Zu schnell? Einmal zurückblättern, sehr gern: Begossene Pudel…
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Und dann musste es schnell gehen, denn wir wollten das gute Wetter in der überaus wechselhaften Regenzeit ausnutzen. Aus diesem Grunde, und auch, weil wir einfach zu deutsch* waren, hatten wir uns am gleichen Tag Plätze auf einem Schiff reservieren lassen, das zu einem „Sunset Cruise“ auf dem Zambesi einlud.
*Auch in der Hinsicht müssen damals die preußischen Tugenden wohl über die österreichisch habsburgischen obsiegt und sie in der Folge unterdrückt haben, und ich hasse sie noch heute dafür.
Ich sehe mich auch vielmehr als ein Nachfahre der alten, wildromantischen Kelten, von mir aus auch, Gott bewahre, als Römer, aber bloß nicht als einen von diesen spröden und dickschädeligen germanischen Emporkömmlingen aus dem Norden mit ihren steifen Pickelhauben.
Das ist natürlich alles verklärter und unhaltbarer Bullshit, aber dergestalt zu schwärmen macht ungemein großen Spaß. – Das muss man den Nazis allerdings lassen: Die Verlockung zu solch einem dämlichen Denken ist groß, einfach, weil es einfach ist; und gleichzeitig versteckte Wunden kaschiert.
Die Tierwelt gab außer einem Krokodil sowie einem schüchternen Nilpferdkopf über Wasser nicht viel her, aber der Sonnenuntergang… eh pffff!
What – the fuck. Die Umrisse der Uferlandschaften, ihre Farben und mein Gefühl dabei… Das war einfach nicht von dieser Welt.
Ich meine, jetzt schon, weil nun hatte ich es ja gesehen, aber davor hätte es gerade so gut auf einem anderen Planeten stattfinden können, ich hätte es nicht glauben wollen. – Erinnert Ihr Euch an diesen perfekten Moment im Zug, den ich eben zuvor beschrieben hatte?
In einer derart ausgelassenen und verträumten Stimmung saßen wir mit ausgestreckten Beinen am Bug, ein jeder mit einem Glas herrlich kühlen Gin Tonic in der Hand, und schauten der untergehenden Sonne zu, wie sie tausendfach im stillen Wasser des breit dahin strömenden Stromes gebrochen wurde und das Land um uns herum in eine orangene Märchenwelt verwandelte.
Außer uns befanden sich auf dem Boot lediglich vier Asiaten sowie zwei einheimische Mädels. Die Reise nach Jerusalem wäre demnach so fehl am Platze gewesen wie eine Montagsdemo in der Allianz-Arena.
Das hatten die Schlitzohren von der Agency* also sehr gut gemacht, dass sie uns an die und keine andere Firma vermittelt hatten, denn es gab durchaus auch Anbieter, bei denen so ein Sunset Cruise regelmäßig und schnell einmal in ein Spring Break- Schrägstrich Ballermann-Pandämonium ausartet, und das wollten wir aber nicht.
Die familiäre Atmosphäre muss auch unserem Guide besonders gefallen haben, so dass er irgendwann spontan damit begann, einige traditionelle Volksweisen zu unserer wohlfeilen Unterhaltung vorzutragen. Durch den großzügig ausgeschenkten und all inklusiven Alkohol dazu angetan, tanzten die Damen auf ganz reizende Art und Weise schlangengleich zu seinen getragenen Melodeien.
Auch das ist bestimmt ausgemachter Wurstsalat. Der macht sich mit Sicherheit jedes Mal so zum Affen, um noch ein bisschen mehr Trinkgeld heraus zu schlagen, und dazu hat er jedes Recht.
Aber ich war so transportiert und weg getragen, dass ich es halt so wahr haben wollte, wie mir es gern passte. Weil das war wirklich ein völliger Overload für meine Endorphin-Speicher; so etwas wie ein inverser Nervenzusammenbruch.
*Die beiden waren überhaupt ein großer Spaß. Allein schon mit den Jungs zu feilschen und hin und her zu überlegen, wie wir möglichst viel Actions möglichst schnell und möglichst billig in ein Gesamtpaket schnüren konnten, war so lustig, dass wir mit denen eher schon Freunde und Kumpels wurden als allseits zufriedene Geschäftspartner.
So leicht ließen die sich nämlich nicht herunter handeln.
Unsere Konstellation an etwaigen Aktivitäten war jedoch ähnlich verschachtelt und kompliziert gelagert wie das Labyrinth im Wunderland, und am Schluss rauchte und brummte uns allen gehörig der Schädel.
Denn am Ende buchten wir nicht nur den Helikopter-Flug und den Sunset Cruise bei ihnen, sondern noch dazu eine zweitägige Safari im nahebei gelegenen „Hwange National Park“, und zwar bloß, weil die Burschen vor uns so umgänglich und endscool drauf waren. Und Arnold wollte ein paar Elefanten endlich auch mal aus der Nähe sehen.
Das Angenehme daran war vor allem, dass wir während der Verhandlungen niemals aufgehört hatten, ausgiebig zu lachen und uns einander spielerisch zu triezen.
So wussten wir, dass wir unser Geld in gute und verdiente Hände legten.
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(N)Euer Senf – mittelscharf, wenn’s geht