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Zu schnell? Einmal zurückblättern, sehr gern: Ausnahmezustand…
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Entspannt

Himmel sei Dank war das nicht der Fall, zumindest nicht in den darauf folgenden Tagen. Im Gegenteil schien sich die Lage sogar etwas zu entspannen. Im Süden waren die Straßen frei, so dass ich einen Tag vor meiner Rückkehr in die Heimat ganz normal in einem öffentlichen Bus in mein letztes Hostel in der Nähe des Flughafens fahren konnte.
Wie gesagt, manchmal schien die Situation trügerisch alltäglich zu sein.

Da hatte es die deutsche Volontärin, neben der ich im Flieger von Managua nach Panama City saß, schon um einiges schwerer, denn sie näherte sich der nicaraguanischen Hauptstadt von Norden her, was sich anscheinend nicht ganz so einfach bewerkstelligen ließ, da die Blockaden dort hartnäckiger waren.

Verloren

Sie war vollkommen fertig und fassungslos, dass sie nach eineinhalb Jahren Freiwilligendienst das Land, das sie schätzen und lieben gelernt hatte, so überstürzt verlassen musste! Denn die Bundesregierung zog aufgrund der Unruhen sämtliche Volontäre aus Nicaragua ab, und sie stürzte in das Schwarze Loch eines vorgezogenen und hübsch ausgemalten Kulturschocks.

Auf mein neugieriges Nachfragen hin bestätigte jedoch auch sie meinen Eindruck, dass die negative Haltung der Nicaraguaner gegenüber Reisenden nicht nur von der gegenwärtig aggressiven Stimmung im Land herrührt, sondern tatsächlich auch daran liege, dass sie Touristen quasi mit amerikanischen Gringos gleichsetzen.

Distanz

Und die Vereinigten Staaten haben wohl verständlicherweise fast überall in Lateinamerika einen schweren Stand.

Das ist natürlich ungerecht und speiübelst über den Kamm geschoren, aber es ist, wie es ist. Trotzdem fasziniert es mich weiterhin, denn wie gesagt könnte man dem theoretisch in einigen der Nachbarländer begegnen, wo es – nur als Beispiel – mit der Bildung ebenfalls nicht zum Besten steht, die so etwas abmildern oder vielleicht sogar verhindern könnte.

Local

Aber irgendwie scheint Nicaragua auch in diesem Zusammenhang eine Sonderposition einzunehmen, was sich wiederum mit meinen ersten Eindrücken deckt, als ich vor etwa sechs Wochen in das Land einreiste.
Hier fiel mir auch zum ersten Mal in meinem Backpacker-Leben vermehrt auf, dass Leute im Bus sich von mir wegsetzten, sobald ein anderer Platz frei wurde.

Und es lag sicher nicht daran, dass ich mich etwa nicht rasiert oder geduscht hätte…
Das hab’ ich woanders auch nicht.
Nein, im Ernst, es schien Ihnen tatsächlich unangenehm zu sein, neben einem Touristen zu sitzen; was zugegeben auch an Schüchtern- oder Verlegenheit gelegen haben könnte. Nichtsdestotrotz passt es gut ins psychische Puzzle der Locals.

Ausnahme

Wie an anderer Stelle bereits erwähnt, es gab durchaus aus Ausnahmen. Die Busfahrer in Managua zum Beispiel sahen mich nur kurz von Kopf bis Fuß an, als ich nach dem Fahrpreis fragte, und winkten grinsend ab: „Basst scho.“ Wahrscheinlich war es ihnen einfach zu stressig, für die paar Centavos einen Aufwand zu betreiben.

Doch nicht nur das, sie haben mir zudem und regelrecht ausufernd beim Umsteigen geholfen!
Ich war so perplex und fassungslos, dass ich zu konsterniert war, um mich zu bedanken, was mir im Nachhinein voll Leid tut.
Aber das hat mich echt auf dem falschen Fuß erwischt.

Begleiter

Gesehen habe ich nicht wirklich viel von Granada, dazu war die Zeit und auch meine Motivation zu kurz, deswegen will ich auf nähere Beschreibungen verzichten. Vielleicht nur soviel: Ähnlich wie León verfügte sie über eine hübsche Altstadt und selbstverständlich die allgegenwärtigen bunten Häuserfassaden, die mich während meiner ganzen Reise treu begleiteten.

Und noch ein paar Kreise begannen sich, scheinbar zufällig und beiläufig, zu schließen.
Als ich auf dem Weg zum Markt war, tönte aus einem Ghettoblaster am Straßenrand zum letzten Mal Luis Fonzi’s Chartbreaker, der mir ähnlich ergeben war wie mittelamerikanischen Häuserwände.

Faszinierend

Während einer meiner letzten Spaziergänge kam ich zufällig an einem Baseball-Stadion vorbei, wo eben zwei Jugendmannschaften im Begriff waren, gegeneinander anzutreten. Denn auch das ist eher einzigartig in Nicaragua, wenn man es mit seinen Nachbarn vergleicht (zumindest die, die ich gesehen habe): trotz aller Animositäten wird der US-amerikanische Sport hier ganz groß geschrieben: „Safe! Safe!“

Am Tag meiner Abreise aus Granada saß ich morgens am Frühstückstisch eines Cafés mit Blick auf einige aufgematschelte, kolonial-herrschaftliche Säulen-Divas. Als menschliche Metapher sehe ich da eine verzogene High Heel-Tussi mit Goldgeklimper, überspritzten Lippen und Gucci-Sonnenbrille vor mir stackseln, von der sachte die Solarium-Bräune abblättert wie buntes und vertrocknetes Laub im Herbst.

Abgeblättert

Es war an jenem Tag, als ich in den sauren Apfel beziehungsweise meine letzte Tortilla biss. Auf dem Rückweg zum Hostel winkten mir ein paar Kids von einem Schulfenster aus zu: „Good Bye!“ Als ob sie es gewusst hätten.
Natürlich hatte ich das schon öfter gehört: es war einfach der einzige Gruß, den sie auf Englisch konnten. Trotzdem ein schöner Zufall.

Kokos

Von der Terrasse des praktischen und abgesehen davon wirklich nicht weiter der Rede werten „Flying Hostel“ um die bequeme Ecke von Managua’s Flughafen blickte ich vom Balkon aus auf die letzte Kokosnusspalme sowie einen letzten Baum mit strahlend roten Blüten; auch sie ungebrochene Wegbegleiter, die ich vielleicht am allermeisten vermissen werde. Sie und die vor Ahornsirup triefenden Pancakes, die ich so sehr liebe und die ein wunderbares Klischee erschaffen haben.

Denn eines sollte man niemals vergessen:
Life is always better when there is a pancake around!

 

Diva

Schminke

 

 

 

 

 

 

 

Holzklasse

Terminal

Ausgedient

Werte

Spazier Spalier

 

 

 

 

 

 

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