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Zu schnell? Einmal zurückblättern, sehr gern: Zagros Reclimbed…
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Wahnsinn

Während der abendlichen Suche nach einem Restaurant war ich ob der flanierenden Menschenmassen wie vor den Kopf gestoßen. Auf den Gehsteigen schien mehr Betrieb zu herrschen wie auf der A8 zu Beginn der Sommerferien.

Es war bei weitem kein leichtes Unterfangen, in diesem Mahlstrom aus Leibern zu navigieren. Immer wieder verharrten Passanten Mikrometer vor mir, um auf dem Boden ausgelegte Ramschwaren auszuloten, oder setzten sich just in dem Moment wieder in Bewegung, als ich zu einem verzweifelten Ausweichmanöver ansetzte.

Augenschein

Diesen Tanz muss ich erst noch lernen.
Aber nicht hier. Nicht heute. Dieser Superstau aus Körperteilen war mir wohl zuviel, und ich wich wie so manch anderer genervt auf den Rand der Fahrbahn aus, um für eine Strecke von 200 Metern nicht eine halbe Stunde zu vergeuden.

Ein hilfsbereiter, jedoch ebenso hilfloser einheimischer Zeitgenosse brachte mich schlingernd und tauchend in einem Marsch, der sich wie ein Zeitalter anfühlte, zu einer ranzigen Fast Food-Klitsche wie es sie am Khomeini-Platz (wo er mich mithin aufgegabelt hatte) weit besser gegeben hätte.

Samstag

…Das ist mir zuvor bereits einige Male aufgefallen: oft haben die Einheimischen weniger Ahnung von ihrem Heimatort als mein verasbachuralteter Reiseführer.
„Basche“ (Okay). Genug der sinnlosen Experimente und also wieder biegend und brechend zurück in meine Hood.

Dort gab es nämlich einen netten Rückzugsort mit bezaubernd netten und lustigen Angestellten, wo ich von jenem wahrhaft bedrückenden Abend an all meine günstigen und leckeren Mahlzeiten zu mir nahm, während ich mit den Leutchen dort den einen oder anderen entzückenden Plausch hielt.

Ausweichen

Ja meine Lieben, alles was Haut und Haare hatte, war zu jener Zeit auf den Straßen. Denn Neujahr stand vor der Tür, und zu diesem wichtigsten aller jährlichen Anlässe hatten die Menschen hier extra Kohle von ihren Arbeitgebern bekommen, die sie natürlich tunlichst schnell in Feuerwerkskörper, Geschenke und neue Klamotten umsetzen MUSSTEN.

So ähnlich wie ein abgespecktes Weihnachtsgeld stell ich mir das vor. Und dementsprechend war der Trubel ähnlich wie am letzten Samstag vor Heilig Abend in der Kaufinger Straße in München.

Alvand

Was also tun bei einer humanitären Katastrophe dieser Größenordnung?
Fly, you fools!

Und zwar mit trompetend wehenden Fahnen und großen Schritten in die einsame Zurückgezogenheit der Berge. Hamedan liegt nämlich hübsch gebettet zu Füßen des schneebedeckten Alvand-Gebirgszugs (etwa 3.500m), bei weitem näher noch als unsere Hausberge.

Ein Sammeltaxi brachte mich die acht Kilometer nach Ganjnameh, und von dort brach ich auf zu einer lockeren Tageswanderung auf den Gipfel des Alvand.

Neues Zuhause

 

Vorbei an einer nostalgischen Seilbahn, die früher einmal ihre pendelnden Dienste auf der Tiroler Seite der Zugspitze (die großartige „Ehrwalder Almbahn“) versah, führte mich der Pfad mal mehr, mal weniger steil nach oben, und es wurde stetig ruhiger in mir und um mich.

Nach einer etwas kruden Version einer Berghütte, jedoch mit weit angenehmeren Insassen und ohne diesen fürchterlichen Après Ski-Dunst, wanderte ich durch eine Senke weiter Richtung Gipfel, als mich die ersten Schneefelder glitzernd begrüßten.

Wir müssen umkehren!

Es half nichts, ich musste über den Pass des Caradhras gehen!
Leise lächelnd und ich mich versunken summte ich vergnügt die epische Melodie aus dem Herrn der Ringe, als mich mein Weg abseits vom kräftezehrenden Schnee über Geröll und vertrocknete Grasbüschel führte.

Dann der letzte steile Aufstieg, bevor ich es mir in einer windgeschützten Nische mit Blick auf die umgebende Berglandschaft gemütlich machte und ein einfaches Mahl verzehrte, bestehend aus Honignan, Pistazien, getrockneten Pflaumen und Feigen.

Weit

Aaaaah. Ruhe und Frieden. Kein Lüftchen bewegte sich, kein Vogel sang, kein noch so geringes Anzeichen von Zivilisation störte die vollendete Stille hier oben. Nur mein Atem und die gemächlich dahinziehenden Wolken unter der wärmenden Sonne.
Die Gratfelsen neigten sich kühn in einen leichten Überhang, wie ich die nähere Umgebung erkundete und nach allen Richtungen in weite Länder blickte.

Ausgeruht und erfrischt hüpfte, sprang und tollte ich durch den nun dankbar dämpfenden Schnee wieder hinab ins Tal, pausierte auf einen Instant-Kaffee (Damit ham sie’s hier nich so, Tee aus Indien ist in Persien angesagt.) in der Hütte und ließ mich von einem einheimischen Kraxler das letzte Stück zurück ins lärmende Tal begleiten, der mich mit Bonbons und Orangen versorgte.

Ewige Ruhe

Noch auf einen Sprung vorbei ins Mausoleum der biblischen Esther und ihres Onkels Mordechai, Wahrzeichen der einstmals großen jüdischen Gemeinde in Hamedan. Der nette Wärter führte mich durch einen zweitausend Jahre alten, gedrungen massiven Steinblock, der aussah wie eine Tresortür und unter den sich selbst ein Hobbit hätte ducken müssen, ins heilige Innere mit den zwei aus verziertem Ebenholz gefertigten Särgen.

Bedeckt mit bunten Tüchern sowie altehrwürdigen, jiddischen und aramäischen Schriftzügen in den umliegenden Räumen bewegte ich mich unwillkürlich andächtig auf Zehenspitzen; an der Wand hingen die Zehn Gebote.
Was für ein schöner Tag abseits vom trubeligen Geränke und Geplenke der größenwahnsinnigen Kleinstadt.

Stapfen

Heilig

 

 

 

 

 

 

 

Sicher

Spitze

 

Still

Alm

Kaufen

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