Zu schnell? Einmal zurückblättern, sehr gern: Ein Damm bricht…
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Wie die Avengers im letzten Gefecht zielte ich mit meiner Kamera hierhin und dorthin, frenetisch, schneller und immer schneller, verdammt! Es gab einfach zu viele Ziele, und es wurden immer noch mehr!
Da ein Fischkutter im Morgenlicht! Sieh’ dort die Scharen aus Paddelbooten mit jungen Rastafaris an Bord auf der Jagd nach weißen Shrimps, zu schnell, zu schnell. Alles ging viel zu schnell.
Hm, weiße Shrimps? Keine Ahnung, hat ein Typ auf dem Boot gemeint, vielleicht hab’ ich ihn auch falsch verstanden, aber es fügt sich gut in den Text ein.
Mann, dann die Geräusche und, mmh Gerüche des Hafens, überall Afros, überall dieser hinreißende Karibik-Slang, ich schlingerte durch ein Kaleidoskop, durch einen Spiegelgarten aus Eindrücken.
„Wo muss ich das Ticket auf die Corn Islands kaufen, dort? Yo, danke Mann!“
Cool, noch fast eine Stunde, vielleicht kann ich noch was frühstücken, bis um neun die Barke geht… Neinnein, erstmal anstehen, die Tickets gibt es nicht einfach so. Zeig erst einmal Deinen Pass her…
Ich höre an dieser Stelle auf, doch darf ich vielleicht nur wieder auf die Faultier-Szene in „Zoomania“ verweisen?
Kein Stress, also noch kurz Cerdo para llevar, Trinkyoghurt und ein paar Kekse gebrandschatzt und ab auf’s Boot! Es waren schon fast alle Passagiere an Bord, was aber wenig zählte, weil nachdem Alle an Bord waren, wurden Alle wieder runtergescheucht und in einer Reihe aufgestellt, damit die Matrosen Rettungswesten verteilen und die Tickets kontrollieren konnten: andere Länder.
Die Überfahrt war geprägt von tiefblauem Salzwasser und dahingehend wenig ereignisreich, doch da verstand ich, von wo sich der Name „Bluefields“ ableitete. Es herrschte durchaus ein gewisser Seegang, wobei jedes Seebärjunge wahrscheinlich nicht einmal von seinem Nickerchen aufgewacht wäre.
Der junge Dauerpassagier, mit dem ich ab und an kurze Floskeln wechselte, bestätigte dies, indem er mir freudestrahlend berichtete, wie herrlich ruhig das Meer heute sei.
Nun, für mich war es durchaus okay, aber schon so, dass ich mich in dem einen oder anderen Moment etwas konzentrieren musste.
Am Ende war es eine nette Gaudi, vielleicht eher wie die Wilde Maus als das Kettenkarussell. Bei Kettenkarussells wird mir nämlich immer schlecht.
Ja. Und dann stellt Euch vor, wie es ist, wenn Ihr morgens aufwacht und Eure träge blinzelnden Augen vom weichen Licht der Frühsonne gestreichelt werden.
Stellt Euch vor, wie Ihr Euch genüsslich und vollkommen ineffizient aus den Laken schält, der Ventilator in der Ecke fächelt munter eine lindernde Brise in Euer Gesicht.
Ihr zieht Eure Badehose an und spaziert durch die Nachbarschaft, vorbei an Bananenstauden, Kokosnusspalmen und noch selig schlummernden Häuschen zum Strand. Das türkisne Wasser lädt Euch plätschernd ein, die Sonne scheint nun stolz bereits und malt ihren Weg auf den unendlichen Teppich des Ozeans.
Stellt Euch vor, wie Ihr mit Sand an den Füßen und in den Augen langsam ins kühle Wasser watet und Euch nach einem Moment des sinnenden Wartens schließlich mit einem erleichterten Seufzer nach vorne fallen lasst und salzig und nass den Tag begrüßt.
Die sanften Wellen schauen aus wie glitzernder Samt, nur ein feines, subtiles Wogen verrät ihre Bewegung; ein Kräuseln oder Schwappen wäre bereits zuviel und würde die majestätische Ruhe der Gegenwart zerstören.
Stellt Euch vor, wie sie mit Eurem Körper spielen, sie schieben ihn hierhin und dorthin, die goldenen Funken unseres Sterns schimmern nun auch auf Eurer Haut.
Mit der Tide gleitet Ihre langsam zurück Richtung Strand, Ihr bleibt noch eine Weile auf dem Bauch liegen und lasst dem Tag seine Zeit, bevor Ihr Euch erhebt, Euren perlenüberströmten Körper in alle Winde streckt und leise pfeifend zu Eurem Zuhause zurück marschiert.
Stellt Euch dann vor, wie Ihr Euch im Vorgarten unter einen mächtigen Baum stellt, inmitten von Ranken, Lianen und saftig grünen Gewächsen. Ihr dreht den Hahn des Duschschlauchs auf, der ein gutes Stück über Euren Köpfen zwischen den Ästen hängt, und spült das Salz von Eurem Körper, während der weiche und doch feste Strahl angenehm Euren Nacken massiert.
Stellt Euch vor, Ihr stellt Euch patschnass in den Garten, atmet ein paar Mal tief durch und vollführt zum Abschluss dieses heiligen Morgenrituals einige Dehnübungen, um Euch noch einmal ausgiebig zu recken und zu strecken.
Noch ein Mal nehmt Ihr einige tiefe Atemzüge und fühlt den Tag, das Licht, die Geräusche und seinen Geruch, bevor Ihr Euch an einen Tisch setzt mit schwarz dampfendem Kaffee sowie einem Berg aus dicken, amerikanischen Pfannkuchen, aus denen der Ahornsirup quillt wie Honig aus einer Bienenwabe.
Dann wisst Ihr: Ja, das ist ein guter Tag.
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Bitte umblättern: Wellblechdekadenz…
(N)Euer Senf – mittelscharf, wenn’s geht