Zu schnell? Einmal zurückblättern, sehr gern: Die Gedanken sind…
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Oh! Bin ich schon wieder abgeschweift. Ja, also. Der Zeremonienplatz war zudem ganz wichtig, weil, der musste quasi als erstes fresh eingeweiht werden. Dazu gleich mehr.
Davor mussten jedoch ganz widerspenstige Wurzeln aus dem Tempelrondell entfernt werden.
Damit man sich daran nicht aufspießt, wenn man sich auf die neu erstandenen und auf dem Boden ausgebreiteten Bastmatten niederlegt, oder darüber stolpert und sich das Genick bricht, nur weil man nach draußen zum Kotzen gehen möcht.
Was dann freilich nicht mehr von Bedeutung wäre und physisch wahrscheinlich sowieso nicht funktionierte, außer das ist so wie mit den Hähnen, wenn man ihnen die Rübe abhaut. Die laufen ja auch noch eine Weile durch die Gegend wie ein Zombie, der früher mal Autoverkäufer war.
Echt, das war wie ein King-Size-Nagelbett für Latino-Yetis da unten. Jedenfalls machten wir uns mit Verve und Spitzhacken an die Sache und gingen – zumindest in meinem Fall – mit blutigen Blasen und puterrotem Rücken aus jener Schlacht, der sich daraufhin behende schälte wie eine alte Schlangenhaut, die müde in der Nachmittagssonne glitzert.
Aber alles das machte mich nur noch stolzer, und ich fühlte mich irgendwie… verwegen! – Vielleicht sogar proletarisch, aber auf eine coole Art. Dazu schmierte ich mir rote Erde über die geschwollene Brust und reckte meine eiserne Keule herausfordernd und triumphierend in den leeren Himmel.
Aber da oben schien das niemanden so recht zu interessieren – oder es war gerade keiner da. Wie gut, dass ich da voll und ganz in meiner eigenen Welt schwebte, um mich an meinen pfundigen Heldentaten zu laben.
So der Platz also bereitet war, suchten wir uns interessant aussehende Steine aus, und das im süßen Gleichklang mit unserer Intuition und der Chakrenlehre: sechs für den äußeren, sechs für den inneren Steinkreis.
Diese mussten haarscharf und peinlich genau ausgerichtet werden, so dass ein Abend gar nicht ausreichte, um alle gütlich zu positionieren und wir um sechs Uhr in der Früh des darauf folgenden Tages aufstehen mussten- wollten!, weil im Anschluss danach sollte ja schon die erste Zeremonie steigen! Fragt nicht.
Aber, alles cool, wir wurden rechtzeitig und geschmeidig fertig, zogen sogar noch mit einem lebensgroßen Zirkel weitere, kreisförmige Kuhlen hinein und drumherum wie um Ulm und füllten diese mit Bausand auf, why not, und siehe da:
Mit einem Mal lachte uns ein prächtiger, meisterhafter und dabei gar nicht so unmystischer Steinkreis entgegen, eingebettet in den Schoß der Blume des Lebens, meine Herrschaften. Echt, scheiß auf Stonehenge. Warum dahin pilgern, wenn man es selber bauen kann?
Nein, ganz ehrlich, irgendwie bin ich zurzeit auf einem seltsam sarkastischen und in sämige Ironie eingelegten Film, aber ich war aufrichtig, mit meiner ganzen Seele bewegt und berührt. Und stolz! Es war mir in der Tat eine Ehre, an einem so liebevollen und leidenschaftlichen Projekt teilzunehmen.
Zudem hatten mich Steinkreise schon immer gerufen und fasziniert, und nun hatte ich sogar am Bau eines solchen mitgewirkt. Das ist doch was!
Ganz nebenbei ging weiter drüben über den Hügeln bescheiden die Sonne auf und tauchte den Morgengrauen in gleißendes, wohltuendes Licht.
Davor war es noch ganz schön frisch und zapfig gewesen in ihrem Schatten.
So ist das. Und freilich nicht leicht, ein Vollblutesoteriker mit Anspruch auf Ernsthaftigkeit und Authentizität zu sein, fragt Krishnamurti.
Aber auf Steinkreisen im Hobbit-Format kann die Posada ja auch nicht erbaut werden.
Nun, vielleicht schon, aber eins nach dem anderen. Alldieweil lauteten die Pläne für die kommenden Monate freilich anders:
Denn erst einmal muss die Basis für eine zugrunde liegende Infrastruktur geschaffen werden: Wege, Wasserleitungen, Duschen, Toiletten und so weiter, und wie Ihr vielleicht schon mitbekommen habt, wird das Gros wieder einmal an Chepe hängen bleiben.
Im Oktober soll die Herberge schließlich eröffnen, ich sage aber nicht, in welchem Jahr.
Und mit etwas Glück kann mit etwaig geschürften Investorengeldern auch gleich die erste Muster-Cabana gebaut werden, im goldenen Schnitt wenn es geht, frei nach Fibonacci und seiner großen Spirale des Lebens.
Das war es nämlich am Ende schon auch: so ein stinkendes, verflucht und verrucht kapitalistisches Investorentreffen. – Schmeißt sie doch um, all die Stände der Geldwechsler und der schielenden Pharisäer! Ist doch wahr.
Allerdings, wie wir da so mit Stirnbändern und ich mit meinem äthiopischen Gebetsschal um den scheppsen, aber ungemein atmosphärischen Holztisch saßen, hatte dieses Business-Meeting in etwa so viel mit einem Investorentreffen gemein wie ein Kontoauszug mit einer Schüssel kaltgepresstem Blütenhonig in Hagebuttentee.
Trotzdem war es die Wirklichkeit, so wahr ich dort saß in meinem gematrixelten Wunschtraum. Und vielleicht, ja vielleicht! wäre danach schon eine schmucke Hobbithöhle dran…
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(N)Euer Senf – mittelscharf, wenn’s geht