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Kaff

…HAAA?? Was ist denn verdammt nochmal hier los? Was, was läuft denn um Himmels willen schief in dem Kaff? Dabei war nicht einmal Vollmond!
Rückblickend betrachtet kommt mir dieser Tag so weit weg und unwirklich vor wie ein äthiopischer Steppenwolf, der von einem B
ajaj aus Steinbockragout verkauft und dabei Hesse rezitiert: „Wohlan mein Herz…“

Etablissement

Am nächsten Morgen nahm ich mir den Manager nochmals ordentlich, aber durchaus liebend zu meiner Brust. Ja wirklich!
Ich war selber erstaunt, wie sehr ich mich unter Kontrolle hatte in dem Moment; er lehnte sich während meines heulenden Redeschwalls nur leicht zurück.

Dieser bestand wiederum aus einer kuriosen Mischung aus aufrechter Besorgnis um sein schmuckes Etablissement, einer Art brüderlich-kollegialem Mitgefühl, hellroter Empörung sowie aus einem neuerlichen Schüttelfrostanfall aufgrund des Schocks, der mich just ereilte, als ich mir jenen skurrilen und surrealen Auftritt erneut ins Bewusstsein rief.

Schließlich weiß ich doch aus erster Hand, dass es sich mit der lieben Sicherheit in einer Unterkunft in etwa so verhält wie mit dem Leben selbst: sie lässt sich nur schwer kontrollieren.
…Ja, ich kam mir selbst auch komisch vor in der Situation.

Kaffee

Der Manager aber war ganz untröstlich und lud mich auf Frühstück und Kaffee ein. „Zefix, ich brauch kein Frühstück, sondern einen Security, der es mit diesem Chat-Monster aufnehmen kann!“
(Laut seinen Angaben vertilgte die Bestie etwa ein halbes Kilo. Blätter. Pro Tag.)

Und wenn er nicht wolle, dass ich diese ganze absonderliche Farce auf tripadvisor poste, dann solle er aber schleunigst etwas unternehmen!
Ich hasse es, auf diese Art Druck auszuüben, aber a) muss man die Leute tatsächlich warnen und b) noch einmal: was bleibt einem denn sonst noch übrig?

Loch

Wie gesagt, das schien deutlich so, als ob der Kerl da ständig vorbei schaut, ohne dass sich groß wer drum schert.
Naja, alleswiedergut. Den Kaffee hab’ ich aber nicht ausgeschlagen.

Meine lieben Herrschaften, verehrte Ladies, das war mit Leichtigkeit der durchgeknallteste und trotz all der schönen Momente auch der beschissenste Tag meiner Reise bis dahin. Mit Verlaub. Nichts wie raus aus diesem Loch!

Pronto

Aber es ist so schade, weil es war so ein faszinierender Ort eigentlich.
Hilft nix, weil keine zehn Maulesel hielten mich mehr dort. Ich also ab zurück ins Mini Lalibela, und danach kaufte mir pronto ein Ticket am Busbahnhof: weit, nur weit, weit weg von dort!

Das war zudem geschickt, weil das Guest House lag viel näher am Terminal als das Asheton. Den Rest des Tages bewegte ich mich lediglich zur Nahrungsaufnahme nach draußen, sortierte ansonsten mich und meine Fotos und versuchte inbrünstig, das gestrige Inferno, vor dem selbst jemand wie Milton schreiend davon gelaufen wäre, zu verdauen.

Unterdrückt

Weil das war ungefähr so, als ob ich einen breakdancenden Hurrikan mit einem Schmetterlingsköcher hätte einfangen und sezieren wollte.
Und doch… und doch. Auch da meinte ich, das – beinah unsichtbare – eiskalte Händchen des Schicksals am Werkeln und Wichteln zu sehen.

Gewissen

Denn ich trage noch immer viel latenten und unverdauten Ärger mit mir herum. Damit kann und konnte ich noch nie gut umgehen. Es fällt mir nicht leicht, wütend zu sein. Damit ist für mich nämlich oft ein Gefühl der Scham und des schlechten Gewissens verbunden, da ich mich nach einem Ausbruch meist schlecht und im Unrecht fühle.

Wer weiß, vielleicht war das mit ein Grund, warum es mich am Ende nach Äthiopien gezogen hat. Damit ich mir dieses Thema doch bitteschön noch einmal genauer anschaue. Damit Destiny mich in eine derart haarsträubende Situation führen konnte, wo mir einfach nichts mehr anderes übrig bliebe, als diese ganze Zornesgeschwulst mit redlich gutem Gewissen aus mir hinauszublasen und dann zu schauen, wie das so kommt.

Vordringen

Que se yo. Es war ja weiß Gott nichts Neues, das passiert mir das mindestens einmal auf jeder Reise, nur war auch das eben so extrem wie noch nie zuvor, in einem Land der Extreme. Mei, war vielleicht einfach wieder einmal nötig.

Trotzdem ist es noch nicht ganz durch. Die Wut, der hochheilige Zorn und der Frust, sie sind immer noch da, ich kann sie spüren. Das ist schon so eine Klamotte, an die ich immer noch nicht so recht herankomme. Anders: DAhingehend bin ich noch nicht bis zum Kern vorgedrungen.

Und ich weiß nicht, ob ich deswegen Angst haben oder vielmehr schräg und gebrochen kichern soll wie der Hase auf der Tea Party.
Weil ganz ehrlich, was muss denn da als Nächstes
kommen?

Anschauen

Extrem

Bewusstsein

Moment

Land

Klamotten

Raus

…und Weit weg

Schade

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