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Gelinde

So bin ich denn anständig verwirrt und mit allen notwendigen Formalien bewaffnet als offizieller Besucher im letzten Bus nach Léon gelandet, einer angeblich lebendigen Kleinstadt und demnach das erste offensichtliche Ziel nach der Grenze. Sie kam mir auch grade recht, um meinen ersten Haken zu setzen, und seit Antigua war es nun doch schon eine Weile her, seit ich mich inmitten eines größeren Haufen aus schwitzenden und duftenden Menschen befand.

Sie wurde mir auch bereits von einigen Reisenden empfohlen, was mich etwas verunsicherte, aber ihre rebellische Vergangenheit als Sandinista-Hochburg und die Tatsache, dass hier fesche Studenten ihr Unwesen treiben, verliehen ihr Charisma und einen gewissen Reiz.

Provisorisch

Mein erstes provisorisches Nachtlager schlug ich im „Mango Hostel“ auf, das wohl noch nicht lange auf hatte zu dem Zeitpunkt und sich teilweise noch als Baustelle präsentierte. Die Besitzerin machte mir einen eher grantigen und knausrigen Eindruck, und die Gäste waren mir jetzt auch nicht grundsympathisch.

Wäre da nicht dieser primordial entspannte Rezeptionist gewesen, der von all den Gespenstern dort am ehesten in ein Hostel zu passen schien, ich wäre nach der ersten Nacht gleich wieder ausgecheckt.
So hatte ich es noch eine zweite dort ausgehalten. Am ersten Morgen gab es das Frühstück aufgrund der Baustellenkulanz nämlich noch umsonst, aber dieser Deal hielt leider nicht bis zum nächsten.

Buntes Chaos

Dementsprechend hielt auch meine Treue nicht, und ich zog flugs um ins „El Albergue“, viel gemütlicher, schöner eingerichtet und zum gleichen Preis inklusive Brekkie. Da schaust. Leider war’s um den Vibe dort auch nicht viel besser bestellt, obwohl das Interieur und die erste Ratscherei mit der Volontärin aus Münster doch einiges versprach.

Es gab auch ein, zwei Tage, wo ich dachte, jetzt könnt sich was gehen, aber dann sind schon wieder neue Vulkan Tour-Zombies eingecheckt mit Gesichtsausdrücken wie Betonskulpturen aus dem alten Rom.
Ganz komisch.

Streetfood

Was noch komischer war, dieser Umstand schien sich nicht nur auf das Hostel zu begrenzen. Ich fand, in der ganzen Stadt waren überwiegend seltsame Leute unterwegs; wir reden noch immer ausschließlich von Touristen.
Ich weiß gar nicht, so völlig ausdruckslos, fast schon unmenschlich; wie seelenlose Hüllen hinter kalten Sonnenbrillen, bei deren Anblick es mich unangenehm fröstelt.

Mit einem kleinen Grüppchen, die ich während einem Abendessen bei den Streetfood-Ständen an der Vorzeige-Kathedrale kennengelernt hatte, hab’ ich es sogar einen Abend lang probiert, auch weil ich die Idee lustig fand, mit zwei Flaschen „Flor de Cana“ für jeweils sechs Euro und ausreichend, aber nicht zu viel!, Cola in einen Park zu fläzen und sich mal ausführlich und bewusst zu betrinken.

Vergnügen

Ja, das war ganz nett, aber verliebt habe ich mich jetzt auch nicht. Außerdem löste sich das spontane Gespann recht schnell wieder auf, da im Nachgang jeder seines Weges zog.
Das war mir am Ende auch ganz recht, denn ich lief noch immer auf meinem ganz eigenen Film und wollte meine Ruhe haben. Also alles, wie es sein sollte.

Es war auch hier, dass ich erneut meinen Rucksack nähen und mit einem satten Flicken verstärken ließ, der sich langsam aber sicher, in aller Gnade und Würde seiner Altersschwäche ergibt und sich stolz von der Welt verabschiedet.

Spezialisten

So ähnlich wie in Guatemala City, nur diesmal an einer anderen Stelle; irgendwann besteht er wohl nur noch aus Flicken. Ich weiß nicht, ob ich es an der Stelle schon erwähnt habe, aber ich bin immer wieder auf’s Neue fasziniert von den alten Zünften in ärmeren Ländern, die bei uns entweder ausgestorben sind oder ihre traurigen Gebeine nur noch als ausgedientes Museumsstück zur Schau stellen.

Bei uns ist das auch oft gleich so eine Tragödie:
„Nein, also das kann ich nicht machen, tut mir leid, der passt nicht unter die Maschine, mmhmm, da müssen sie zu einem Spezialisten gehen, ja weiß ich auch nicht, vielleicht probieren Sie es mal in der und der Straße, mmhmm.“

Improvisieren

Dort: -gestresstes Stirnrunzeln, tiefes Luftholen- „Ja also, das kann ich schon machen, allerdings dauert das mindestens eine Woche, weil ich muss erst die richtigen Teile und Nadeln bestellen, die hab’ ich nicht da, ja nee, das ist schwierig, also rechnen Sie mal eher mit zwei bis drei Wochen, das Ganze kostet dann vierzig Euro, vielen Dank.“

Hier: „Ja logo kein Problem, das machen wir gleich. Wann willst Du ihn denn abholen?“ – „Na weiß nicht, wann wird er denn circa fertig sein?“ – „Naja, also ein, zwei Stunden musst Du schon warten, aber danach kein Problem.“ -grins- „Ja geil, und was kostet mich das der Spaß?“ – „Vier Euro, ist das okay?“ -GRINS- „Ich denke, das geht in Ordnung.“

Besser

Alter! Ist das nicht endsgechillt? Und jetzt ist er besser, stabiler, stärker und mächtiger als jemals zuvor. Soo schnell scheint der sich also doch noch nicht zu verabschieden, oh nein, da kann Optimus Prime einpacken, aber sowas von, mir egal, ob ihn das fertig macht. Leider gibt es immer einen, der es besser kann.
Nämlich MEINEN Rucksack, Mann
!

 

 

 

Schweiß & Duft

Hochburg

 

 

 

 

 

 

 

Charisma

Rebellen

Alt

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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