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Oder: Ein aufgezwungener Epilog

Schatten

Denn eine letzte, wunderliche Episode möchte ich Euch doch nicht vorenthalten. (Wie könnte ich?)
Ich hatte mich ja bereits an anderer Stelle Gift und Galle spuckend über das langwierige Prozedere am Flughafen von Miami ausgelassen.

Aber meine lieben Freunde, was dort in Beijing veranstaltet wurde, das stellte alles in den Schatten und verwandelte die Homeland Security der Verängstigten Staaten von Amerika in einen pausbackigen, redseligen Wirt, der sogar noch einem Ringgeist sein letztes Zimmer geben würde.

Schlange

Beim Check-In durften wir erst einmal gute eineinhalb Stunden warten, in einer Schlange, die auf jedem anderen Flughafen dieser Welt in dreißig Minuten durchgeschleust worden wäre. Das lag aber nicht an der Unfähigkeit unseres Schalterbeamten, denn die sechs anderen Reihen um uns herum kamen genauso wenig voran.

Vielleicht lag es ja daran, dass ungelogen bei jedem zweiten aufgegebenen und gescannten Gepäckstück eine Alarmsirene ertönte und den ganzen Abflugbereich in orangenes Licht tauchte, so dass die betreffenden Corpora delicti geöffnet werden mussten.

Woodys

Dazu wurde man herzlichst eingeladen, sich hinter den Schalter zu einem Käfig zu begeben, der das ganze Laufband fürsorglich umschloss und der wiederum von einem Security aufgeschlossen wurde, der ganz mit religiösem Eifer erfüllt war.

Scheiße Mann, das Ding war so sensibel wie Woody Allen auf LSD.
Echt, wenn Paranoia ein Gesicht hat, dann muss sie mit Stäbchen essen. Natürlich erwischte es Arnold und mich auch. Bei ihm waren es die Feuerzeuge, bei mir eine leere Vodka-Flasche, die ich mit Sand aus der Gobi-Wüste als Andenken aufgefüllt hatte.

Ich weiß nicht

Das war eigentlich ziemlich lustig, weil mich der Security zweifelnd ansgechaut hat, so als ob er nicht wüsste, ob er das jetzt irgendwie ernst nehmen müsse oder ob ich tatsächlich nicht alle Tassen im Schrank hatte. Ich weiß nicht, ob mein entwaffnendes Grinsen ihm bei seiner Entscheidungsfindung half.

Dann mussten die Dinger natürlich nochmal durch den Scan, und bei mir bimmelte es abermals. Wie schön. Der Beamte runzelte die Stirn, auf der sich erste Schweißperlen bildeten, und schaute Hilfe suchend auf den Monitor, damit dieser ihn erlöse. Doch schließlich ergab er sich und bat mich, meinen Rucksack ein drittes Mal durch zu schicken.

Falscher Film

Das Spielchen ging insgesamt vier Mal so. Ich dachte wirklich, ich bin im falschen Film. Die Boarding-Karten waren längst fertig und fingen schon an, ranzig zu werden, aber glaubst Du, die ließen uns endlich einchecken?!

Nein, erst musste die Sirene Ruhe geben. Egal wie. Denn das ist Vorschrift.
Zefix, wenn sie wenigstens irgendwas gefunden hätten! Aber nöö, alle hatten sie nicht den blassesten Schimmer, was da los war, starrten nur wie die Ölgötzen auf ihren Kack-Monitor!!

Vielleicht dachten sie ja, dass die Realität es am Ende müde würde und aufgäbe, wenn sie meinen Rucksack nur oft genug durchjagten. Der hatte wahrscheinlich eh schon Reißverschluss-Krebs von den ganzen Röntgenstrahlen.

Personal

Der absolute Gipfel an Frechheit und Respektlosigkeit war aber, dass diese verdammten Nichtskönner zwischendurch immer wieder zu anderen Schaltern schusterten, um Zeit zu gewinnen, und wir so noch länger warten mussten! Weil ja überall und ständig die Alarmglocken schallerten, so dass man meinte, die Ghostbusters machten Überstunden. Aber dafür hatten die Spasten natürlich zu wenig Personal!

Irgendwann, als die Präzession schon damit drohte, und zu überrunden, ließen sie uns dann tatsächlich ziehen lassen, obwohl sie meine Zahnbürstenbombe immer noch nicht gefunden hatten.

Überrunden

Wer weiß, vielleicht hatten sie am Ende doch noch realisiert, dass wir kurz davor standen, denen ihre unselbständigen Hälse umzudrehen.
Echt, ich war schon lange nicht mehr so fuchtig und frustriert.

Arnold durfte dafür gleich zwei Grenzbeamten seinen Pass zeigen, da sie nicht glauben konnten, dass er wirklich er war. – Jesses, wer fälscht schon einen österreichischen Pass?? – Wie? Genau deswegen? – Hm. Naja, egal.
Und wir waren beileibe nicht die einzigen. Jeder, der wie wir diese unsägliche Tortur über sich ergehen lassen musste, hätte die Vollpfosten am liebsten lebendig gegrillt.

Ab da ging Gott sei Dank alles glatt, sogar während unseres Lay Overs im Edward-Snowden-Gedächtnis-Camp, und ich bin heil und darüber hinaus ohne Verspätung wieder zu Hause angelangt. So. Jetzt muss ich mich aber schicken, weil ich muss zur Konfirmation von meiner Cousine.

Fuchtig

Ohne Verspätung

Wirklich

Lay Over

Alles glatt

Aufgezwungen

Genau deswegen

Warten

Gobi

Andenken

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