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Auf zum letzten Gefecht

So rasch und trotz aller Vorbereitung unvorhergesehen die Konferenz über uns hereinbrach, so schnell war sie auch wieder vorbei. Schon wurden Stühle zusammengeklappt, Plakate abgerissen und der Boden gekehrt.
Mittendrin stand ich da und blickte verwirrt und etwas fassungslos in die sich zerstreuende Menge.

Wie? Das war‘s? Einfach so? Eben noch standen wir alle wie ein Wesen um die Bühne versammelt und sangen die Internationale in all den verschiedenen Sprachen, die zugegen waren – und jetzt gehen alle?

Gesichter

Das ging alles so schnell, dass sich mein Bewusstsein vor Schreck in mein Stammhirn verzog. Ich stand oder saß da und war unfähig, die Nachgeburt, die sich da vor mir abspielte, in irgendeiner Form zu fassen. Im wahrsten Sinne gefühls- und gedankenverloren legte ich meinen Arm um irgendein drawidisches Grinsegesicht; selbst die letzten müden Selfies vermochten mich nicht aus meiner kathartischen Lähmung aufzurütteln. What?

Mahlzeit

Die Küchencrew, die in den letzten Tagen ohne Jammern und Mucken, und ohne dass es auch nur die geringsten Versorgungsengpässe gab, an die 600 Menschen mit einem noch köstlicheren Essen versorgte als man es in den meisten Restaurants vorgesetzt bekommt, hatten bereits alle Spuren an ihrem Einsatzort verwischt. Alles war gespült und fertig für die nächste unstillbare Horde wie es schien.

Nein, damit kam ich beileibe nicht zurande. Selbst die rauschende Abschiedsfeier, bei der selbst der alte Mortiji und die ansonsten etwas steif wirkende Restaurantbesitzerin das Tanzbein schwangen und all die fleißigen Staff-Burschen aus den anliegenden Hotels eingeladen waren, um mit uns zu feiern, befreite mich nicht aus diesem tranceartigen Zustand.

Sorry, no time!

Das lag vielleicht auch daran, dass die Playlist über weite Strecken ziemlich grottig war und ich wohl lieber in meinem wattigen Kokon aus Verwirrung und Unglauben hocken blieb. Was weiß ich.

Noch verwirrter und fassungsloser war ich, als just zu dem Zeitpunkt, da mein guter Arangoli abreisen musste und ich ihm in dieser schweren Stunde beistehen wollte (Bei ihm zuhause wird es noch um einiges kälter sein als in Deutschland.), sich die Ereignisse überschlugen!

Samweiß wollte mich in ein Auto zerren, weil die indischen Volontäre gemeinsam mit uns feiern und zu Abend essen wollten.
Bitte verzeih mir, mein lieber Samweiß, ich wäre schrecklich gerne mit dabei, aber ich kann Arangoli nicht im Stich lassen.

Frühstück

Den Satz kaum ausgesprochen, hing bereits ein zöpfe- und Brunnenaugen fletschendes Wesen an meinem anderen Arm und lud mich zu sich nach Hause ein.
Es war die süße Kleine, die beim Frühstück am Straßenstand oft neben mir saß und sich ein wenig mit mir unterhalten hat, bevor sie in die Schule und ich in irgendein Meeting musste.

Mein Gott, wie gern würd‘ ich mit Dir und Deinem Großpapa gehen.
Bitte verzeih mir, meine liebe Kleine, ich wäre schrecklich gerne mit dabei, aber ich kann und kann Arangoli nicht im Stich lassen!

Schulweg

Pleeeeease uncle!“
Diese zwei Worte, aus tiefsten
Abgründen brennender Verzweiflung und zermalmter Hoffnung gepresst, drangen in mein Herz und rissen es in Tausend Stücke.
Sie umschlangen meine Seele wie ein eiserner Ring und drückten unbarmherzig zu, bis sie sich vor
Elend krümmte und wand.

Tja, man kann halt nicht auf allen Hochzeiten tanzen.
Hätte mir das jemand in diesem Moment in mein loderndes Gesicht gewatscht, ich hätte jene unflätige Person ungespitzt in das Wellblechdach der nächsten Werkstatt gestanzt und solange Zuckerrohr in ihren klugscheißenden Arsch geschoben, bis ihr der Diabetes aus der Zirbeldrüse gesprungen wäre!

Wellblech

Obwohl sie fester an mir klebte als ein Blutegel, schaffte ich es irgendwann, das schluchzende Bündel behutsam abzuschälen und ihrem Großvater einigermaßen gebrochen zu verstehen zu geben, dass mir Arangoli‘s Abschied einfach verdammt wichtig ist und, und, und-
Doch der nur nickte und lächelte wissend; und ich war ihm so unendlich dankbar in diesem Moment.

Entschwand

OIDAAA!! Was war DAS denn?
Doch zu guter Letzt konnte ich meinen kleinen zentralasiatischen Seelenfreund gebührend in sein Taxi setzen und ihm nachwinken, bis er in der zunehmenden Dunkelheit verschwand.

Aufräumen

Last Call

Dem Ende zu

Morning Glory

Allein

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