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Zufällig

Um mich jedoch von derart skurrilen Gedankengängen wieder auf den Boden der Gegenwart zurückzuholen, ging ich einen Laden und kaufte zur Sicherheit eine zweite Kaffeekanne, da ich auf meinem Heimweg zufällig am Markt vorbeikam.

Weil sie schön war und es Spaß machte, mit der netten Verkäuferin um einen Holzstopfen und runden Betrag zu feilschen.
Und noch ein ganz und gar unerwartetes und deshalb umso denkwürdigeres Geschehnis tat sich da vor meinen Füßen auf, als ich so unbedarft und leichten Sinnes durch die Straßen wanderte.

Leichter Sinn

Die ganze Episode hatte eigentlich damit begonnen, dass ich immer schon einen Goldzahn haben wollte; das fand ich endscool und sollte meinem generellen Erscheinungsbild vielleicht etwas Verwegenes verleihen. Verschiedene Zahnärzte hatten mir dies jedoch beharrlich ausgeredet, die können da recht dickköpfig sein.

Aber Gold faszinierte mich, dabei blieb es. Was es wohl an sich haben mag?
Irgendwie bringt es eine tief verborgene Saite in mir zum Klingen, ähnlich wie die Stadt es tat, ich weiß auch nicht. Aber irgendwann einmal wollte ich etwas aus möglichst reinem Gold besitzen, das war fix.

Zunft

Jetzt gab es da unweit von meinem Hotel, in dem ich für moderate zehn Euro pro Nacht in einem stattlichen Einzelzimmer residierte, ein ganzes Zunftviertel aus Gold- und Silberschmieden, deren Auslagen mich immer mehr verzückten und in ihren Bann zogen.

Vor allem der schlicht gehaltene Fingerschmuck hatte es mir da angetan, der mich unweigerlich und wie sollte es anders sein, an den Einen Ring des Dunklen Herrschers Sauron erinnerte.

Winzig

Als ich schließlich, zögernd und vor innerer Erregung zitternd, die dortigen Preise mit denen des allwissenden Internets verglich, begann mein Herz immer höher und ungeduldiger zu schlagen: „Nanu, kleines Ding, wie ist Dir nur? Was willst Du mir sagen?“

So dass ich zum Schluss nicht anders konnte, als ihm zu folgen und auf mein Bauchgefühl vertrauend eines dieser winzigen und glitzernden Geschäfte betrat.
Der Verkäufer sprach erstaunlich gutes Englisch und war mir vom Fleck weg sympathisch und gefällig; wie so viele andere hatte auch er einen Bruder in Frankfurt.

Ähnlichkeit

Nach einem kurzen und erquicklichen Hin und Her, umrahmt von Momenten des inwendigen Lauschens entschied ich mich schließlich für einen drei Gramm federleichten 21-Karäter, für den ich in Deutschland leicht und easy mehr als das Doppelte bezahlt hätte. Wenn nicht gar das Dreifache, jawohl! Denn der gute Mann fertigte ihn eigenhändig für mich an noch am selben Tag, da er ihn so nicht vorrätig hatte.

…Ich stelle mir vor, wie er sich in einen wallenden, schwarzen Umhang hüllt, einen lang gezogenen Eisenhelm aufsetzt, ähnlich dem Totenschädel eines Pferdes, und in einen abgrundtiefen Schlund hinabsteigt, um den Ring in den Feuern und Schmelzöfen der Erde zu schmieden, um ihn sodann triumphierend in die Höhe zu recken!
Ein Ring

Reserve

Vielleicht übertreibe ich an der Stelle ein klein wenig, das kann sein.
Insgesamt sollte das gute Stück etwa 160 Euro kosten – von denen gerade einmal fünf für die Herstellung entfielen.

Insgeheim widerstrebte es mir, noch einmal so ausführlich in die Tasche zu greifen, aber da waren ja noch an die zweihundert Dollar als eiserne Reserve in meinen Sachen verteilt, die ich sowieso nicht mehr brauchte zu dem Zeitpunkt.
Und das! war ein ermutigender Gedanke.

Bro?

Diese setzte ich also durch geschicktes Wechseln gewinnbringend ein, das mir wiederum, ja durch zaubrische Weise quasi in den Schoß gelegt wurde. Denn die liebenswürdige Rezeptionistin des „Whitney Hotels“ hatte, siehe da, einen Bruder, allerdings nicht in Frankfurt, sondern gleich um die Ecke, der da hurtig angespurtet kam, weil er ganz versessen und verliebt war in harte Dollars.

Deals

Ähnlich wie ich war er bei dem Gedanken an Gold ganz aus dem Häuschen, so dass er mir statt der offiziellen 28 Birr Quetsch ganze 35 für einen George Washington bot.
Heureka! Wenn ich das also zurückrechnete, so kostete mich der ganze Spaß über diese kleine Umleitung gerade eben 130 Euronen, nur wenig mehr als der reine Grammpreis bei uns daheim.

Und zack! schnappte die süße Falle der Verlockung zu. Vollkommen ahnungslos und meisterhaft dilettantisch schneiderte, nein, schmiedete ich an jenem goldenen Tag zwei ganz außerordentlich famose Deals.

Vorzüglich

Dergestalt bin ich nun stolzer Besitzer eines wunderhübschen Goldrings, der mich in seiner schmerzhaft klaren Reinheit tief bewegte.
Am kleinen Finger werde ich ihn tragen, denn es soll ja nicht so aussehen, als sei ich verheiratet, nicht wahr, mein Schaaatzzz? – „Asche und Staub! Nnein, behalt’ garstigen Ehering, mein Lieber. Tückisch, falsch! Golllumm…“

Ischschi. Alle waren Einkäufe waren erledigt, Postkarten endlich weg, und zudem hatte ich das Ticket für meinen herrlich bequemen Überlandbus ganz entspannt ergattert. Demgemäß war es also an der Zeit, meine Zelte in dieser vorzüglichen Studentenstadt abzubrechen.

Diesen Luxus wollte ich mir für meine letzte große Fahrt in äthiopischen Landen gönnen, denn vor mir lagen fünfzehn lange Stunden auf meinem weiten Weg zurück in den Süden nach Addis Abeba, wo der Flieger auf mich wartete und schon ungeduldig mit den Turbinen scharrte.

Markt

Studentenstadt

Federleicht

Verkäuferinnen

Feilschen

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