Zu schnell? Einmal zurückblättern, sehr gern: Von Taranteln…
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Innerlich schon bedrohlich brodelnd wie ein Vulkan kurz vor dem Höhepunkt bedankte ich mich mit ein kaum wahrnehmbaren, infernalischen Tremor in meiner Stimme, wandte mich um und begann sogleich auf’s Herzhafteste zu fluchen und zu schimpfen, als ich außer Hörweite war.
Ich mein, im Prinzip war ich ja glücklich, dass ich dort nicht pennen musste, weil das Pärchen war mir spontan unsympathisch, obwohl oder vielleicht weil sie etwas erzwungen mitleidig grinsten, als allen dämmerte, dass ich das restliche Stück Weg zu Fuß gehen musste.
Eigentlich war es auch eine nette kleine Wanderung durch eine ansprechende, ländliche Landschaft, bis auf die Tatsache, dass ich nach dreißig Sekunden klatschnass war.
Aber zu dem Zeitpunkt hatte der Teufel auf meiner Schulter das Ruder bereits fest im Griff, und ich verfluchte den Umstand, dass diese Preiswixer mit ihrem klapprigen Schrotthaufen, bei ihrer Geschwindigkeit vielleicht nicht über alle Berge waren, aber doch zumindest einen uneinholbaren Vorsprung hatten vor meiner blutschäumenden Rache.
Oh, wie gern hätte ich denen Marsch geblasen und ihnen ihre Ignoranz, ihre herablassende Respektlosigkeit und Kaltherzigkeit quer in den Arsch geschoben!
(Die Analität meiner Wortwahl ist durchaus bewusst gewählt als mmm- Einführung oder vielleicht Anspielung auf ein denkwürdiges Ereignis in der Zukunft, von dem ich noch lebhaft berichten werde.)
Aber ich bin auch kein Amateur mehr, beileibe nicht. Ich war mir der Pittoresque meiner Umgebung durchaus bewusst und agierte demgemäß pflichtbewusst.
Es war sicher ein belustigender Anblick, wie ich da jodelnd und tobend und rumpelnd einem geifernden Tom Bombadil gleich den steinigen Feldweg entlang stilzte, auf dem die Achsen des Vehikels zuvor noch malträtiert wurden:
„Arrogante VOLLdeppen, Arschlöcher, ekelhafte- oh, schönes Waldstück -knips- Idioten, allesamt, hoffentlich kriegen sie -knips- einen Platten, diese hirnverseuchten Mist-knips-ratten, gscherte Haderlumpen -knipsknipsknips- elendige…“
Hallo? Da muss schon mehr daherlaufen als so ein Rudel nichtswürdiger Busbegleiter.
Ab dem Zeitpunkt jedoch ebbte meine Aggressivität und Reizbarkeit mehr und mehr ab, denn ich befand mich die darauf folgenden Tage an einem wahrhaft friedvollen und abgeschiedenen Ort.
Wenn zu solchen Zeiten mein Ego mich dermaßen packt und schüttelt, so ist es mir trotz aller Übung und Bewusstseinsarbeit noch immer nicht möglich, diesen einen wichtigen Schritt zurück zu machen und eine eher nüchterne Meta-Ebene einzunehmen, obwohl ich genau weiß, wie es geht. Obwohl ich mir vollkommen bewusst bin, was da grade für ein Film läuft!
Als ob ich wie gelähmt bin, unfähig zu handeln, stecke ich fest in einer Art mentalem Treibsand. Das Verrückte daran ist, dass ein Teil von mir da gar nicht raus will. Als ob jener Teil von mir, ja Himmelherrschaftszeiten, gar der Treibsand ist.
Und jetzt kommst Du.
In solchen Momenten kann ich keinen klaren Gedanken fassen außer denen entlang der eingefahrenen Schneisen meiner Prägungen. So mächtig wie heuer war es schon lange nicht mehr. Zwar ähnlich wie vor einigen Wochen in Bacalar und Belize, aber diesmal erscheint es mir verwirrender, chaotischer, auch lebhafter, nicht so abgestumpft, kalt und tot, sondern feurig, wütend und wild um sich schlagend.
Bleiben wir noch kurz beim Thema und scheißen auf die Chronologie, dieses Konzept wird sowieso immer obskurer, je weiter die theoretische Physik voranschreitet.
…Wobei ich jetzt nicht weiß, ob das eher gegen besagten Zweig der Naturwissenschaften oder gegen die Zeit an sich spricht, oder vielleicht gar gegen beide.
Egal, was interessant war an diesem ganzen Agro-Komplex, waren nämlich zwei Dinge, die mir erst einige Tage später bewusst wurden:
Das eine zeigte sich rein innerlich, denn um jene Zeit im April wurde mir vor vielen Jahren eine Wunde geschlagen, bei der es einige Zeit dauerte, bis ich mich zumindest vordergründig davon erholte.
Aber so wie es aussieht, handelt es sich dabei wohl eher um ein Trauma von der Größenordnung, dass ich es Jahr für Jahr wieder aus meinem Unterbewusstsein an die Oberfläche zerren muss, um noch einmal gewisse Gefühlszustände zu durchleben, die ich bisher noch nicht verarbeiten konnte.
Das zumindest ist meine Hypothese, ich verstehe nicht viel von diesen Dingen, aber irgendwie macht das Sinn für mich.
Zum anderen kam es aufgrund von Sozialhilfekürzungen rein äußerlich und makrokosmisch zu Unruhen im Land von Nicaragua. Proteste und Demonstrationen liefen aus dem Ruder und wurden gewaltsam mit angeblich etwa 20-30 Todesfällen, vor allem in der Hauptstadt Managua, jedoch auch in anderen Zentren wie zum Beispiel Bluefields und – León.
Ha. Lustig, gerade vor ein paar Tagen war ich noch dort… War es vielleicht das, was ich dort gespürt hatte? Eine Art zwiderwurzene Grundstimmung, die nur darauf wartete, sich zu entladen, und ich gerade noch zum richtigen Zeitpunkt den Absprung schaffte?
Wie dem auch sei, eine recht eigentümliche Anhäufung von Zufällen, die mir alles in allem etwas suspekt erschienen:
Die anhaltenden Provokationen in meinem Buch, Frühling, Neumond oder setzt etwa der Nikotinentzug wieder ein?
Vielleicht ist da am Ende sogar was für mich drin, wer weiß.
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(N)Euer Senf – mittelscharf, wenn’s geht