“
(Angelus Silesius; In: „Die Bhagavad Gita“)
„Wir blinden Menschen müssen versuchen, die Spuren der göttlichen Wege zu finden.“
(R. Schneider, „Schlafes Bruder“)
„Should God give Himself and all worlds to you, and you refuse them, it would be to no purpose. Should He love you and magnify you, should He give His Son to die for you, and command all Angels and Men to love you, should He exalt you in His Throne, and give you dominion over all His works, and you neglect them it would be to no purpose. Should He make you in His Image, and employ all His wisdom and power to fill Eternity with treasures, and you despise them, it would be in vain. In all these things you have to do; and therefore your actions are great and magnificent, being of infinite importance in all eyes; while all creatures stand in expectation what will be the result of your liberty. (…) From His love all the things in Heaven and Earth flow unto you; but if you love neither Him nor them, you bereave yourself of all, and make them infinitely evil and hurtful to you, and yourself abominable. So that upon your love naturally depends your own excellency and the enjoyment of His.
(…)
By infusing the principle of self-love He hath made a creature capable of enjoying all worlds: to whom, did he not love himself, nothing could be given.“ (…)
It is true that self-love is dishonorable, but then it is when it is alone. (…) It is more glorious to love others, and more desirable, but by natural means to be attained. That pool must first be filled that shall be made to overflow. (…) Had we not loved ourselves at all, we could never have been obliged to love anything. So that self-love is the basis of all love. (…)
Here upon Earth, it is under many disadvantages and impediments that maim it in its exercise, but in Heaven it is most glorious. (…) There it appeareth in all its advantages, for every soul being full and fully satisfied, at ease, in rest, and wanting nothing, easily overflows and shines upon all. (…) But here it is pinched and straitened by wants: here it is awakened and put in mind of itself: here it is divided and distracted between two. It has a body to provide for, necessities to relieve, and a person to supply. (…) In the other world it swimmeth down the stream, and acteth with its interest. Here therefore is the place of its trial where its operations and its interests are divided.“
(T. Traherne, „Centuries of Meditation“)
„Ich gebe dich dem HEILIGEN GEIST als Teil von mir.
Ich weiß, dass du befreit wirst, wenn ich dich nicht dazu benutzen will, um mich selber zum Gefangenen zu machen.
Im Namen meiner Freiheit wähle ich deine Befreiung, weil ich begreife, dass wir gemeinsam befreit werden.“
(„Ein Kurs in Wundern“)
„…der als einziger daran gewöhnt war, an bestimmte Wunder des Lebens zu glauben, die wahr, aber nicht wirklich sind.“
(G.G. Márquez, „Leben, um davon zu erzählen“)
„Alle Begriffe sind potenziell kontrovers – und diejenigen, die nach Kontroverse suchen, werden sie finden. Doch diejenigen, die Klärung suchen, werden sie ebenfalls finden. Sie müssen allerdings gewillt sein, über Kontroversen hinweg zu sehen, indem sie begreifen, dass sie eine Abwehr gegen die Wahrheit in Form eines Verzögerungsmanövers sind.“
(Aus: „Ein Kurs in Wundern“; In: „Die Illusion des Universums“, G. Renard)
Wir reden hier von etwas, dass wir als Menschen wahrscheinlich niemals beweisen oder auch widerlegen werden können, weil es einfach jenseits aller Vorstellungskraft eines dualistisch geprägten Wesens liegt.
Etwas, das unendlich, zeitlos und eins ist, wird sich per Definition niemals messen oder mit Worten erklären lassen, die aus einem Universum der Gegensätze und der Trennung erwachsen.
Das heißt, wir müssen entscheiden, welcher Art Denken wir Glauben, oder besser: Vertrauen schenken wollen, da wir es auf dieser Ebene niemals mit Sicherheit wissen werden. Entscheide ich mich für die Welt mit all ihren Grausamkeiten und Schönheiten und bleibe dabei oder gehe ich darüber hinaus und trete für eine verbindende Wirklichkeit jenseits aller Grenzen ein?
Nun, letzten Endes kann ich mich nur gegen die Dualität entscheiden, wenn ich sie gütlich satt habe.
„Die Freiheit des Willens besteht nicht darin, daß der seiner Selbstliebe gemäß handelt; denn in diesem Falle ist der Wille durch die Selbstliebe gebunden. Der Wille wird dadurch frei, daß er sich von den niederen Seelenkräften, welche den Menschen beherrschen, emanzipiert.“
(Meister Eckhart; In: „Die Bhagavad Gita“)
In Wirklichkeit ist es reichlich egal, welche Entscheidungen man im Leben trifft; es kommt lediglich darauf an, wie man sie trifft.
„Du bist Christus, rein und unschuldig. Uns ist jetzt vergeben.“
(G. Renard, „Die Illusion des Universums“)
(N)Euer Senf – mittelscharf, wenn’s geht