Zu schnell? Einmal zurückblättern, sehr gern: Drachengelüste…
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Ich wusste in dem Moment nicht, der da wen stützte. Es war mir auch egal, solange wir gegen keine fundamentalen Gesetze der Physik verstießen.
Ich wusste allerdings, auf welche Art einer Woche ich mich damit einließ, doch das hat es am Ende nicht einfacher gemacht. Aber selbst das wir mir egal. Unser Plan hatte funktioniert, und wir hatten sogar ein Bett für die Nacht, was will man mehr außer Pupusas zum Abendbrot?
Das sind dicke und mit Allerlei gefüllte Tortillas, da stehen die Salvadorianer ganz besonders drauf. Im Prinzip ist Streetfood hier gleich Pupusas. Wenn man Glück hat, verkauft ein Stand Pizzas oder Hühnerbeinsuppe. Na, nicht ganz, aber annäherungsweise lässt sich das so pauschalisieren, ähnlich wie der Satz: „Guatemala City ist vom Teufel.“
Das stimmt eigentlich gar nicht und irgendwie doch, je nachdem, in welchem Viertel man morgens aufwacht und wie viele Organe einem fehlen.
…Krass! Schon der zweite Artikel, und ich hab’ noch kein Wort darüber verloren, was wir hier gemacht haben oder warum wir überhaupt in den westlichen Bergen von El Salvador gelandet waren. Hervorragend.
Wohlan, lasst mich damit beginnen, dass Patricia wie bereits angedeutet zu jener Zeit ein eeetwas anderes Reisetempo hellauf bevorzugte und gewohnt war als der liebe To.
Im Kleinen lag das einfach daran, dass sich ihr Energieniveau von meinem insoweit unterscheidet wie das eines aufgescheuchten Kolibris von einer schläfrigen Schildkröte.
Und damit setze ich mich nicht herab, ich respektiere und bewundere Schildkröten zutiefst, vor allem ihren kuschligen Panzer.
Anderer Vergleich: vorhin erwähnte ich den Mariannengraben. Wenn Ihr Euch also meinen Aktivitätsdrang ungefähr da unten vorstellt, dann läge der von Patricia auf dem Mount Everest-Base Camp.
Wobei, wenn man ihre Faszination für die Sterne und das All bedenkt, vielleicht wäre dann die Südflanke des Olympus Mons auf dem Mars angebrachter.
Jeden Tag Action, Action, Action, auf geht’s! Wo ist noch Platz, wo ist noch Luft, am liebsten alles gleichzeitig und gestern.
Nicht das ich nicht kenne. Mir kam es vor wie eine kalte Zeitwatschn aus meiner Verdrangenheit, ein unangenehm juckender Backflash in meine schlimmsten Reisezeiten, wo mein Gierschlund größer war als jeder Reiseführer.
Die auch irgendwie geil waren.
Und dementsprechend hat es auch irgendwie Spaß gemacht auf der Foodmesse in Juayua („Huajua“), im Café mit dem Star Wars-Museum* im kleinen Apaneca, am Strand von Los Cobanos, wo uns die goldigen Schulstipendiaten auf Ausflug überfielen, um Englisch zu üben, in den heißen Thermalquellen von Alicante, …
…auf dem Santa Ana-Vulkan mit seinem beeindruckenden Schwefelkrater und dem grün dampfenden See tief unten, in der abgefahrenen Absteige im zwielichtigen Bahnhofsviertel der gleichnamigen Stadt und unter den Wasserfällen wiederum in der Nähe von Juayua („Huajua!“).
*Tooom Alter (gemeint ist der Biber), das ist grandios, das ist unfassbar, das ist der Hammer! Aber Chris hat einen dunkelhäutigen Zwillingsbruder, genau hier in El Salvador in einem kleinen, nichtssagenden Kaff irgendwo im Nirgendwo, und ich weiß nicht, ob sein heiliger Zimmerschrein nicht sogar noch größer ist als der von Chris.
Ist das nicht voll schräg? Endsgeil, ich steh so hart auf den Scheiß!
So. Habe ich was vergessen? Das waren sechs Tage in ihrer Welt. In meiner vergingen Zeitalter und Universen. Derart viele Busfahrten und die damit verbundene Unterbrechung der Durchblutung der Beine reichen mir normalerweise mehrere Wochen.
Fairerweise muss ich sagen, dass es im Großen einfach auch daran lag, dass Patricia’s Tage gezählt waren. Im Vergleich zu meinen fünf hatte sie nur einen Monat zur Verfügung, und der will gut genutzt sein, keine Frage. Wenn man schon mal da ist.
Dachten wir uns auch, als wir die Herde aus dürftig verdecktem menschlichen Fleisch sahen, die sich da quälend langsam den Vulkan hochschob wie erkaltete Lava mit Orientierungsproblemen.
Das ist die Tour? Fffffvermaledeit. Das waren locker hundert Leute oder mehr, die da von maximal fünf Guides almaufgetrieben wurden.
Na, dann schauen wir uns den Spaß mal an, was blieb und auch anderes übrig? Allein durften wir nicht, weil im Gebüsch lauerten viele Gefahren, eventuell mit Macheten bewaffnet, wollen wir also nicht so sein.
Mei, eigentlich war es ganz lustig, weil es handelte sich bei der vernichtenden Mehrheit um einheimische Touristen auf Osterurlaub. Ich hatte das Gefühl, so eine Art Meta-Tourist zu sein, wenn Ihr versteht, was ich meine. Diese Sehenswürdigkeit lief für mich auf zwei Ebenen ab: einmal der Vulkan an sich, klar, aber dann war es auch ziemlich interessant zu beobachten, wie die Salvadorianer so drauf sind on the road.
Eigentlich war es ganz lustig. Bis auf die nervtötende und unfassbar zeitraubende Tatsache, dass wir insgesamt dreimal zur Kasse gebeten wurden. Einmal am Eingang zum Park, okay, normal, dann zu Beginn der Tour ein bescheidener Obulus für die Guides, von mir aus gern, aber dann währenddessen schon halb im Berg bauen die Spaßvögel nochmal ein Kassenhäuserl auf!
War das die heilige Opfergabe für den Gott des Vulkans, brauchte da noch wer einen Job oder warum muss ich mir deswegen das Hirn zerrupfen? Das hat locker eine halbe Stunde gedauert, bis da alle drölfzig Manschgerl durch waren und wir endlich an der Reihe waren! Wertvolle Zeit, die uns oben selbstredend abging.
Und was spricht dagegen, einfach nur einmal gesammelt Eintritt zu verlangen, bevor Sodom und Gomorrha den Turm zu Babel besteigt??
Nein, da beruhige ich mich nicht, das ist verdammt nochmal nicht zu deutsch!! Das ist ganz einfach bescheuert und unnötig wie ein kalter Kropf.
Aber Gott sei Dank ist einem das alles egal, wenn man schließlich oben am Abgrund steht und sich langsam die Nackenhärchen aufstellen, um besser sehen zu können.
Allein schon die mondartige Landschaft mit ihren struppigen Gebüschen und blühenden Kakteen war beinahe nicht von dieser Welt, aber was sich mir auf dem Kraterrand dann bot, das war schon, also sowas, mit Verlaub, aber: oho!
Weil, das war ein richtiger Krater! So ein gähnender, wisst Ihr, wo es tief und steil runter geht und man bis auf den Boden sehen kann, wo Schwefel und Unheil verkündende Dämpfe von einem giftgrünen See aufsteigen.
Vielleicht klingt das komisch, aber oft ist es tatsächlich so, dass Vulkankrater zugewachsen, verschüttet oder sonstwie entstellt sind, und man nicht so richtig auf die digge Experience kommt, yo.
Aber das hier, das hat gefetzt wie eine Schüssel Milchreis mit Zimt! Da, seht Ihr ihn? Ist das nicht ein FETTER Krater?? Hammer. Voll der Mega-Krater, Mann. Geil.
Wie? Zeit vorbei? Müssen wir wieder runter?
Ok, ok. Nich’ schubsen, ja?
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Du Schwein warst auf ner Essensmesse ohne mich!!!! Zzzztttt..Dann störts dich ja wohl auch nicht das ich gestern nen Schluck vom 15er Maccallan zum Frühstück getrunken hab. Jaaaaa kurz hab ich überlegt „öffnen oder nicht“ aber es war eine gute Entscheidung. Evtl. frühstücke ich morgen den 21er Glenmorangie
GEHN’SE RUHIG WEITER OHNE MICH AUF Messen mit viel Essen
Fair enough. 😉 Wie war der Glenmorangie? Fruchtig? Leichte Erdbeernote? Geröstete Cashew-Kerne im Abgang? Ja Alter, Streetfood vom Allerfeinsten, da fällt dem Schuhbeck-Hanswurschdi aber sein künstlicher Scheitel aus. Auf die nächste nehm ich Dich ganz bestimmt mit, Du Plage, ich geh’ wieder, keine Frage! 🙂