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In diesem Beitrag sind nur vereinzelt Bilder vorhanden und es werden keine Namen genannt aus Respekt vor der Privatsphäre eines jeden Piraten und Zauberers, einer jeden Hexe und Priesterin, die am Camp teilnahmen. Bilder sind zwar einfacher und oft treffender als Worte, doch an dieser Stelle reichen selbst diese bei weitem nicht aus, das Erlebte auch nur annähernd zu beschreiben.
(Anm. des Sammlers)
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Die Sharing-Runde dauerte ganz schön lang, grad dass wir noch genügend Zeit hatten, uns zwischendurch kurz was zwischen die Kiemen zu schieben und alles für die zweite Zeremonie vorzubereiten, diesmal Gott sei Dank ohne „Intentionsausrichtung“, die hat mir nämlich kollateral das Genick gebrochen.

Aber noch einmal: das hat schon alles seinen Sinn.
Ich weiß nicht, ich funktionier’… oder für mich funktioniert es halt meistens besser ohne bestimmte Absichtsformulierungen, wunschgemäße Maßgaben oder Willensverrenkungen, weil auch das unweigerlich und unaufhaltsam eine – zumindest und gleichzeitig im schlimmsten Fall unbewusste – Erwartungshaltung kreiert, die dazu verdammt sein muss, enttäuscht zu werden.

Ohne

Also setzte ich mich eine Weile zum Meditieren in den Wald und nahm mir vor, mir nichts vorzunehmen. Nein, stop. Fehler, Feinde! Gefahr! Feurio!
Nein, ich setzte mich einfach nieder in einem schönen Kreis aus hohen und schlanken Baumhirten und beobachtete. Ohne Absicht, ohne Ziel oder Vorstellung, einfach nur schaun… und groovte mich innerlich auf die kommende Nacht ein.

In der Zwischenzeit kam, wie ich später erfuhr, ein frecher Feuerwehrmann daher und mit ihm die kalte und gewatschene Realität (oder eben der Schleier, wie man es nimmt) in unser Camp und meinte, dass es jetzt aber gut sei mit der verklärten Hippie-Romantik und das Feuer sofort ausgemacht wird. Oder sonst.

Es herrsche akute Waldbrandgefahr, und er wolle sich nicht dafür verantwortlich zeichnen, wenn ein von der Großmutter abgenicktes und mit initiiertes Flammeninferno ein ganzes Dorf in Schutt und Asche lege.

Vereinen

Also wurde aus der Feuer- spontan eine Wasserzeremonie, was uns allen gut gefiel, spiegelte sich doch darin das Zusammenfinden und die Vereinigung zweier Prinzipien unserer dualistischen Existenz im großen divinären Flow der Singularität. One love, brothers and sisters!
…Gott, ich steh’ so hart auf diesen Scheiß.

So kamen wir denn zum zweiten Spiel wieder hübsch zusammen, jeder fein und kuschlig eingepackt in seine Wolldecken, Schlafsäcke und Felle aus handgepflückter Schafswolle, und abermals wurde Omma’s Bestes verteilt.

Alles lief in gleicher oder ähnlicher Weise vonstatten, es wurde viel gesungen, gechantet, getrommelt und gezupft, jedoch fanden wir an jenem Abend Unterstützung durch eine fantastische Gongspielerin, der die Liebe aus dem dritten Auge sprang und die sich trotz einer Meniskusverletzung mitsamt ihren eindrucksvollen Instrumenten ins Auto setzte, um die lange Fahrt zu uns anzutreten.

Sphären

Es herrschte auch eine spürbar andere Stimmung an jenem Abend, alle wirkten irgendwie lockerer, verspielter, kindlicher, aber auch aufgekratzter und wilder. Eine gefährliche Leichtigkeit schien im Raum zu schweben, und die sanften und doch majestätischen, nein: göttlichen, weil ewigen Klänge der Gongs wie auch die betörenden und hinreißenden Gesänge trugen mich sanft und sicher in diese bezaubernde Sphäre.

Was danach kam, war nämlich im wahrsten Sinne nur noch magisch.
Da wurde wieder viel gefaucht und gestöhnt; unsagbare Laute, wo ich nicht wusste, ob das jetzt ein Lachen oder ein Weinen sein soll. Die Verursacherin selbst wusste es auch nicht. Markerschütternde und herzzerreißende Schreie in der Finsternis, die in der Lage waren, das Universum zu brechen, auf dass es hernach neu erstehe.

Hintertüren

Zwar zeigte mir Abuelita auch in der zweiten Nacht keine abgefahrenen Fabelwesen, fantastische Farben, oder etwa hoch komplexe, geometrische Muster, doch sie vermittelte mir ein sanftes Gefühl des Friedens zu mir selbst, und ich begann, ausgelassen und entrückt zu tanzen.

Zumindest mit meinem Oberkörper, denn ich wagte es nicht aufzustehen, weil ich Angst hatte, vornüber zu kippen und den herzallerliebst hergerichteten Wasseraltar zu zerstören, der sich nun an der Stelle unseres prasselnden Lagerfeuers befand.

Oh, ich hatte durchaus ähnliche Gedanken wie in der Nacht zuvor, keine Sorge, so leicht gibt das Ego nicht auf. Das findet immer wieder eine Hintertür, selbst in dem Riegel, der sie eigentlich verrammeln sollte, wenn es denn sein muss.
Doch ich war ein braver Junge und befolgte den Rat meiner lieben Freunde, die sie nunmehr geworden waren.
Ja, das geht auf so Veranstaltungen immer recht schnell: hart rein, steil nach oben und dann nichts wie weg. Heute ist nicht alle Tage, wir kommen wieder, keine Frage!

Steil

Also ließ ich die Gedanken und Gefühle sein und sah zu, wie sie durch mein Bewusstsein zogen wie geisterhafte Nebelschwaden in einer kristallenen Vollmondnacht. Ich lächelte und winkte ihnen zu, als sie sich langsam wieder auflösten oder zerplatzten wie überreizte Seifenblasen.

Dieses Mal blieb ich bei mir. Dieses Mal – blieb ich in der Mitte.
Ich blickte zur Seite und sah dunkle, ominöse Silhouetten vor einem noch dunkleren Hintergrund, Kapuzengestalten wie die von altvorderen Priestern schienen sich langsam im Rhythmus der Klänge zu wiegen.

Und tatsächlich kam ich mir wie transportiert vor in einen fantastischen Kosmos. Ich befand mich auf einmal nicht mehr in der kleinen Jurte im Wald, sondern in einem chthonischen, unheimlichen Tempel, wo wir soeben im Begriff waren, Galaxien zu weben. Ich fühlte haargenau das Gleiche wie in jener zaubrischen Nacht am Lago Atitlán während der Cosmic Convergence:

Als ob ich Teil einer verschworenen Gemeinde geworden sei: abtrünnige Magier, fahrendes Volk. Ich fühlte mich wie das frisch geschlüpfte Mitglied eines rebellischen Stammes, den Piraten des Festlands; frei, unbezähmbar, wild, wunderschön und furchtbar anzuschauen.

Und das waren wir. Wir waren Priester: Priester der Nacht, unschuldige Kinder, die von Freiheit und Liebe sangen im letzten apokalyptischen Tanz, bevor die große Flut über die Lande brach und alles hinwegfegte, so dass die Welt sich erneuerte.

Doch auch dieses Mal fühlte ich keine Angst dabei. Im Gegenteil, ich war so glücklich und stolz, dazu zu gehören, und ich spürte es bis ins kleinste Molekül meines Körpers, bis in die letzte Zelle meines Seins – dass ich in jenem Moment genau dort war, wo ich hingehörte.
Ich war… zu Hause.

Kozmoz

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