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Oder: Die Dualitätenzentrifuge — — —  …nnnnuAAAAAIIIIIINN!!!!!

Alpdruck

Bleierne Schwärze umfing mich, alles in mir wurde totenstill und machte sich bereit für den großen Sprung in eine abgrundtiefe Depression.

Das konnte nicht sein. Es durfte nicht sein! Der Traum verwandelte sich in einen sengenden Alpdruck, aus Himmel wurde Hölle, und aus der Fülle – ward ein Nichts geboren. Auch die letzten kümmerlichen Überbleibsel an Residualenergie entwichen meinem Körper wie die Gase einer Leiche, die ihr Leben mit einigen letzten, chemischen Abbauvorgängen aushauchte. Ich war am Ende. Am Boden zerstört.

Toben

Blanke, nackte Verzweiflung packte mich wie ein Schraubstock aus Eis und Feuer und schlug ihre giftigen Vampirfänge in meine Seele. – Diese Vollpfosten! Diese, diese NICHTSwürdigen!! Ist denen doch tatsächlich der Sprit ausgegangen, diesen bescheuerten Quadratsdodeln. – Nein ernsthaft, leckt’s mich doch alle einmal gepflegt am ARSCH!!!!

Herrschaft! (Manchmal sollte man mit Ausrufezeichen nicht geizen.)
Bestimmt hätte ich wie Rumpelstilzchen geflucht und gezetert und im Kreis getanzt, hätte ich nur gekonnt! Die hatten ein demaßenes Glück, dass das alles nur in mir drinnen getobt hat wie so ein übersteuerter Hollywood-Schinken.

Geschafft

Aber auch das… war nicht das Ende.
Meine Gemütswechsel oszillierten nun immer schneller wie ein sich beschleunigender Pulsar kurz vor dem großen UMPFFF.

Lo and behold! Keine fünf Minuten später kam ein dritter LKW des Wegs und konnte uns tatsächlich mit ausreichend Diesel aushelfen, um auch die letzten Kilometer bis nach Nsumbu zu schaffen. Praise be the shining lords of deliverance!

Häuslein

Wie? Was? Sie haben geläutet? – Ich meine, dass wir an jenem gottverlassenen Flecken Erde und mitten in der Nacht zwei Trucks begegnen, das dürfte in etwa dieselbe Wahrscheinlichkeit umfassen wie der Urknall.
Und doch ist beides passiert. (Dabei müsst Ihr Euch jetzt vorstellen, dass ich ein schelmisches und hinterhältiges Grinsen aufsetze, so ähnlich wie das des Bösewichts in der Geschichte.)

So fand ich mich um halb sechs Uhr in der Früh verdreckt, zerschlagen und elendiglich müde auf dem Sofa in einem dieser zuckerhübschen Häuslein wieder, das einem meiner Leidensgenossen gehörte, den ich während diesem infernalischen Trip ins Paradies kennen gelernt hatte.

Im Nu

Der war so eifrig und stolz, dass er mich gleich bei sich behalten und seiner gesamten Sippe vorstellen wollte. Im Nu wuselten alle seine Kinder um mich herum wie ein aufgescheuchter Schwarm Kolibris, während seine Frau sich beeilte, Tee zu kochen.

Ach. Ich hätte sein Angebot liebend gerne angenommen, allein schon, um ihm die Freude zu machen. Aber ich konnte nicht mehr. Ich wollte nicht mehr! Ich brauchte meine Ruhe wie niemals zuvor in meinem Leben.

Bucht

Also raffte ich alle meine Contenance zusammen, lächelte ihnen (vielmehr mir selbst) aufmunternd zu, und blieb geschätzt solange, um der Etikette der Gastfreundschaft zu genügen, ohne dabei undankbar oder grob zu erscheinen.
Ich bete inständig, dass das geklappt hat und sie stattdessen bis heute nicht auf meine Erinnerung spucken.

Off the beaten track, Mann. Ich hasse und ich liebe es.
Aber macht Euch keine Hoffnung, denn nicht einmal das war das Ende.

Gomorrha

Eigentlich wollte ich ein paar entspannte Tage in der traumhaften Ndole Bay verbringen, aber das Schicksal entschied ein weiteres Mal zu meinen Ungunsten. Die Nornen kamen am Ende wohl zu dem Schluss: „Na, ein bissl was geht schon noch, oder.“ Ich spazierte durch die einzige Lodge in der Bucht, alles war noch still und keiner da, und da schwante es mir schon.

Erstens waren die Essenspreise dort lächerlich hoch, ich glaube, so um die zwanzig Euronen pro Gericht. – Ja hallo? Selbst in München musst da lang suchen, bis Du einen derart überteuerten Saftladen mit ein paar vergammelten Sternen drauf findest.

Fährmänner

Zweitens fuhr das Boot (mithin die einzige Transportmöglichkeit außer diesen verf… Trucks) nach Mpulungu entweder gleich an dem oder aber erst in fünf Tagen.
Und so wunderschön und bezaubernd es dort auch war, mich aber so lange und außer der Belegschaft mutterseelenallein in diesem Gomorrha-Luxus zu suhlen, das war mir dann doch zu viel.

Was hieß, sofort und ohne Pause nochmal sechs Stunden auf ’ner klapprigen Fähre zuzubringen, die mich ans andere Ufer übersetzen sollte.
Es hätte mich eh nicht gewundert, wenn ich dabei dem Fährmann des Todes begegnet wäre, der die Seelen der Verstorbenen in die Unterwelt bringt. Wie heißt er noch, Scharon?

Häuflein

Nichts für ungut. Ich kenne den Herrn nicht und will mir nicht anmaßen, ein Urteil über ihn zu fällen. Aber was soll ich machen, den Wortwitz konnte ich mit gutem Gewissen nicht gehen lassen. In dem Fall muss die Kunst oder was über die Ethik siegen.
A propos, in dem Moment verließen mich auch die allerletzten gutmütigen Geister, die bis dahin heroisch zurückgeblieben waren, um ihre Lange Niederlage auszufechten.

Wie ich da so am Strand stand, wie ein bedröppeltes Häuflein Emotionsmatsch, also das muss einen derart jammervollen und bemitleidenswerten Anblick geboten haben, dass die Jungs vom Staff wahrscheinlich gar nicht anders konnten, als sich rührend um mich zu kümmern.

Hafen

Ich glaube, mir sind vor lauter Erschöpfung echt die Tränen in den Augen gestanden. Dass sie mich nicht sprichwörtlich an der Hand genommen hatten, war grad alles und bewahrte mich vor dem endgültigen Shutdown meiner Selbstachtung und Würde.
…Ach Blödsinn, die waren doch längst beim Teufel.

Ich durfte DUSCHEN. Das war schon mal die Viertelsmiete.
Dann setzten sie mich in einem Longboat zum Hafen über, zeigten mir ein Restaurant (Mein Magen fühlte sich im übrigen an wie ein Schwarzes Loch), tätschelten mir gefühlt den Kopf und beschlossen selbsttätig, auf dem Markt Proviant für mein Unterwegs einzukaufen, da die Zeit bis zum Ablegen knapp wurde.

Endlich

Spätestens da war ich wirklich den Tränen nahe, dankte ich ihnen bis in alle Himmel und Gezeiten und winkte ihnen zum Abschied zu wie alten Freunden.
Jesses, ich war nicht mal zahlender KUNDE bei denen! Die haben das einfach so gemacht. Cool, was?

Derart gestärkt war ich bereits wieder bester Dinge, als ich mich auf einer Bank des – und auch dem Spaghetti-Monster sei Dank! – nur halb besetzten Passagierschiffes ausstrecken und nun endlich, zu aller guter Allerletzt, ein wenig Schlaf finden durfte…

Spiegelglatt

…Als ich später etwas erwachte, lachte die Sonne mir zu und spielte mit den dunkelblauen und strahlend türkisenen Farben des spiegelglatten Tanganyika-Sees. Zu meiner Rechten zogen beeindruckend die bewaldeten Steilhänge des Sambia-Ufers an mir vorbei, unterbrochen von paradiesischen Buchten, in die sich winzige Fischerdörfer aus Lehm und Stroh kuschelten.

Es gab dort keine Stege. Wenn die Leute aussteigen wollten, dann mussten sie erst in ein Kanu verfrachtet werden, welches sie dann den Rest des Weges bis zum Ufer brachte. Das war wirklich wie im Bilderbuch.
Und damit war ich, nach emotionalen Springfluten und Gezeiten im Stundentakt, vollends wieder back on track.

Gegen vier Uhr am Nachmittag erreichte ich schließlich den Hafen von Mpulungu und mithin das Ende meines wundersamen und haarsträubenden Abenteuers durch die Hinterlande von Sambia.

Realistisch gesehen war seit meiner Abreise aus Kaputa nur etwas mehr als ein Tag ins Land gezogen, aber in mir vergingen Zeitalter und Lichtjahre!
Und jetzt alle: Pffuuuuhh…

Bilderbuch

Lehm & Stroh

Kuscheln

Oszillieren

Beeindruckend

Verfrachten

Steilhänge

Ufer

Ende

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