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Aufgescheucht

Wie ausgemacht traf ich mich am nächsten Morgen mit den französischen Ladies und fuhr mit ihnen zum weitläufigen Busbahnhof, wo eine Traube junger Ticketverkäufer hinter den Gittern ihrer „Büros“ wie aufgescheuchte Hühner schreiend und kreischend ihre papierne Ware anboten.

Loge

Auf mich wirkten sie mehr wie gekreuzigte Häftlinge, die nur durch das letzte Sakrament eines Fahrkartenkäufers ihre ersehnte Befreiung erlangen konnten. Als ich jedoch in stiller Gemütsruhe die magischen Worte „Tis Abay“ sprach, da verstummten sie plötzlich und zeigten demütig und ergeben wie ein Büschel plappernder Raben mit ihren Armen auf ein fast verlassenes Tickethäuserl.

So ruhig und friedlich jener Schalter in der Morgensonne da lag, das Innere unseres Busses war es allemal nicht. Es kam einem biblischen Wunder gleich, dass wir die Logenplätze neben dem Fahrer ergattern konnten.

Vibration

Sodann rollten wir aus der Anlage und nach der Teerstraße, die aus der Stadt hinaus führte, in Richtung unseres Zieles über eine angenehm vibrierende Schotterpiste, die meine Gesäßmuskeln sanft massierte.

Neben mir saß ein älterer Herr von 80 Jahren, der mit einem glücklichen Lächeln im Gesicht eine alte Weise auf seiner „Maskina“ spielte, einem rüstigen Holzstreichinstrument mit einem quaderförmigen Resonanzkörper am unteren Ende, der mit Kuhhaut bezogen war.

Maskina

Für die sublime Darbietung, die großzügig bemessen etwa vierzig Sekunden dauerte, wollte er selbstverständlich bares Geld, das ich ihm jedoch mit einem entwaffnenden Lächeln schnell ausredete.

Da verschwand sein seliges Lächeln ganz abrupt, und indigniert prustend wandte er sich beleidigt von mir ab und schaute demonstrativ nach draußen auf die malerische Landschaft, die vom schräg einfallenden Sonnenlicht vergoldet und von den aufgewirbelten Sandstürmen der vorbeibretternden Trucks und Busse weich verklärt wurde.

Wirbel

Kurz darauf hatte er jedoch die klaffende Wunde in seinem Stolz verwunden und fing wieder damit an, verschmitzt mit mir zu flunkern: Ob ich denn mit einer oder am Ende gar beiden der reizenden Damen neben mir verheiratet oder anderweitig romantisch involviert sei?

Als ich grinsend verneinte, ließ er mit einem hoffnungsvoll fragenden Blick durchblicken, ob ich in dem Fall eventuell etwas dagegen hätte, wenn er selbst einen Vorstoß in jene Richtung unternehmen täte.

Verklärt

Dabei störte ihn die Tatsache nicht weiter, dass er mir noch kurz zuvor in unmissverständlicher Gestik und Mimik sowie unter Zuhilfenahme seines faustbewehrt sich schüttelnden Unterarmes zu verstehen gegeben hatte, dass es mit der Manneskraft in seinem Alter ja auch nicht mehr zum Besten bestellt sei.

Wie überall kamen wir durch kleine Ortschaften mit ärmlichen Behausungen aus Holz und Lehm, anklagend in Szene gesetzt mit den typischen Wellblechdächern und -zäunen.

Sonntag

Es war Sonntag. Viele Menschen in weißen Baumwollgewändern waren auf dem Weg in die Kirche, deren Messen nicht später als um vier Uhr morgens begannen und bis weit in den Tag hinein dauerten.

Motorräder, Ochsengespanne und die in ihrer Komposition schier unmöglich scheinenden und allen Naturgesetzen zuwiderlaufenden Menschenberge, die aus den hohen Umwandungen der LKW-Ladeflächen quollen wie überkochende Milch.
Das ganze Bild wurde auch dort von fernen Hügelketten und weiten Feldern eingerahmt; allein die Fahrt nach Tis Abay war den Trip definitiv wert.

Gespann

Verkehr

Unmöglich

Fern

Hechten

Hügelland

Pilger

Menschenberg

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