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Weißt Du, wie es ist, wenn sich etwas richtig anfühlt?

Du liegst neben einem Mädel. Ihr umarmt Euch, Ihr küsst und streichelt Euch. Alles passt, alles harmoniert und greift ineinander, alles fließt miteinander. Das ist Flow.
Du denkst nicht mehr nach. Du siehst und hörst nichts mehr. Du machst einfach. Es stimmt, es macht Spaß und Du bist erfolgreich. Du gehst im Handeln auf. Das ist Flow.

Mir ging es so, vor langer Zeit, als ich noch pflegte, Handball zu spielen. Ich konnte weder meine Mannschaftskameraden noch die Gegenspieler mehr sehen, geschweige den gut eingeharzten Ball, der da irgendwo auf dem Spielfeld herum flog. Nicht einmal das ohrenbetäubende Getöse der Fans hörte ich.

Und doch fing ich stets und gekonnt das Leder, lieferte haargenaue Pässe in den Lauf meiner Mitspieler und stach meine Gegenspieler mit spielerischer Leichtigkeit aus. Es kam mir vor wie ein Traum.
Ich sah weder Torwart noch Tor, und doch traf ich.

Meine gewöhnliche Wahrnehmung war praktisch ausgeschaltet, ich handelte nur nach Instinkt. Ich spielte, und ich spielte effektiv. Meine Bewegungen waren haarfein aufeinander abgestimmt. Alles fühlte sich richtig und gut an. Ich denke, die Zuschauer hätten bestätigt, dass es in der Tat auch gut aussah.
Es war das beste Spiel meines Lebens. Das ist Flow.

Es reicht aber schon, wenn ich an einem Bach sitze unter einem lauen Sommerhimmel, wenn alles um mich herum absolut perfekt ausschaut, so alltäglich und doch von einer so herzergreifenden Schönheit, dass das gesamte Weltall nicht ausreicht, sie zu umgreifen.

Der Tautropfen aber, der selbstvergessen da drüben auf dem Grashalm baumelt, der kann das. Das lachende Plätschern des Wassers, das in seinem schmalen Bett an mir vorbei strömt, der Bach kann das. Die feuchtgrünen Blätter der Pflanzen im Dickicht, die sich anmutig und einfach perfekt über ihn neigen, die können das. Das Sonnenlicht, das von weither durchs Blätterdach fällt, hilft mir nur dabei, die Schönheit dieser Welt zu entdecken. Das ist Flow.

Oder eben, wenn Du verliebt bist. In diesen beiden Fällen scheint die Wahrnehmung ganz und gar nicht ausgeschaltet:
Die Frau neben Dir sieht richtig aus, ihre Berührungen fühlen sich richtig an, ihre Seufzer hören sich richtig an. Deine Empfindungen, während Du sie streichelst, erscheinen Dir richtig. Alles stimmt, alles gibt sich und geht damit Hand in Hand. Du gehst in diesem Moment der Liebe auf.

Die Grenzen zwischen der Welt und Deinem Körper verschwinden langsam, werden transparent und durchlässig. Es ist, als ob die Welt selbst Dich ergreift, um Dich an irgendetwas zu erinnern: etwas Altes, etwas längst Vergangenes, versunken in den dunklen Meeren des Vergessens. Doch in dem Moment fällt es Dir wieder ein, und alles um Dich herum wird hell und leicht. Das ist Flow.

Irgendwann vielleicht wirst Du Dir dessen bewusst, und die Erkenntnis trifft Dich wie ein Schlag mit einer Discokugel! Du atmest schwer, Dein Herz klopft wie verrückt und Deine Blutbahnen verwandeln sich in reißende Sturzbäche aus kochendem Leben; fast so als ob Du gerade ein schweißtreibendes Handballspiel hinter Dir gehabt hättest.
Du bist high. Du bist erhaben. Es ist das beste Spiel Deines Lebens.
Das! ist Flow.

…Körpereigene Drogen sind eine tolle Erfindung. – Küssen im übrigen auch.