Zu schnell? Einmal zurückblättern, sehr gern: Feindbild-Fiasko…
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Gut, da hat jetzt fast nichts gestimmt. Bis auf die Sache mit dem „Sandewich“.
Ich war noch nicht mal in der Stadt drin, sondern lediglich an der Endhaltestelle der Metro und bekomm‘ grad nach dem allerersten „Salam” von einem Einheimischen sein Essen angeboten. Er muss sich jetzt eh gleich das Grabmal anschaun. Byebye!
Ein kleiner Vorgeschmack, wenn Euch dieses Wortspiel nicht zu plump erscheint.
Und schon befand ich mich laut meinem Guide in der ersten Attraktion Tehrans: der U-Bahn. Wohl aufgrund des klaustromanischen Sardineneffekts, der sich bei sechs Linien und etwa 15 Millionen Menschen schon mal einstellt. Es sollte nicht das letzte Mal sein, dass ich über den Angaben in jenem zweifelhaften Buch irritiert die Stirn runzelte.
Am frühen Abend erreichte ich aufgrund der fantastischen Wegbeschreibung auf der Homepage ohne gröbere Fehlnavigation meine Bleibe für die ersten Tage im alten Persien. Es trug den noch etwas unfertig klingenden Namen Tehran Hostel*. In der Wissenschaft würde man sowas als Arbeitshypothese bezeichnen.
Und diesen Eindruck vermittelte auch das süße zwölf-einhalb Betten-Domizil. Bisher gibt es nur ein Bad, und die kleine Küchenzeile unter der Treppe dient gleichermaßen als Rezeption, Lobby, Aufenthalts- und Frühstücksraum, abgesehen von einer provisorischen Sesselnische auf der verblendeten Terrasse im ersten Stock. Gott sei Dank ist hier Alk offiziell verboten, sonst wär die Bar auch noch da drin.
Das macht aber nichts, denn dieser Ort verfügt über das, was eine Unterkunft zu einem echten Hostel macht: eine gute Seele in Gestalt von Mori. Durch und durch Iraner, wirkt er jedoch eher wie ein verschlafener Australier: „Naaaauu worries, mate.“ Auf Farsi: „Khohesch mikhonam“.
Da drin ist es mollig warm und das Wasser in der Dusche so heiß, wie es nur sein kann. Gas ist billig in diesem Land, also wird geheizt, bis auch dem letzten Klimakritiker die Galle rechts und links aus ihrem kontroversen Zwischenlager spritzt. Einfach weil man es kann. Nicht dass es so schon trocken genug wäre.
Er plant jedoch schon ein zweites Bad zur Entlastung der Morning-Glory-Blase und will alsbald die Küche nach oben verlagern, um mehr Raum zu schaffen. Oder gleich ganz umziehen, da ist er noch unentschlossen.
Mal sehen, was (und wo) mich da in zwei Monaten erwartet.
(*Mittlerweile scheint er wirklich umgezogen zu sein. Meine Beschreibung stimmt demnach nicht mehr so GANZ mit obigem Link überein.)
Ein saulieber Kerl, wie bisher die allermeisten Leute in diesem Land unglaublich hilfsbereit, dabei aber um Längen entspannter ohne diese aus nervös-religiöser Übermotivation geborene gewisse Ängstlichkeit, es dem Farhanghi auch ja recht zu machen. Man merkt, er hat schon länger mit Backpackern zu tun. Und dementsprechendes Publikum zieht dieses Hostel auch an.
…Äh, das sollte jetzt keine Selbstbeweihräucherung werden. Ich meinte die anderen Gäste. – Aber ein bisschen stolz war ich schon.
Angefangen hat es für ihn damit, dass er zwar seinen Internetauftritt schon fertig, das eigentliche Hostel aber noch gar nicht runtergeladen hatte. („…’cause he’s a 21st century digital boy…“, Bad Religion) Da hat er die ersten Gäste einfach bei sich zu Hause einquartiert, so eine Art Couchsurfing-Hybrid. Heut’ sagt man da ja Air B’n’B dazu.
Aber im Ernst, wenn man mal vom web absieht, könnt’ ich mir vorstellen, dass genau so das allererste Hostel im Weltall entstanden ist. Vor langer Zeit in einer Galaxie weit, weit entfernt…
DAAAA!!DadadaDadadadadaDAdadaDAdadaDAdadaDAAA!!dadada… Entschuldigung.
So schön es dort auch war, ich war aufgrund meines unterirdischen Energielevels leider nicht bereit für diese Art von Gesellschaft. Im Geiste sah ich mich schon mutterseelenallein an einem allahverlassenen Strand auf der Insel Qeshm im herrlich warmen Persischen Golf die Tage dahindösen, in der einen Hand eine Kokosnuss und in der anderen eine eingebildete Flasche Rum.
Stattdessen rauschte immer wieder eine hibbelige, bis zum Anschlag geladene Schweizer ADHS-Gruppe Anfang Zwanzig durch die Küche und hinterließ ein akustisches Schlachtfeld. Zitternd umklammerte ich meine Kaffeetasse.
Wenn Mori und ich allein waren, ging’s, weil wir in etwa auf der gleichen duselig trägen Welle schwammen, oder besser: lasch dahintrieben.
Versteht mich nicht falsch, die waren saunett, nur vielvielviel zu anstrengend in dem Moment. Ich hatte sie gerne um mich, wenn ich meine Bergarbeiter-Ohropax drin hatte, die ich von Andarion bekommen hatte.
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(N)Euer Senf – mittelscharf, wenn’s geht