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Griabig

Äh… wow? Danach wankte ich mit Youssef zurück in meine entzückende Bleibe mit Namen Niayesh Boutique Hotel, in dessen seelebaumelnd beschaulichen Innenhof wir uns in ein gemütliches Teehaus-Style-Pavilion („Takht“) setzten und ich mich bei Chai („Choi“) und weiteren Unterhaltungen über Filme und Spiritualität langsam erholte.

Die Zimmer hatten Namen nach Schriftstellern und bekannten Persönlichkeiten, und ich war ganz verzückt, in einer charmanten Dormhöhle im leicht gewölbten Souterrain namens Baudelaire zu residieren. Nicht weil ich den Typen näher kennen täte, sondern weil der Name schön klingt und die Kinder in dem bezaubernden Film „Lemony Snickettso heißen, die sich ihres bösen Onkels (souverän gespielt von Jim Carrey) erwehren müssen.

Schön

Sorry, ich weiß auch nicht, warum ich beim Reisen ständig an Filme erinnert werde, aber so ist es nun mal, und ich kann naturgemäß nur über das schreiben, was mir in meinen wunderlichen Sinn kommt.

Um das üppig leckere Buffetfrühstück zu genießen, musste ich um ein paar bezaubernde Altstadt-Gässchen winkeln, um in einen weiteren baumbestandenen und an eine alte Karawanserei erinnernden Innenhof einzutauchen, was allein schon ein schönes Morgenritual darstellte.

Das Personal war überaus nett, jedoch teilweise „professionell“ in Betonkälte erstarrt, wie es eben von einem Hotel zu erwarten ist im Gegensatz zu seinem eher familiären Gegenpart, den ich bevorzuge.
Aber so lief ich schon nicht Gefahr, hier wochenlang zu versumpfen, was durchaus meinem ersten Impuls entsprach.

Lieber ins Niayesh

Vor allem in Anbetracht der Tatsache, dass die recht authentische Küche irani dort endslecker und günstig war. Sogar Wasserpfeifen konnte man sich bestellen. Sprich, eigentlich müsste man da gar nicht weg, was wohl offensichtlich ihre Strategie ist.

Aber ich bin ja nicht bescheuert. Am nächsten Tag habe ich mich wiederum mit Youssef in Persepolis getroffen, weil er da eh um die Ecke wohnt.
Aah, das große und legendäre Persepolis, Metropole und Machtzentrum der vor etwa zweieinhalb Tausend Jahren untergegangenen Achämeniden-Kultur.
Da hab’ ich mich ja schon emsig drauf gefreut.

Zeugnis

Leider ging es mir grade an dem Tag zunächst miserabel, ironischerweise. Irgendwie bin ich mit dem falschen Fuß aufgestanden, und obwohl ich heldenhaft versuchte, es in Shiraz langsam angehen zu lassen, schlich sich meine neu gewonnene Energie schon wieder heimlich zurück an den Strand wie ein Dieb in rabenschwarzer Nacht. Das sollte sich auch in den nächsten Tagen nicht merklich ändern, aber davon später.

Zu allem Überfluss fing es auf der Fahrt nach Persepolis auch noch an zu regnen. Bitte wie? In diesen scheinbar immertrockenen Gefilden fällt ein frecher Regentropfen?! Ich bin empört.

Blauer Fleck

Mein Körper nämlich schien sich den hiesigen Gegebenheiten bereits angepasst zu haben: mein Gesicht fühlte sich an wie Schmirgelpapier, und meine Lippen glichen einer rissigen Kraterlandschaft.

Und gerade an jenem großen Tag besaßen diese Eintagswolken die Unverforenheit, auch noch abzuregnen?? Meine Sandalen rümpften angesichts dieses derben Affronts angewidert ihre Klettverschlüsse.
Ja, mit so etwas hatte ich beileibe nicht gerechnet.

Es wurde unangenehm kalt, und so stand ich horrend underdressed, verdrossen und missmutig im verlassenen Eingangsbereich der Ticketschalter und starrte griesgrämig hinaus in die graue Waschschüssel meiner Welt, wartend auf Youssef.

Wärme

Aber dieser stapfte frohgemut und breit grinsend mit Mama’s leckerem Reisgericht durch die Pfützen auf mich zu: „Yes, it is raining but a beautiful day!“
Eine Scheibe zum Abschneiden. Wo ist nur mein verfluchtes Taschenmesser!

Sentinel

Und glaubt es oder nicht, aber just in dem Moment, als ich mich schweren Herzens entschloss, Youssef zur Ausgrabungsstätte zu folgen, hörte der Regen schlagartig auf. …Hat der tatsächlich einen etwas heißeren Draht zum Universum?
Später am Nachmittag brach sogar ein kleines Stück Sonne durch die bleierne Suppe, und mein Körper suhlte sich in dem Fitzelchen Wärme, das meine verkrampften Glieder umspielte.

Staunend wanderte ich vorbei an himmelsstrebenden Säulen und Portalen aus schwerem Stein, fantasiegeborenen Wächterfiguren und Wänden mit unglaublich kunstfertig und fein gearbeiteten Reliefarbeiten, auf denen altvordere Könige, Würdenträger, Soldaten und unterworfene Untertanen mit Tributgeschenken abgebildet waren.

Beeindruckt

Faszinierend naturgetreue Darstellungen von Pferden, Streitwagen, Kamelen und Schafböcken verführten meine Augen dazu, etwas länger zu verweilen.

Zu sehen waren nur noch die Überreste der Palastanlage der alten Achämeniden-Könige Darius, Xerxes und Artaxerxes mit ihren Thron- und Empfangshallen sowie privaten Gemächern. Die einstmals umpzig Quadratkilometer umfassende Stadt, welche das ganze Tal umspannte, muss wahrhaftig eindrucksvoll gewesen sein.
…Richtig, der Xerxes aus „300“ (Ich kann nichts dafür!), vielleicht ein bisschen weniger plakativ aufgetakelt.

Auf dem angrenzenden Hügel haben außerdem die beeindruckenden Felsreliefs zweier Felsengräber die Zeiten überlebt, mit der geflügelten Sonne der Zoroastrier über dem jeweiligen Verblichenen.

 

Ruinen

Königsgrab

Elite

 

 

 

Mistwetter

Höhle

Buchführung

Portal

 

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