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Zu schnell? Einmal zurückblättern, sehr gern: Dämonenjagd…
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In diesem Beitrag sind nur vereinzelt Bilder vorhanden und es werden keine Namen genannt aus Respekt vor der Privatsphäre eines jeden Piraten und Zauberers, einer jeden Hexe und Priesterin, die am Camp teilnahmen. Bilder sind zwar einfacher und oft treffender als Worte, doch an dieser Stelle reichen selbst diese bei weitem nicht aus, das Erlebte auch nur annähernd zu beschreiben.
(Anm. des Sammlers)
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Ja, wenn ich alles so zusammen zähle, lief für mich persönlich außerhalb der Zeremonien mehr ab als unterdessen.
…Ich sagte ja bereits, dass der Schöpfer ein Schalk ist und ein Narr, mit einer ordentlichen Portion schwarzen Humor in seinem verschlagenen Grinsen.

Und ich lernte einmal mehr; seit den ersten zarten Tagen in meiner lieben Stammkneipe auf der Schwäbischen Alb, wo ich als pickliger Teenager erstmals vorsichtig anfing, auszugehen: dass Zuhören soviel wichtiger als ist Reden.

Denn ich war scheu und löste mich eben erst aus einer introvertierten Phase, sah mich unversehens jedoch an einem Tisch mit zahlreichen seltsamen Gestalten, die laut und viel redeten und möglichst schnell betrunken werden wollten.
Da saß ich auch nur stumm da und hörte zu. Und ich fand es herrlich und wunderschön, ihren konfusen Geschichten zu lauschen.

Inspiration

Obwohl ich es auch dieses Mal kaum abwarten konnte, bis ich endlich an der Reihe war. Weil mir die Worte nur so zuflogen und sich in der Folge tosend in mir auftürmten – ähnlich wie in jener anderen fabelhaften Nacht, als ich mir „Crimson Peak“ im Kino anschaute.

Bereits während der Zeremonie erging es mir so, aber noch viel mehr und heftiger in der Reflektionsrunde selbst, da mich jeder Redner immer wieder neu inspirierte und ich mich hart zusammen reißen musste, dass ich im nächsten Moment nicht platzte vor Wörtern und Ideen.

Auch hatte ich Angst, dass ich vieles wieder vergesse oder am Ende falsch ausdrücke. Doch die gute Grandma war auch das zweite Mal gnädig zu mir und ließ mich die richtigen Worte in der richtigen Reihenfolge und am richtigen Platz finden, auch wenn es wie dieses Kapitel vielleicht a bissl lang geworden ist.

Endlich war ich also dran und durfte mich dem wirbelnden Orkan in meinem Kopf entledigen; wiederum mit einem bebenden Zittern in der Stimme, da ich von der Gewalt und schieren Fülle der Emotionen an diesem ewigen Tag kahlschlag überwältigt war.

Neue Welt

Und mit jeder Träne, die in die dunkle Erde des Waldbodens sickerte, mit jedem Kieselstein, der von einem jeden Herzen bröckelte, ja, da erschufen wir in der Tat eine neue Welt.
Eine Welt der Aufrichtigkeit und Echtheit, in der es sich wirklich, wirklich lohnt, zu leben.
Alles andere ist Käse und nicht von Belang. Oder – halt nur ein bisschen.

Das, DAS! ist die wahre Esoterik. Nicht nur all die Kinkerlitzchen und Traumfänger und Klimbim und Schälchen, das ist alles gut, nett, und schön, es hat seinen Platz und man kann darüber lachen oder es riesig finden.
Aber das, was an dem Tag und an jenem Ort dort passiert ist… das ist es, was es heißt, Mensch zu sein.

So wurden aus Fremden schnell Freunde, und aus Freunden wurde – eine Familie.
Und ich bin all diesen mutigen und tapferen Seelen aus der Tiefe meines blutenden Herzens so dankbar, dass sie mich in diesen glockenhellen Kreis aufgenommen und mich so akzeptiert haben, wie ich wirklich bin; auch wenn ich das selbst nicht immer tun kann. Oder – noch nicht.

Denn auch das wurde mir erst während der Heimfahrt so richtig klar, dass für mich nämlich soeben ein uralter Traum in Erfüllung gegangen war, den ich in mir trug, seit ich damit begonnen hatte, Fantasy-Bücher zu lesen und mich restlos in sie verliebte:
Ich wollte schon immer ein Zauberer sein.

Denn auch das waren wir an jenem Tag.
Wir waren Zauberer: Schöpfer von Weltallen und Reichen.
Danke… für dieses großartige Geschenk. Danke Euch allen.

–- Epilog —

Als ich am nächsten Morgen, nach der letzten, nun wirklich entspannten und fast schon obszön lockeren Kakaozeremonie, nach einer letzten Nacht des Tanzes, des Gesangs und der Ausgelassenheit erwachte und – zunächst grummelnd und unwillig wie ein launischer Bär – die Augen aufschlug,

Und mich die Sonne, dieses Leben spendende und zerstörerische Gestirn unseres Planeten, mit ihren hellen Strahlen sanft wachküsste und ich in die leuchtenden Augen meiner neuen Stammesgenossen blickte, da dachte ich so bei mir,

Wie schön es doch wäre, wenn wir jetzt alle gemeinsam unsere Zelte abbrächen und auf zu neuen Orten über die Lande ziehen würden.
Und überall, wo wir hinkämen, würden wir Samen für neue Universen ausschütten, die künden sollten von einem Zeitalter der Liebe und der Verbundenheit,

Ja, und um allen grauen Männern und Quadratschädeln da draußen das blanke Entsetzen und Fürchten zu lehren!
Viva Momo Tribe!

–- Meta-Epilog –-

Reflektion

Stattdessen führten wir bescheiden unser Schlussritual vor dem Altar der Buddhastatue aus und brachten unsere kleinen symbolischen Opfer, klappten leise unsere Zelte sowie weitere Zeichen unserer Anwesenheit zusammen, verabschiedeten uns voneinander in innigen und festen Umarmungen –
und gingen heimlich wieder von dannen auf unseren höchst eigenen Wegen…

Und doch, auch jetzt, da ich diese Zeilen wie in einem weiteren gewaltigen und stundenlangen Rausch der Nachgeburt niederschreibe, auch jetzt denke ich mit einem schelmischen Grinsen daran, was für ein großes Geschenk es doch war, das mir in diesen Tagen, die mir immer noch vorkommen wie Lebensalter, da beschert wurde.
Ich weiß jetzt, mit der letzten Sicherheit und gewiss, dass ich nicht alleine bin.

Denn im Herzen sind wir alle zusammen – und rühren und mahlen dieses furchtbare und wunderbare Experiment des Lebens.
Keine Panik.
Wir kriegen das hin.