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Doch siehe! Bereits um zehn Uhr morgens am allerersten Tag erspähten wir den schwimmenden Stern, der uns nach Mandalay geleiten sollte.
Wenig später standen wir drei Weißen aus dem Abendlande voller Ehrfurcht und heiliger Freude vor der bescheidenen Krippe des Ticketverkünders, und wahrlich, ich sage Euch! Da musste man tatsächlich noch in Dollar bezahlen.
Aber meine Myrrhe wollte die Sau einfach nicht annehmen.
Undankbarer Ketzer. – Was soll’s. Da war es nämlich so, dass vorwiegend staatliche Einrichtungen Bezahlung in makelloser U.S.-Währung verlangten.
Und jetzt kommt das Verrückte! Weil, als verwirrter New Age-Sozialist willst Du solche Unternehmen natürlich instinktiv unterstützen, nur landet Dein Geld dort am Ende in den tiefen und verzwickt verstrickten Taschen der Militärjunta.
Denn das ist oft das traurige praktische Ende, auf das bis heute ein jegliches „kommunistisches“ Projekt aus seiner Theorie hinausgelaufen ist.
Weil einige Menschen wohl noch nicht bereit dafür sind; das Paradigma des darwinistischen Egoismus hängt noch zu fest in den neruonalen Spinnweben mancher Köpfe, wie es scheint. – Boom! Eat that, bitches!
Da ist es in diesem speziellen Fall also keine sehr löbliche Idee, wenn man denen Geld in die Schlangenlederschuhe schiebt. Menschenrechtlich gesehen erschien es mir tatsächlich unverfänglicher, möglichst viele verschiedene (scheißdrecksverrecktkapitalistische) private Firmen zu unterstützen; sei es beim Transport, in der Übernachtungsindustrie oder – sein Antlitz erschauerte und verzog sich zu einer Grimasse des Schmerzes – gegenüber Tour-Agencies.
Je kleiner und unkettiger, desto besser.
Aber so macht auch diese haarsträubende Penibilität bezüglich der Banknoten wieder irgendwie Sinn, wenn ich die naturgemäße und karrierebedingte Paranoia hoher Militärs in Betracht ziehe. Wobei die Burschen am Anleger in Katha nicht ganz so mikroskopisch genau waren wie die in Ngapali.
Jetzt rede ich die ganze Zeit vom Militär, obwohl es doch seit 2010 Wahlen gibt – übrigens stand in diesem Jahr auch wieder eine an. Nun ja, es ist wie es leider immer ist: Wahlen haben halt nur insofern einen Taug, solange sie den uniformierten Zigarrenhaltern in den Kram passen.
So sündigten wir also, da wir partout keine Lust verspürten, in zehn Stunden mit einem winzigen und ekelhaft modernen „Fast Boat“, auf dem man sich vor Sitzplatzmangel kaum bewegen kann, nach Mandalay zu heizen. Lieber bevorzugten wir die zwar politisch inkorrekte, jedoch romantischere Variante des alten schottischen „Slow Boats“.
Ich für meinen Teil kann ja sagen, dass ich mir nur ein Deckticket rausgelassen habe, weil ich dafür ja meine geile neue Hängematte mit Moskitonetz mitgebracht hatte. Ziemlich chefig, wie die da so über den Planken des Oberdecks hing. (Der Amerikaner neben mir verfügte nur über eine hauchdünne Plastikmatte, der arme Trottel.)
Neun Dollar. Damit können die Kriegstreiber höchstens ein paar China-Kracher kaufen. Tom und Carmen, diese schändlichen Opportunisten, zahlten hingegen neunzig für eine in meiner Wahrnehmung überaus schäbige Kabine. Pfui!
…In Wahrheit hatten sie weder Hängematten noch warme Schlafsäcke dabei, die für solche Aktionen da oben im Norden definitiv notwendig waren, denn in der Nacht wurde es ganz schön kalt, in der Tat.
In Gedanken gab ich ihnen daher lediglich zehn Rutenhiebe auf die ausgestreckten Finger und habe ihnen denn auch verziehen, denn ich liebe sie nach wie vor.
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(N)Euer Senf – mittelscharf, wenn’s geht