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Erkunden

Ab da wurd’s jedoch siedend besser. Kaum waren Elvis und ich ins „Bale Mountain Motel“ eingecheckt, eine etwas aufgematschelte Affäre, stand mein Plan auch schon für die kommenden vier Tage.

Zusammen mit einem Guide, einem Lastpferd sowie angeleintem Flüsterer wollte ich nämlich einen Teil des Bale-Gebirges erkunden; und das sogar zu einem durchaus annehmbaren Preis, wenn ich laufende Kosten für Essen und Übernachtung abziehe, die ich so oder so hätte berappen müssen.

Dodolla

Das Gros der Informationen bekamen wir vom Empfangschef, ein lustiger und charmanter Zeitgenosse, der uns professionell und doch lässig willkommen hieß. Wir plauderten ein wenig mit ihm, bevor wir eine kurze Besichtigungsrunde durch das Dorf drehten.

Wir befanden uns nunmehr im Gebiet der Oromiya, die meisten Menschen dort waren Muslime, was sich im Stadtbild durch mehr Bärte und wallende Gewänder auszeichnete. Das quirlige Leben spielte sich hauptsächlich an der geteerten Hauptstraße ab mit ihren vielen Geschäften, Cafés, Restaurants und den allgegenwärtigen Unterständen der „shoe shine boys“, dem hehren Stand der Schuhputzer.

Passanten

Ein Passant schaute mich eines Tages ganz entgeistert und ungläubig an, als ich ihm eröffnete, dass es so etwas in Deutschland nicht gäbe. Fassungslos und konsterniert stand er da: das konnte der nicht überreißen, das ging ihm über den Tellerrand.

Dahinter Feldwege mit einem schmalen Streifen Wohngebiet. Irgendwo da hinten wohnte auch Shibru, der Empfangschef. Die kurzen Gespräche mit ihm waren recht erbaulich, allerdings wollte ich nicht viel mehr mit ihm zu tun haben.

Wohngebiet

Denn unter seiner weltmännischen Art schwelte etwas Dunkles, etwas Durchtriebenes, seine Augen schienen wie tot. Mei, vielleicht war er bereits zu lange im Tour-Business gewesen, wie so viele, oder hatte einfach generell zu viel gesehen von der Welt.
Wenn ich mir seinen mündlich überlieferten Lebenslauf so anschaue, macht das durchaus Sinn.

Der Typ hat so ziemlich alles ausprobiert und liebt die Herausforderung. Er hat vier Kinder von zwei Frauen, eine davon aus Europa. Klar, dass das irgendwann schlaucht.
Zu viele Gesichter, zu viel belangloses Gerede, das stumpft ab, macht träge.
Es wunderte mich denn auch nicht, als ich ihn am frühen Nachmittag beim ersten Bier sah.

Morgen

Aber zurück zum Thema. Verpflegung gab es unterwegs keine, also musste ich mein Essen für die kommenden Tage am nächsten Morgen einkaufen.
Back to the roots indeed: Erinnerungen an Neuseeland und Containerladungen von Zwei-Minuten-Nudeln wurden wach.

Immerhin konnte ich es mir dieses Mal erlauben, überwiegend echte Nahrung zu erstehen (was man heutzutage oft als „biologisch“ bezeichnet), weil wir dafür ja den Gaul hatten. Zudem gönnte ich mir frische, will sagen ungeröstete Kaffeebohnen und ein Glas Honig, der für meinen Geschmack allerdings eine etwas giftige Farbe aufwies.

Farewell

So, was noch, Brot und Gemüse, ganz wichtig: Avocados! und los geht’s. Halt! Erst musste ich mich noch ein zweites und letztes Mal von meinem guten Freund Elvis verabschieden. Kurz, aber herzlich – das war das.

Wir ließen Dodolla schnell hinter uns und marschierten unter dem Glären der Sonne über strohgelbe Felder und vereinzelte Gehöfte in Richtung Berge. Schon wenige Kilometer nach der Ortschaft sah ich fast nur noch Pferdekutschen und Reiter dahinziehen; lediglich ein paar abenteuerlustige bajajs wagten sich über die unebene Geröllpiste ins Hinterland.

Kampf

Fast fühlte ich mich zurückversetzt in ein vergangenes Jahrhundert, wäre da nicht ab und an das wütende Knattern eines geschundenen Motorrads an mein Ohr gedrungen. Spätestens der Toyota-Pickup, der spotzend an uns vorbeibretterte, als wir eben unter den lindernden Schutz des Blätterdachs gelangten, zerstörte roh und ungehobelt auch das letzte bisschen Romantik.

In jenem Waldstück gab es ganz betörende Bäume, die mich mit ihren demütig nach unten hängenden Bärten ein wenig an Trauerweiden erinnerten. Von weitem hielt ich sie mit meinem Laienblick für eine spezielle Art Pinien, doch Ismail, mein kundiger Guide meinte, das sei Wacholder.

Gebüsch

Moment, Wacholder ist doch – ein Gebüsch! Ha. Ich wusste ja gar nicht, dass das ausgewachsene Bäume werden können. Siehste mal.
Sodann führte uns der Weg stetig nach oben zur ersten Lodge auf etwa 3.300m (Zum Vergleich: Dodolla liegt annähernd 2.500m über dem fernen Meeresspiegel.)

Nach der unbarmherzigen Grillparty über offenem Gelände war die kurze Waldwanderung angenehm wohltuend, obwohl meine Schultern und pfeifenden Lungen energisch Einspruch dagegen erhoben. – Abgewiesen!
Obwohl, insgeheim hatten sie natürlich Recht, ich war definitiv noch nicht in Form.

Zellen

Zum Wacholder gesellten sich später Bambus, dann doch die eine oder andere Pinie sowie ein eigenartiges Gewächs, die ich noch niemals zuvor gesehen hatte. In deren hoch aufstrebenden Ästen tummelten sich Paviane und diese coolen, schwarz-weißen Colobus- oder Stummelaffen, die ich schon aus (H)awassa kannte und die aussahen wie eine inzüchtige Brut versnobter Aristokraten.

So schlimm wie ich dachte, war der Anstieg allerdings dann nicht: am frühen Nachmittag erreichten wir die Wahoro-Lodge im Schatten eines bewaldeten Hangs. Zuerst dachte ich, es wären die Toiletten, aber dann erkannte ich, dass in jener einfachen Eremiten-Zelle doch genug Platz für ein Bett war.

 

Schatten

Reiter

 

 

 

 

 

 

Zeitreise

Zu Fuß

Hinterland

 

 

 

 

Gesellen

Clean Shoes

Strohgelb

 

 

 

 

 

Hauptstraße

Ismail

Geröll

 

 

 

 

 

Bale

Gehöft

Gelände

 

 

 

 

 

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