Zu schnell? Einmal zurückblättern, sehr gern: Forscher beweist…
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Der Unglücksrabe hatte nämlich nur einen zweitägigen Ausflug gebucht und musste an selbigem Tag wieder zurück nach Gondar. Pflichtbewusst also organisierte Abraham einen Rücktransport mit einer anderen Wandergruppe, die ebenfalls um die gleiche Zeit zurückfuhren.
Eigentlich klang das alles ganz easy und entspannt.
Bis Dani zwei Stunden später wie ein sengender Bote des Unheils in unsere Mitte brach, mit Augen, aus deren Pupillen schwarz loderndes Zornesfeuer spie, und den untröstlichen Abraham gehörig am Schlawittl packte!
…Ich hätte es nie für möglich gehalten, dass ein Spanier derart imstande ist, die Contenance zu verlieren und das Energiepotential eines wutschnaubenden Stieres in der Arena zu entwickeln. – Olé?
Aber dem ging halt der Arsch auf Grundeis, weil seine Reise aufgrund von Zeitmangel ordentlich durchgetaktet war und er folgerichtig einen Flug zu erwischen hatte.
Arme, missgeleitete Seele.
Allmählich dämmerte uns dann auch, was geschehen war. Der Bus hatte wohl tatsächlich einige Zeit am vereinbarten Treffpunkt auf ihn gewartet, ja.
Da unsere Gruppe aber viel länger brauchte als gedacht, hatten die am Ende freizügig beschlossen, dass sie ja nicht ewig warten könnten und waren sinngemäß und frohen Herzens ohne ihn gefahren.
Und jetzt ratet einmal, ganz ohne Vorbehalte und reinen Geistes, wem wir das wiederum zu verdanken hatten.
Sicherlich war es auch nicht die feine Art, einfach so abzudüsen, ohne wenigstens bei Abraham durchzuklingeln und vielleicht nachzuhaken, was denn Sahne sei.
Deswegen macht das Reisen in Äthiopien auch generell so viel Spaß:
„Yesyes.“ Gib mir Dein Geld und dann leck’ mich getrost am Arsch.
Natürlich waren nicht Alle so drauf – vielleicht die Hälfte. Sagen wir 63%.
Ich zum Beispiel kannte einen, der war gar nicht so, und das war freilich unser guter Abraham, der auch diese neuerliche Misere ausbaden durfte. Demzufolge musste er eine neue Karre besorgen, die, frisch gebohnert und gewachst, erst einmal drei Stunden aus Gondar anfahren musste, um den Unglücksraben Dani dann „contrract“ und übelst privat wieder zurück zu schippern.
Da es nun wirklich spät wurde und Abraham sichergehen wollte, dass er dieses Mal auch tatsächlich nach Hause kam und seinen Flieger am nächsten Morgen bloß nicht verpasste, teilten wir die Gruppe auf. Die beiden blieben zurück, während wir anderen mit unserem bewaffneten Scout die Vorhut bildeten.
Das ist dort im übrigen Pflicht. Man kann durchaus ohne Guide durch die Simiens wandern, aber die Parkorganisation verlangt strikt, dass man zumindest einen Ranger mit einer – meist recht antiken – Flinte dabei hat. Wegen der Hyänen und Wölfe in der Nacht und so wegen „general safety“. Angeblich.
Naja mei, es gibt natürlich auch dort arme Leute in der Gegend und zudem viel mehr klimpernde Touristen als in anderen Regionen, da kann ich mir schon vorstellen, dass es am Ende cleverer ist, einen wehrhaften Local bei der Hand zu haben.
Wieviel davon aber in Wahrheit Geldmacherei ist, kann ich nicht sagen. Lobelia ne, die hat ja den Frank getroffen, der schreibt sogar für den Lonely Planet und, kennste den?, was, den kennst Du nicht?!, na egal, auf jeden Fall, den hab’ ich getroffen, ne, und der Frank hat gesagt, dass die Scouts praktisch nichts von der Kohle sehen und die Parkorganisation die ganze Creme-Torte einsteckt. So, siehste mal.
Wie gesagt, keine Ahnung, was man der glauben darf, aber etwas Derartiges klingt zumindest nicht vollkommen abwegig, und es wäre beileibe nicht das erste Mal gewesen, dass mir solch unmenschliche Machenschaften zu Ohren gekommen sind.
Wohin die Korruption einmal ihre vergifteten Krallen schlägt,
Da dauert es nicht lang,
Bis die Ungerechtigkeit
Wie ein wuchernd wilder Strang,
Einem Krebsgeschwür gleich, ihre stinkenden Blüten trägt.
Wupps. Wo kam das denn her?
Egal, also, ne? Die ohnehin schon gebeutelten Ranger mussten zudem noch, oft nur mit einer Plastikplane bedeckt, draußen bei Temperaturen um den Gefrierpunkt Wache halten, und zwar die ganze Nacht!, während die Guides und Köche es sich in der Community Lodge gemütlich machen durften.
Da sammelte sich mittlerweile immer mehr buntes Material an, um dem äthiopischen Tourismusamt gehörig in die Eier zu treten, aber das bringt wahrscheinlich nichts. Wahrscheinlich wurden die aus Sicherheitsgründen vorher kastriert, ganz wie die Eunuchen altvorderer Kaiser und Scheichs.
Trotzdem hatte ich mir fest vorgenommen, denen eine gesalzene E-Mail zu schreiben, allein schon, um mir selbst ein bissl Luft zu machen. Wohl war mir bewusst, dass der Tourismus in jenem Land eine entscheidende Rolle spielt, aber das tut er auch in anderen und zum Teil noch ärmeren Ländern, die nicht dermaßen eklatant und plump nach westlicher Kohle geiern.
Das widerte mich in diesem Land echt an.
Oder ging es mir am Ende vielleicht sogar wie Lobelia? – Mmm nee, andere Leute meinten das auch, das wird schon so passen, denke ich.
Uns passte es auch so, dass Abraham uns vorausschickte, was wir ihm auch mehrmals versicherten, denn der Gute hatte schon deswegen ein schlechtes Gewissen.
Tatsächlich waren wir wegen dem ganzen Chaos schon ein wenig verstört, als wir uns schließlich auf den Weg machten, und so trennte sich langsam die Spreu vom Weizen.
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(N)Euer Senf – mittelscharf, wenn’s geht