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Melancholie

Aber ich höre jetzt auf, da ich ja nicht pausenlos über Fortbewegungsmittel und deren Straßen nörgeln darf. Bleibt das Wetter, denn untermalt wurde diese absonderliche Rallye von ewigem Nieselregen. Zu dieser eher melancholischen Gebirgsszenerie gesellten sich nun Tabak- und Sojabohnenfelder.

Der Grenzübertritt nach Malawi aber war lustig!
Das Immigration Office befand sich etwa drei Kilometer von einem winzigen Dorf namens Hewe entfernt, das nicht einmal Google Maps findet. Aber da war keiner, also, im Office.

Nicht einmal

Erst eingehende Nachforschungen ergaben, dass der Diensthabende gerade zu Hause beim Essen zu sein pflegte. Wir mussten ihn also grob von seiner Mittagspause hinweg zerren, und das war mir gar nicht recht. Aber was konnte ich schon tun? Als blutiger Msungu brauchte ich aals einziger einen Einreisestempel, und zwar pronto, denn auf mich wartete ein Pick-up voller Fahrgäste auf die Weiterfahrt.

Aber der war bester Laune, ja, ganz aufgeregt schien er mir. Kam also im Stechschritt heran geflogen, und zog sich beim Gehen noch seine Uniformsjacke an, Mütze nicht vergessen. Dann entschuldigte er sich sogar BEI MIR, weil es solange gedauert hätte…

In der Gegend

Zum Vergleich: Wennst einen königlich-bayrischen Hofbediensteten von seinem Schweinsbraten wegzarrst, reißt der Dir im besten Fall den Kopf ab.
Nicht so dieser Grenzbeamte, der hat sich gefreut wie ein Schnitzel und
zeigte sich offensichtlich ganz fahrig vor lauter Eifer und Tatendrang.

Für den war das wahrscheinlich das Highlight seit Jahren oder vielleicht sogar überhaupt, dass der mal einen waschechten Touristen durchwinken durfte. Ganz ehrlich, wer sollte sich bloß so einen Höllentrip rein ziehen, der noch ganz schaller in der Birne ist? – Tatsächlich war ich mir lange Zeit nicht sicher gewesen, ob ein Grenzübertritt in der Gegend überhaupt möglich sei.

Studenten

Es wurde schnell klar, dass ein solcher Fall in der Tat derart lange zurück liegen musste, dass er mit den Formalitäten um meinen seltsamen deutschen Reisepass hoffnungslos überfordert war. Vielleicht hatte er das auch nur in der Theorie damals gehört während seiner Ausbildung. „Aber mach Dir keinen Kopf, bei Euch da oben kommt sowas eh nie vor.“ – Hm. Jedenfalls dauerte die ganze Prozedur eeewig.

Am Ende musste ICH IHN darauf hinweisen, dass auf dem offiziellen Einreisestempel noch das falsche Datum eingestellt war: 30.01.2003 statt 31.01.2013. An dem Tag hatte er ihn wahrscheinlich zum letzten Mal benutzt. „Oooh. Tank yu so much!“
Mir kam das alles vor wie ein Kaiserschnitt, der von einem
jungen Studenten durchgeführt wurde, der es gar nicht erwarten konnte.

Trrust

Aber, mit vereinten Kräften haben wir es am Ende hinbekommen. Ich dankte ihm für die glänzende Unterhaltung und entschuldigte mich vielmals für die barsche Störung, aber wie gesagt, ich glaube, das war eher so eine win-win Situation.
Die anderen Fahrgäste freuten sich auch, denn endlich konnte es weiter gehen.

Ich kann Euch gar nicht sagen, wie froh ich in meiner Seele war, als ich am frühen Abend unter der heißen Dusche meines Hotels in Rumphi stand und gefühlte fünf Kilo Schlamm und Kruste und Jahre der Mühsal von meinem wettergegerbten und zerfransten Körper wusch.

Abkürzung

Bei solcherlei Bedingungen war es gar nicht mehr die Frage, wann man ankam, sondern ob man überhaupt irgendwo ankam. Meine diesbezügliche Frage beantwortete mein von Herzen treuer und über alle Maßen hilfsbereiter Gefährte Claudi lakonisch:
„In God we trrust.“

Alles in allem hatte mich diese besonders clevere Abkürzung aber nur etwa drei bis vier Tage gekostet. – Teh, das war wahrhaftig die Schnapsidee des Jahrhunderts gewesen. Immerhin, coole Anekdoten zum Angeben und Erzählen, sowas passiert Dir auf dem Highway nicht, keine Frage.

Zermalmt

Aber es war mör-der-isch, glaubt es mir. Ich war zerquält und zermalmt und hunde-, ach was Todes und des Lebens an und für sich müde. Mein Hintern fühlte sich an wie Hagebuttengelee.
Welcome to the Sambia
Backbone Massacre!

Wenigstens waren die Unterkünfte und die Verpflegung in jenem vergessenen Teil des Landes einigermaßen günstig. Dazu gab es einfache Kost sowie Kübelduschen und rustikale Plumpsklos.

Einfach

Abgesehen davon war Sambia im Vergleich zu den südamerikanischen und asiatischen Ländern, die ich bis dahin bereist hatte, verhältnismäßig teuer.
Einfache Hotelzimmer lagen zwischen zehn und dreißig Ois, Hostelbetten, überaus rar, bei sieben bis zehn und fürs Campen musste ich
immer noch um die fünfe berappen.

Gerichte kosteten etwa drei bis sieben Euro. Okay, für um die zwei konnte man auch was ganz Einfaches kriegen, aber dann lag der Schwerpunkt tatsächlich eher auf (verzweifelter) Nahrungsaufnahme als auf Genuss. Und noch waren wir nicht da.

Ufer

Tag 4: Rumphi nach Nkhata Bay, Shared Taxi und Minibus, Ladung: fast nur Menschen

HALLELUJA! Tarmac, last but not least. Ich hätte nie gedacht, dass ich mich einmal so sehr über dies hässliche graue Unding freuen könnte, das sich wie ein bleiernes Korsett über den Erdboden legt und ihm die Luft zum Atmen abschnürt. Aber so war es.

Zum ersten Mal nach Tagen (Waren es nicht Monate?) der Ladeflächen und des Beckenschreckens befuhren wir abermals eine anständige, wunderbar softe Teerstraße. Innerhalb von nur zwei Stunden! war ich eeeeendlich endlich an meinem so heiß ersehnten Ziel am Ufer des riesigen Malawi-Sees angekommen.

Und was meine ermatteten, vor Kummer und Sorge rot geränderten Äuglein dort erblicken durften, das erfüllte mich mit urwüchsigen Tränen der Freude und der Erleichterung nach diesen langen, von heißer Qual und bitterlicher Entbehrung erfüllten Stunden, als ich gefangen war zwischen schwarz finsterer Leere und namenlosem Zwielicht. Kommt mit…

Erblicken

Soft

Tabak

Zwielicht

 

 

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