Zu schnell? Einmal zurückblättern, sehr gern: Ist Elon Musk…
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Aber das war nur eine Ablenkung am Rande, denn wie stets geschehen bei solchen Gelegenheiten die eigentlichen Wunder im inneren Weltenraum einer jeden Seele.
Ich glaube, ich war dieses Mal mit der erste, der kotzen musste.
Mit Bestimmtheit richtete ich mich demgemäß von meinem Lager auf, nur um ein Stückl weiter oben am Hang, ich selbst auch nur in einer ungefähren Vertikalen, festzustellen, dass ich so bestimmt gar nicht mehr war. Ich musste einige Male tief durchatmen, um mich zu vergewissern, dass sich der Erdboden noch immer unter mir befand, und nicht irgendwo schräg über mir.
Erst dann begann ich meinen sanft taumelnden Spießrutenlauf in die Büsche, schließlich war ich kein Anfänger mehr, und ergoss all meine inneren Dämonen über die armen Pflanzen.
Doch mir gefiel es dort gut, und überdies war sich mein Magen lange Zeit nicht sicher, ob es ihm denn besser erginge am Feuer. Also blieb ich eine geraume Zeit dort und unterhielt mich schwankend mit dem Gestrüpp, so dass wir am Ende gute Freunde wurden.
Ich sah seltsame Stachelwesen, so ähnlich wie Ungeziefer, die über meine Großhirnrinde krabbelten, und eklige Dinge mit Widerhaken, die sich wie Fraktale des Schreckens ineinander wölbten und aus sich heraus wieder gebaren in einem nicht enden wollenden Tanz des Lebens und des Verfalls.
Auch sah ich leuchtende Pilzgeflechte wie die Gebäude und Wolkenkratzer einer großartigen Höhlenstadt, und ich wusste von irgendwo her, dass das ein guter Ort war. Genauso wie ich instinktiv spürte, dass die komischen Pieksdinger in Wirklichkeit gar nicht bedrohlich waren, sondern wie alles andere einfach dazugehörten zum Sein.
Und das, was da in immer neuen Galleströmen zum Vorschein trat, das schienen mir alte Verhaltensmuster zu sein, die sich quasi verabschieden wollten, um endlich frei zu sein. Von mir und mit mir.
Zumindest war das meine Assoziation und beileibe keine leichte Geburt.
Zum Beispiel hatte ich mich schon immer nach anderen Menschen ausgerichtet, an vornehmlich starken und resoluten Persönlichkeiten orientiert, bei denen es sich wohl lohnen musste, zu ihnen aufzuschauen. Sie waren die Krücken eines im Außen gelagerten moralischen Kompasses, da ich selbst über keinen verfügte oder ihm zumindest nicht über den Weg traute.
Aber eine derartige Strategie macht das Leben auf die Dauer doch ganz schön anstrengend. Und unstet, weil man ständig das Gefühl hat, sich vor anderen beweisen und rechtfertigen zu müssen, damit man morgens, oder irgendwann über den Tag wenigstens, in den Spiegel schauen kann, ohne von Zweifeln und Unsicherheiten zerschreddert zu werden.
Das wurde mir wieder einmal klar und darüber hinaus deutlich spür- und erlebbar im Verlauf dieser ganzen surrealen Eskapade: dass es im Grunde doch darum gehen muss, sich von einem derartigen Scharfgericht frei zu machen, um im eigenen Saft stehen zu können und zu sagen:
Ich bin hier, das bin ich, mit all meinen Warzen und Kanten und von mir aus aufgespritzten Lippen – und jetzt kommst Du.
Mein ganzes Leben lang hatte ich alles dafür getan, es Anderen recht zu machen, hatte mein Heil und mich selbst in ihnen gesucht, was gleichermaßen wahnsinnig wie schlicht und ergreifend unmöglich erscheinen muss.
Wenn es ihnen also scheiße ging, so ging es mir auch scheiße und umgekehrt, sei dies meine Mutter, meine Lebensabschnittsgöttinnen oder besten Freunde gewesen; die Schlüsselfiguren eben in meiner ganz persönlichen griechischen Tragödie.
Vielmehr soll es darum gehen, all diese ungesunden Verbindungen zu kappen, stattdessen auf mich selbst zu vertrauen und so zu nehmen, wie ich bin.
Das ist in der Tat kein leichtes Unterfangen.
Ebenso gut könnte man versuchen, den Todesstern zu umarmen oder den Dunklen Herrscher auf ein Kaffeekränzchen einzuladen und ihm mit Schweißperlen auf der Stirn dabei zuzusehen, wie er vergeblich versucht, ein Stück Käsesahne durch das Visier seines Helmes zu schieben.
Aber ich meine, in aller falschen Bescheidenheit, dass dieser unverstellte, aufrichtige und doch liebevolle Blick in das eigene Innenleben sowie das offene Sein mit, das „Akzeptieren“ von jedweden Gefühlsregungen der allseits ersehnte, doch nur selten gefundene Schlüssel zum Glück und zum Erfolg auf dieser Welt sei, was immer man dafür auch halten mag.
Ihn mutigen Herzens umzudrehen, könnte einem scheuen Adepten sehr wohl die Tür ins Himmelreich öffnen. Oder nach Shangri La, same same.
Doch wehe, ein solches Vorgehen muss einem vorkommen wie der Versuch, eine heiße Herdplatte zu streicheln, eben genau das, wovor man sein Leben lang gewarnt wurde.
Macht ja auch vordergründig nicht viel Sinn. Selbst wenn man jenen Schlüssel also entdeckt und als das erkannt hat, was er ist, muss man sich je nach Ausmaß der inneren Schlacken erst einmal ordentlich überwinden, ihn überhaupt anzulangen.
Denn oft mag er einem vorkommen wie ein glitschiges Ding mit Widerhaken, über das ekle Viecher krabbeln und wuseln, von dem giftige Dämpfe ausgehen und der an und für sich ganz und gar widerwärtig ist. – Es ist nicht unbedingt eingängig, dieser blinde Griff in Pandoras Box.
Aber dann… Aber dann.
Ich weiß nicht, wie es Euch dabei geht, ich für meinen Teil kann das Leben aus allen möglichen Blickwinkeln und in immer neuen Facetten betrachten, aber irgendwie komme ich immer wieder an denselben Punkt: eben zu dem, den ich soeben beschrieben habe.
Letzten Endes ist das auch gut und notwendig, denn nur so können wir uns selbst immer besser verstehen. Wir alle sind schillernde und fraktale Wesen, die immer neu erstehen, die sich einem Schmetterling gleich aus ihrem Puppenhaus herauswölben und stets wie ein Phönix aus der Asche ihres alten Selbst neu erfinden und gebären.
Genauso braucht es unzählige, unergründliche und tausendfach gebrochene und beweinte Pfade, entlang derer man das eigene Sein tiefer und immer tiefer zu ergründen vermag, die nicht weniger göttlich als teuflisch sind. Man strebt sozusagen gleichzeitig gegen das Minus und Plus der eigenen Unendlichkeit.
…And may the odds be ever in your favour.
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Bitte umblättern: Besonders…
(N)Euer Senf – mittelscharf, wenn’s geht