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Durch Hügel

Schon während meiner Zeit in Palenque und San Cristóbal ballten sich düstere Gewitterwolken am Horizont zusammen, die jedoch noch weit weg erschienen. Noch erreichten sie mich nicht.
David und ich fuhren zum südöstlichen Ende von Mexiko, zusammen mit Busladungen voller Sternenstaubfänger; es deutete auf eine große Zusammenkunft hin, von der wir insgeheim nur zu gut wussten.

Der Grenzbereich zu Guatemala wurde beinahe erstickt vom Pilzbefall eines lärmenden und bunten Marktes, der emsig dazu beitrug, den Staubanteil in der Luft jenes Tales konstant zu halten, in das die Passstraße durch das Gebirge eingebettet war.

Geschäftig

Vom Hostel in San Cris aus hatten ein Shuttle gebucht, was bedeutete, dass wir vom mexikanischen Colectivo-Fahrer zu Fuß von einer Zollstelle zur nächsten bugsiert, um uns die notwendigen Stempel abzuholen. Danach packte er uns in das guatemaltekische Pendant seines Kollegen, der uns schlussendlich nach Panajachel am schönen Lago Atitlán kutschierte.

Ich würde den Job ja nicht machen wollen, der sah unentwegt ganz schön genervt und unentspannt aus. Vielleicht lag das aber auch an seinem Wesen, wer weiß das schon.
Dabei dachte ich mir die ganze Zeit nur, wie schön es gewesen wäre, statt wohlig verpackt im Shuttle-Service einfach gerade heraus in einen Minibus dorthin zu steigen und das ganze Spektakel ohne fremde Hilfe zu erleben.

Boden

Das hängt wiederum damit zusammen, dass ich mich, wie bereits erwähnt, auf diese Weise mehr auf dem Boden der Tatsachen fühle, fester verwurzelt mit dem Land um mich herum. Allein, ich hätte mehr Zeit auf dem Markt um die Grenze herum verbringen wollen, denn er verströmte eine fremdartige und eigentümliche Atmosphäre; so eine Art prä-Glitzerdesign Duty-Free-Bereich.

So in etwa könnte München zu seiner Gründungszeit ausgesehen haben, als noch Brückenzölle über die Isar verlangt wurden, nur altertümlicher, feuchter und grantiger.
Ja, irgendwie mag ich diese ganz eigenartige Ausstrahlung von Grenzübergängen, vor allem wenn man die Möglichkeit hat, sie zu Fuß passieren und dabei voll und ganz auskosten zu können.

Nirgendwo

Sie verströmen ein seltsam zerrendes Gefühl von Ungewissheit und Freiheit, gewürzt mit einer Messerspitze Abenteuer. In einem schmalen Streifen Niemandsland zu stehen und sich unwillkürlich zu fragen, was wohl geschehen würde, wenn man einfach dort bliebe…

Vielleicht nächstes Mal. In der Dunkelheit erreichten wir Panajachel am Ufer des von dräuenden Vulkanen umringten Atitlán-Sees, tiefgründig touristisch erschlossen und mit kapitalistischen Kletterhaken versehen. Doch auch dort gefiel mir der Vibe, als wir in der ameisigen Hauptmeile abgeladen wurden und wir uns auf die Suche nach einer Bleibe für die Nacht machten.

Herr Atitlán

Auch später, als wir auf der Hetzjagd nach Nahrung runter zum See marschierten, spuckten Colectivos Landungsbooten gleich noch immer mondäugige Hippies aus ihren Eingeweiden, es mutete an wie eine epidemische Automobil-Krankheit mit biologisch nachhaltigem Erbrechen.

Es nimmt auch nicht Wunder, denn auf der anderen Seite des Sees in der Nähe des Ortes Santiago fand über Neujahr ein Festival statt mit dem vielsagenden Namen: Cosmic Convergence.
Alles klar? Genau darauf hatten wir es natürlich alle abgesehen.

Anderes Ufer

Zunächst jedoch schwebte es noch wie eine Seifenblase voller Geschichten, Legenden, und sanft kitzelnder Spannung am Rande meines erwartungsfrohen Gemüts, denn genau vor mir zeichneten sich in der samtenen Nacht die dunklen Kegel zweier Vulkanriesen am gegenüberliegenden Ufer ab, die die Szenerie in erhabene Unwirklichkeit tauchten.

Unter dem sternenklaren Himmel fragte ich mich, wie das wohl bei Tag aussehen mochte. Doch grade in diesem schönen Moment tauchten an meinem eigenen Himmel wiederum unheilschwangere Rauchschwaden auf, und ich wurde still.

Außen

Das lag ein bisschen auch daran, dass David vor lauter Vorfreude wie ein aufgezogenes Rumpelstilzchen umherhüpfte und nicht mehr aufhörte, manisch zu quasseln.
Obwohl ich das so gut verstehen kann und mich durchaus selbst das eine oder andere Mal in einem ähnlich verzückt verklärten Zustand befand, war ich in jenem Moment doch nur mehr davon genervt, da ich mich innerlich eben an einem gänzlich anderen Ort befand.
Hier hatte im übrigen mittlerweile der bleiche Sensenmann die Finger im Spiel, doch davon später.

Charmeur

Am darauf folgenden Tag schnappten wir das Fährboot, das uns stiebend und schnalzend über den spiegelglatten See nach Santiago schoss. Zuvor jedoch erhaschte ich noch einige Momente an jenem traumgleichen Ufersteg mit weit ausladenden Blicken über den See, der verstörend täuschend nach einem zentralasiatischen Eroberer klingt, und seine konische Schildwache mit chronischem Sodbrennen.

Ausgebrochen sind sie allerdings wohl schon länger nicht mehr, denn dunkle Wälder zogen sich die Hänge hinauf bis an den Rand des geologischen Pickels.
Die Sonne stand hoch und kräftig, in der Luft lag Vorfreude und bange Erwartung, von der der einheimische Fischer in seinem Holzkanu allerdings keine Notiz zu nehmen schien.

Bescheidenheit

Er begnügte sich damit, als unscheinbares und bescheidenes Herzstück dieses prachtvollen Gemäldes vor meinen Augen zu dienen.
Bereits die Hinfahrt zu diesem magischen Ort hatte sich umwerfend schön präsentiert mit majestätischen Gebirgszügen und Hügelketten, die die Straße flankierten, auf der wir scheppernd unterwegs gewesen waren.

 

 

 

 

Nie genug

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