Zu schnell? Einmal zurückblättern, sehr gern: Amtlich beglaubigte…
———————————————–
Was für eine Belohnung! Boaah. Pünktlich zu meiner Ankunft in der bildhübschen Nkhata Bay im Norden von Malawi lachte auch die Sonne wieder. Und wie! Ich wusste auch schon, wo ich hin wollte; hoffentlich war es da geil. Nun musste ich also nur noch drei Kilometer zu Fuß zurücklegen, um meine Unterkunft zu erreichen.
So stapfte ich in froher und doch banger Erwartung mehr oder weniger am Strand entlang von einer Tochterbucht zur nächsten, die Gegend wirkte geruhsam und verschlafen und sich selbst genügsam; genau das, was ich wollte und brauchte. Weiter drüben auf ein paar Felsen hielten ein paar junge Burschen ihre Angeln ins Wasser und trieben ihre Späße.
Fischernetze und Gerät lagen achtlos herum, grade so, dass es noch cool aussah. Denn reinlich waren sie schon, das habe ich gleich gemerkt. Es gab sogar einen überaus respektablen Zeitgenossen, der den Strand kehrte. Ich zog meinen imaginären Hut und erwies jenem vortrefflichen Exemplar einer so großen wie unbeachteten Zunft alle Ehre.
Die „Njaya Lodge“ befand sich ebenfalls in einer dieser furchtbar schönen und wohlgeformten Buchten. Goldener Sandstrand umrahmte wohl temperiertes Wasser, welches verspielt ans Ufer schwappte und ihn dabei zu sich neckte. Fischerboote und Kanus sonnten sich ganz offensichtlich pittoresk, als ob sie dafür und nur dafür gebaut worden wären.
Dies waren die Zutaten für Glück und Segen bescherende Urlaubshormone; in der Tat dachte ich, ich sei am Meer. Demgemäß entpuppte sich die Region als einen Tacken touristischer als alles, was ich bisher in Sambia gesehen hatte. Aber das war natürlich auch keine Kunst, denn wie viel ist mehr als nichts?
Es gab zum Beispiel und a propos Ansätze oder vielleicht Arbeitshypothesen von Souvenirgeschäften, in denen sogenanntes „Kunsthandwerk” feil geboten wurde. Das war bestimmt auch „traditionell“ und sowieso Handarbeit.
Am Strand versuchten die zutraulichen Verkäufer, eine Art Belagerungsring um mich herum zu ziehen, aber sie mussten schnell einsehen, dass sie sich da einen zu formidablen Veteranen sinnlosen Konsums eingehandelt hatten, an dessen kargen und unnachgiebigen Festungswällen sie auf Granit beißen und sich die Zähne daran ausschlagen mussten.
Die Chalets der Lodge schmiegten sich ganz vorzüglich an den steilen und dicht bewaldeten Hügel über der Bucht, während ich von der Terrasse oben einen tollen Blick auf den scheinbar unendlich langen See hatte. Auf seiner gegenüber liegenden Breitseite aber dräuten schon die Gebirgswälle von Mosambik.
Was Zahlen und Fakten angeht, verhält es sich beim Lake Malawi ganz ähnlich wie bei seinem großen Bruder Tanganyika, jedoch ist er in seinen Ausmaßen nicht gar so gewaltig. Aus diesem Grunde verzichte ich an dieser Stelle auf leidige Datenorrhoe, obwohl in diesem Fall tatsächlich nicht viel fehlt; dahingehend sind es schon eher Zwillinge.
Die Mitarbeiter der Lodge waren sehr nett und hilfsbereit, was leider auf deren übrige Kundschaft weit weniger zutreffen konnte. Eine seltsame Atmosphäre herrschte dort, und so manch ein starrender und kühl abwehrender Blick schlug mir entgegen.
Zugegeben, jenes piekfein gepflegte Paradies hätte in jedem Fall meinen schwäbisch geschmälerten Geldbeutel gesprengt, hätte ich mich nicht wiederum wie eine Zecke mit Zelt und Heringen daran festgeklammert. Will sagen, es war von Anfang nicht ganz unwahrscheinlich, dass sich diesbezügliche Wellenlängen eher hackeln mussten.
Einmal, während des Abendessens, wurde ich unfreiwillig Zeuge folgender Unterhaltung: Ein britischer Gentleman, wohlbedacht: „Sooouu…..dou yoeu like Africa?“- Ihm gegenüber ein schepperndes amerikanisches Cowgirl: „Yääah, it’s good. I trävelled for two months änd it’s really greait.”
„Yees. – … – It’s nice, isn’t it?” – „Yäah, I mean, I’ve been to Livingstone an’ South Luangwa… No, it’s beautiful. I’ve been enjoying myself.” – „Weellll, especially the people, I think… they aare very – nice… yoeu knoew… They’ve got a rich culture. – I mean, their culture is very … – … – … fine.” – „… – … Yääah.”
Kaltes Frösteln umfing mich. Mein Magen bekam solche Angst, dass er versuchte, sich wie ein kleines Kind hinter den Hosenbeinen meiner Leber zu verstecken. Mein Gehirn fühlte sich an wie eine vertrocknete, wehklagende Ödnis, über die schneidend ein eisiger Ostwind strich. Meine Seele schien sich zu schütteln und zusammen zu ziehen wie das Gesicht meines alten Großvaters, wenn er leichten Sinnes in eine Zitrone biss.
————————-
Bitte umblättern: Phönix aus Gerümpel…
(N)Euer Senf – mittelscharf, wenn’s geht