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Zu schnell? Einmal zurückblättern, sehr gern: Abschweifungen…
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„There was something formless yet complete,
That existed before heaven and earth;
Without sound, without substance,
Dependent on nothing, unchanging,
All pervading, unfailing.
One may think of it as the mother of all things
under heaven.
Its true name we do not know;
’Way’ is the by-name that we give it.
Were I forced to say to what class of things it
belongs I should call it Great (ta).
Now ta also means passing on,
And passing on means going Far Away.
And going far away means returning.
(Lao Tzu, „Tao Te Ching“)

Begleiter

Manchmal muss man Ja sagen zu den Dingen sagen.
Wie zum Beispiel an dem Tag, an dem ich mich noch während der zweiten Tasse lauen Kaffees am Morgen spontan dazu entschloss, mit einem Mädel aus Frankreich einen kurzen Dschungelpfad entlang zu einigen schönen Cascadas zu wandern. Es dauerte denn auch nicht lange, bis wir auf den Bachlauf trafen und an ihm entlang weiter marschierten.

Aber das sacht gurgelnde Plätscherwasser war viel zu verlockend, im Nu hatten wir die Latschen weggepackt und kraxelten über die nass glitzernden Steine nach oben. Der Fels unter unseren Füßen machte zwar einen glitschigen Eindruck, doch war seine Oberfläche angenehm kühl und rau und bot erstaunlich guten Halt.

Pippi im Dschungel

Die Französin sah aus wie Pippi Langstrumpf, wie sie da voll des Schabernacks über die Felsen kletterte, doch sanfter, ruhiger und in vornehmer Würde gealtert.
Wir erreichten das höchste Plateauito, immerzu verborgen unter dem gierigen Gewerk aus Lianen und wildem Geäst im Schutz des ewigen Blättermantels. Dort gefiel es uns und wir setzten uns eine Weile hin, jeder seinen flickernden Gedanken und Universen nachhängend…

…Im Anfang war das Nichts. Mehr ließe sich hierzu nicht sagen, es war einfach; immer und überall. Doch nach undenklichen Zeit- und Lautlosigkeiten erschien da mit einem Mal ein Gedanke; woher er kam, das weiß nicht einmal er selbst.
Und dies ist und bleibt das höchste Mysterium, die letzte Pforte, der dunkle Grenzwächter an der Schwelle zum Unergründlichen. Der Gedanke war denn folgender:

Mittendrin erste Sahne

„Na, das wird jetzt aber ziemlich langw-“
Ka-tschOOUUUUMM!!!* –- Und so stehe ich da, mitten im Dschungel an einem tausendfältigen Ort, wo die Natur einen umfängt wie der feuchte und warme Leib der Mutter.

*Solcherlei filigrane Wendungen finden sich im übrigen und vor allem in meinen früheren Werken. Meine Grundschullehrerin meinte, ich solle weniger Comics lesen. Ph-HAH! Kawumm.

Elemente

Im schräg einfallenden Nachmittagslicht eilt glitzerndes Wasser gemäß seiner Art über erdig versteinerte Becken ins Tal, perlt und blubbert wie ein kicherndes Kind über uralte sich windende Holzschlangen, die bereits im Begriff sind, zu ihren eigenen Wurzeln aus Stein zurückzukehren.

Wenn ich meine Finger darein tauche, meine ich, dass das Leben selbst mich umspielt und es keinen Tod geben könne.
Es ist weder kalt noch warm, weder trocken noch feucht, es ist genau richtig, hier, inmitten von diesem Shangri-La des Lebens unter den sehnsuchtsvollen Klagegesängen der Brüllaffen.

Pachamama

Überall rankt und balgt es, um mich herum Sand und Erde und Matsch, getaucht in das außerirdische Gold der Sonnenstrahlen, die durch das Dickicht stechen wie Lanzen durch einen Schildwall aus grüner Finsternis. Dazwischen rieseln und tanzen vertrocknete Blätter zurück zur geduldig wartenden Pachamama, die sie bereitwillig empfängt wie ein Vater seinen verlorenen Sohn.
Pralles, hochschwangeres Leben, das in alle Richtungen exploDIEREN und die Wolken zum Bersten bringen will!

Wurzeln

Einer hat mal gesagt, dass unser ganzes Menschsein auf dem Prinzip der Strahlung nach außen basiere: unsere Technologie jagt ständig Sachen in die Luft, Benzin, Schwarzpulver und den ganzen gottverdammten Planeten, unsere Gesellschaft will expandieren, unsere Truppen erobern mehr und fernere Länder, immer mehr, immerzu. Im antiken olympischen Sinne: höher, schneller, weiter, toter.

Was uns fehlt, ist eine tapfere Gegenbewegung, die diesen unstillbaren und wahnsinnigen Drang in alle Weiten auszugleichen im Stande ist. Deswegen läuft alles aus dem Ruder. Zuviel männliches Prinzip, zuviel Action, zuviel Hit the Road, Jack und whopbopalooba!
Was uns fehlt, ist der Blick nach innen im Gegensatz zum Aus-strahlen, das Empfangen, das Ruhen und „Hoppla! Bin das ich? – Und ist da sonst noch jemand?“

Wohin tragt Ihr mich?

Ich denke, er hat Recht. Natürlich ist solcherlei Gerede weder neu noch entrüstend, aber einmal mehr auf treffliche Weise zusammengefasst.

So stand ich da, vor Glück und Freude und Vergnügen übersprudelnd wie der Bach zu meinen haarigen Füßen, der mit dem Licht unseres Sterns Verstecken spielte und ulkend darum wettete, wer von beiden mehr Unsinn im Sinn haben möge.
So stand ich da wie ein glucksender Hobbit, barfuß im Wald.

Stoiker

Die mit altgrünem Moos bewachsenen Felsen lassen das neckische Treiben würdevoll über sich ergehen wie ein alter, stoischer Gentleman-Butler im England des ausgehenden 18. Jahrhunderts.
Es bringt einem wieder ganz nonchalant bei, wie es ist, Kind zu sein. Ein Kind, das mit seinem frenetischen Übermut umgeht wie mit einem pronto bis Oberkante geladenen Feuerwehrschlauch auf einer Überdosis Rodeo.

So stand ich da und spielte selbst mit der Sonne Verstecken und fühlte mich so: „Yamdidelyamdidelyamdideldoo!“
Stellt Euch das vor, randvoll zugeraucht mit harzigem, mexikanischen Gras und auf matschigen Pilzen zwischen den Sternen und Planeten hüpfend im Dschungel. Hahaaaanein. Nein, ich nehm’ lieber den Zug.

Spiel

Stellt Euch das vor, all das grüne Leben um mich herum. Das rauschende Rauschen des Wassers, die moosgetränkten Steine überall verstreut, ein sanfter Hauch streichelt die Luft, das heißer wütende Brüllen unserer von der Evolution verarschten Vorfahren, so voll Sehnsucht, so voll Traurigkeit. Ein leiser Geruch schmiegt sich an meine Haut, Blätter, die sich langsam und würdevoll im Fluss der ehernen Gezeiten wiegen; vergänglich, klein.

Tropfen

Ich mag schreiben und schreiben, aber die Wirklichkeit in jenem Moment war zu überwältigend, sie entschlüpft und zerrinnt mir allzumal wie der unsichtbare Raum zwischen den Dingen, wie flinkes Wasser zwischen meinen Fingern; sie bleibt am Ende doch wirklich unbeschreiblich.

Ein Vogel zwitschert im Unterholz, das letzte Sonnenlicht versiegt, Wurzeln nagen an meinen Füßen. Es ist Zeit zu gehen.
Oder soll ich es lieber mit der Horde Brüllaffen in den Bäumen über mir aufnehmen?

Unheimlich putzig

Das ist an sich schon ein unbegreifliches und vor allem unheimliches Spektakel. Aber wenn man sie dann mal sieht, schauen sie eigentlich eher putzig aus, und man fragt sich, woher der stämmige Bariton kommt? Was für ein Geschenk!

Als ich dem Lärm nach meinem Blick nach oben folgte, steht da ein einziger kahler Baum umringt von dichtem Blattwerk, und genau da hocken die Muchachos. Welch bezaubernder Abschied, und doch so: „Alter, jetz’ is’ dann auch mal gut. Sieh zu, das Du Land gewinnst, wir machen den Laden jetze dicht!“

Stellt Euch das vor.*

Schleier

Das war das andere Palenque, heil und roh. Una noche mas! Sure thing, the same procedure as every day, Chulita!

*Das wäre im Prinzip bereits ein guter Schluss gewesen. Aber ich ruiniere ihn lieber. Manchmal muss man Sachen auch kaputt machen.
Noch ein wenig Kerouac?

„And for just a moment I had reached the point of ecstasy that I always wanted to reach, which was the complete step across chronological time into timeless shadows, and wonderment in the bleakness of the mortal realm, and the sensation of death kicking at my heels to move on, with a phantom dogging its own heels, and myself hurrying to a plank where all the angels dove off and flew into the holy void of uncreated emptiness, the potent and unconceiveable radiancies shining in bright Mind Essence, innumerable lotus-lands falling open in the magic mothswarm of heaven.

Verbunden

I could hear an indescribable seething roar which wasn‘t in my ear but everywhere and had nothing to do with sounds. I realized that I had died and been reborn numberless times but just didn‘t remember especially because the transitions from life to death and back to life are so ghostly easy, a magical action for naught, like falling asleep and waking up again a million times, the utter casualness and deep ignorance of it. I realized it was only because of the stability of the intrinsic Mind that these ripples of birth and death took place, like the action of wind on a sheet of pure, serene, mirror-like water.

Ebenen

I felt sweet, singing bliss, like a big shot of heroin in the mainline vein; like a gulp of wine late in the afternoon and it makes you shudder; my feet tingled. I thought I was going to die the very next moment. But I didn‘t die, and walked four miles and picked up ten long butts and took them back to Marylou’s hotel room and poured their tobacco in my old pipe and lit up. I was too young to know what had happened.“
(J. Kerouac, „On The Road“)

Cascadas

Symbiose

Licht & Schatten

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