Zu schnell? Einmal zurückblättern, sehr gern: Steppenreiter…
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Radio Eriwan Calling:
„Ourr -KCHRK- ijntelligence rreporrts that a nucllearr -KRK- powerr pllant in Frrance vas -CHK- shut down due to a mallfunction -KRCHK- at lleast accorrding to cjapitallist -KCHK- prropaganda.
Also, -KRK- Brrazill admjitted that de new -KCHRK- stadiums forr de upcomingg soccerr vorld cup -KRCHRK- vill not be finished inn -KCH- time becjause they arre nnot ablle to -KRCH- squeeze enough monney out of theirr -CHRK- deterriorrating popullation.
Of cjourse ve know -KRK- betterr, my most prrecious Rrevolutionarries and -KRCHK- Cjattle Herrderrs!
Bjecause these -KCH- events marrk de firrst -KCHK- millestone of ourr rrenewed efforrts to -KRCHK- veaken de innfrrastrructurre of ourr olld -CHK- enjemy by rreactivatingg ourr slleeping -KCHR- cells in East Gerrmany as vell as -KRCH- hirringg olld Nnazis frrom Arrgentina as -CHRK- doublle agents.
Ssoon de Vest vill be rripe -KCHRK- forr innvasion!!“
This is John -KCH- Tolun Connorr. Vhen you -KRCH- rread this you arre parrt of de -KRK- anti-impjerriallistic rresistance. -KRCHRCH-“
Eines der coolsten Features auf unserer zweiwöchigen Rundreise war die Tatsache, dass wir wirklich jede Nacht in einem Ger (zur Erinnerung: das mongolische Wort für Jurte) verbringen durften – und manchmal eben auch mussten.
Nun ist Jurte natürlich nicht gleich Jurte, obwohl viele zumindest von außen sehr ähnlich ausschauen.
Die Bandbreite reicht da von aufgematschelten Touristencamps, wo sie die Dinger praktisch wie tote und seelenlose Reihenhäuser aufstellen (Mein Bewusstsein suchte bei dem Anblick schreiend, aus seinem gequälten Körper zu fahren.), bis hin zur nackten und harten, weil bodennahen Realität in jener Nacht, als der Schneesturm um unsere ausgefransten Gemüter tobte.
Die Gers, die also vom Tourismusamt gespendet wurden, mussten wir glücklicherweise nur zweimal in Anspruch nehmen, weil sonst buchstäblich nichts auf unserem Weg lag. Eines davon lag bei Ongi in dem schönen Flusstal, das ich kurz einmal erwähnt hatte und das sich trotz seiner fruchtbaren Erscheinung noch immer mitten in der Wüste befand.
Das war der Knaller. Da bin ich fast aus den Latschen gekippt, denn das daran angeschlossene Restaurant war ungelogen in einer Fake-Burg untergebracht, die mich eher an die schottischen Highlands erinnerte als an zentralasiatische Nomaden. Bei deren Anblick musste die Personifizierung der Skurrilität vor grünem Neid erblassen.
Ich mein, selbst Dschingis Khan, der fette alte Gauner, ist in einer Jurte umeinander gereist! – Jaa, es war ein Palast und der wurde von umpzig Ochsen oder Sklaven oder was weiß ich gezogen, aber er hatte definitiv keine Türme, aus denen sich heulende Jungfrauen aus Liebeskummer in den Tod stürzten!
Aber wer weiß, vielleicht haben sie sich ja was von den Europäern abgekuckt bei ihren Raubzügen, ist mir auch egal. Jedenfalls fand ich das voll Banane.
Jetzad, zeig mir einen Nomaden, der das Trum in zwei Stunden abbaut, fuffzig Kilometer weit schleppt auf seinem röchelnden Pick-up und dann auf der Sommerweide kurz mal wieder aufbläst!
DIE BAUEN DORT KEINE FESTUNGEN. Das macht in der Mongolei doch soviel Sinn wie ein Ohrensessel in einer Hüpfburg! – In meiner Welt zumindest.
Ich weiß nicht, wer da was und wieviel geschmissen hat, aber das muss ein horrender Trip gewesen sein. Echt, da läuft es mir kalt den Rücken hinunter.
…Nein, davon gibt es kein Bild!
Irgendwann reicht’s auch.
Da war der Abend in der anderen Jurtenanlage um einiges angenehmer, obwohl die auch so deprimierend und nüchtern wirkte wie ein deutscher Campingplatz. Fehlten nur die Gartenzäune und Satellitenschüsseln.
Außerdem wurde er uns durch einen netten Rentner versüßt, der uns für ein bisserl Trinkgeld alte Volksweisen und kehlige Gesänge auf traditionellen Instrumenten wie zum Beispiel der Pferdegeige darbot. Der war um die sechzig, sah aber wegen seiner wettergegerbten Lederhaut aus wie neunzig, und beherrschte fast dreißig Instrumente aus aller Welt, weil: das war ja nur sein Hobby.
Von den Texten hab’ ich zwar nix verstanden, aber die mongolische Musik scheint wie auch ihre Sprache die unwirtliche Heimat der Viehhirten getreu zu spiegeln: harsch und unerbittlich und doch auch leise klagend, sie war durchwebt von einer derben und bitteren Schönheit.
Die meisten Nächte verbrachten wir aber bei Familien, die aufrichtig dort lebenden. Ich bin mir sicher, dass sie zwar so eine Art Vertrag mit dem Sunpath und/oder anderen Hostels hatten und damit irgendwie schon auch Teil der -gnnn- Tourismusindustrie waren, aber so bekamen wir immerhin einen leichten Schimmer mit eines vielleicht zeitgenössischen Alltags in Zentralasien.
Der wird eingerahmt vom obligatorischen Begrüßungs- und Verabschiedungszeremoniell von Gästen, bei deren Gelegenheit zumeist gesalzener Milchtee und Gebäck gereicht wird. Dabei sollten wir auf der westlichen Seite des jeweiligen Gers Platz nehmen, während die Hausherren stets der nach Osten zugewandten Hälfte saßen.
Keine Ahnung, ich nehme das mal als Kompliment.
Oh, es gibt viele kleine Gepflogenheiten und Benimm-Regeln, auf die man beim Besuch in einer Jurte theoretisch achten müsste. Allerdings schien es mir, dass die Einheimischen sie selbst oft nicht mehr so richtig ernst nahmen. Wahrscheinlich ändern sich sogar dort die Zeiten. Aber davon später.
Keine Ahnung, vielleicht dachten sie auch einfach nur: „Scheiß Touris, was soll’s.“ Vielleicht hatten sie einfach vor den formidablen Bretterköpfen von uns Reisenden kapituliert oder dass eher die ältere Generation wie der gute Meister Fidel noch an derlei Spaßetteln festhält. Que se yo.
Auf jeden Fall sollte wir es tunlichst unterlassen, mit unseren dreckaden Füßen die Türschwelle zu berühren oder gar darauf zu steigen, denn solches, das ist wahr, galt auch damals noch als sehr unhöflich.
Stattdessen geht das so, dass man zuerst den Kopf und ein Bein, am besten das stärkere, ins Zeltinnere steckt, woraufhin dann der restliche Körper irgendwie durchgewurschdelt wird; was bei fast zwei Metern Körpergröße sowie knapp anderthalb Türrahmen koordinativ gar nicht so einfach ist.
Außerdem erschien es moralisch unklug, zwischen den zwei mittigen Stützbalken hindurch zu gehen. Etwas durchzureichen ging auch nicht, das bedeutete wiederum Pech für das Eheglück seiner Besitzer, und das wünscht man nun wirklich keinem.
Unsere Scheidungsanwälte leiden global eh schon unter Burnout, das muss doch nicht sein. Im Gegensatz dazu habe ich zum Beispiel gelesen, dass man seine Füße auch nicht in Richtung Ofen strecken soll, aber das hat tatsächlich keinen gekratzt.
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Bitte umblättern: Nemesis…
(N)Euer Senf – mittelscharf, wenn’s geht