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Zu schnell? Einmal zurückblättern, sehr gern: Pulsierende Illusionen…
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Loift.

Da stand ich also auf dem Balkon meines Privatdomizils mit Blick auf den Bach zu meinen Füßen im kühlenden Schatten des dichten Blätterdachs, nur ab und an verirrte sich ein Sonnenstrahl bis ganz nach unten.
Da stand ich also, grinste verliebt und überglücklich vor mich hin und musste aufpassen, dass ich mich vor prustender und glucksender Seligkeit nicht verschluckte.

Kennt Ihr das Gefühl, wenn ein Lächeln in Euch aufsteigt, so breit und strahlend wie die glühende Sichel des Mondes, wie es sich unaufhaltsam und mit der Gewalt einer lodernden Feuerwalze immer weiter nach oben schiebt? Es ist wie wenn einem gewahr wird, dass man plötzlich ganz explosiv nießen muss.

Irrungen

Man will es aufhalten und weiß aber genau, dass es schon immer unmöglich war, auch jetzt unmöglich ist und für immer unmöglich bleiben wird. Und so wird es breiter und breiter, bis man sich fragt, ob der eigene Kopf noch fest am Halse sitzt oder in Monty Python-Manier gleich zur Seite wegkippt.
Ist das nicht wunderschön?

Es gab Kaffee, Tacos, Omelett und Panqueques, das war alles, was ich für einen Schritt für Schritt verlängerten Aufenthalt hier brauchte. Jetzt hieß es, möglichst wenig zu denken oder sich zu bewegen, sondern vielmehr möglichst viel zu schauen und zu chillen. Jawohl, meine Damen und Herren Gesangsvereine! Und zwar dass die Schwarte kracht und der Besen schnalzt.

Aufenthaltsraum

Mein Ziel war es, den Übergang zwischen Lesen, Essen, Meditieren, Gammeln und Schlafen so schleichend und unscheinbar werden zu lassen, so dass ich selbst nicht mehr in der Lage wäre, den Unterschied zu erkennen. Ich denke, ich war nahe daran. Einmal wollte ich mir mit der Gabel aus Mama‘s Laden, in dem ich immer frühstückte, die Zähne putzen.

–- Das stimmt jetzt nicht. Aber bei Mama war ich tatsächlich öfter, denn sie war ein Furcht erregender Goldschatz. Der Name war Programm, denn alle, die sich auch nur in die ungefähre Nähe ihres unwiderstehlichen Ereignishorizontes begaben, waren ihre ratzeputz Kinder. Selbst das größte Schwarze Loch in unserem Universum würde bei ihrem Herannahen in Tränen ausbrechen und sich aufgrund einer höheren metaphysischen Gesetzmäßigkeit in einen Auspuff verwandeln.

Stammgast

Wenn eines davon nach ein paar Tagen seine verlorenen Sachen packte, umarmte sie es liebevoll erdrückend, drückte ihm ein zartes Besito auf die Backe und winkte ihm zum Abschied nach: „Komm’ bald wieder zurück, hörst Du?“

Sie war auch ernsthaft verwirrt, und ich fragte mich, ob sie nicht am meisten von allen Gammeltigern mit Dreads hier kifft. Aber sie ist einfach zu putzig, begrüßt Dich mit einem scheuen Backenkuss, die Augenlider verdächtig auf Halbmast.
Kann aber auch an ihrem Naturell liegen.

Inseln

Ich glaube ja eher, dass das bei ihr eine Art Dauerzustand ist, wahrscheinlich zu viele ambivalente Dämpfe in zu vielen Jahren eingeatmet. Wenn man mehr als zwei Sachen gleichzeitig bestellte, konnte man Wetten abschließen, was man denn am Ende wirklich bekommen würde.

Mal kam es vor, dass sie mitten im Satz verharrte, ihre Augen sich verschleierten, die Lider zu zucken begannen und die Augäpfel sich im nächsten Schritt nach links oben drehten. In dem Moment wusste ich nicht, auf welcher Frequenz sie gerade unterwegs war. Aber die hatte mit Sicherheit einen Fuß immer in der einen oder anderen Paralleldimension, das kann ich Euch sagen.

Flower Power

Faustdick hinter den Ohren, die wird Dir aus der Hand lesen und kopfschüttelnd sämtliche Missetaten Deiner vergangenen Leben auflisten, wenn sie sich nur lange genug konzentrieren könnte.
Nach ein paar Sekunden dann ruckte sie unter leichtem Schaudern zurück und beendete den Satz, als ob nichts gewesen wäre.
Ich spürte es ganz deutlich, ich war bei genau den richtigen Verrückten gelandet!

Jedoch steppten auch hier wenig Bären, nur ein Grüppchen Künstler im weiteren Sinne hing da ’rum und konnte sich nicht entscheiden, auf welche Weise und mit welcher Pfeife sie die nächste Ladung Gras eindampfen wollten. Sie waren sehr nett und großzügig, blieben jedoch eher unter sich.
Mir aber war es wie auch immer recht, ich lief auf meinem eigenen Film, Steuerbord voraus.

Gut versteckt

Es ist erstaunlich, wie schnell die Zeit vergeht, wenn man einfach nichts tut.
Habt Ihr schon mal versucht, bei Abenddämmerung lange genug in den Himmel zu starren, um einmal den Moment zu erleben, in dem auch der letzte Lichtschimmer am dunkelnden Himmel versiegt und man sagen kann: „Okay, jetzt ist es duster.“

Nun, ich schon. Ich hegte nämlich seit längerem bereits den Verdacht, dass an der Sache was faul ist. Denn wann immer ich es bisher versucht habe, wurde ich stets in der entscheidenden Schlussphase von irgendwas abgelenkt und verpasste den finalen Übergang. – Wenn ich über solche Sachen nachdenke, dann komme ich mir schon ein bisschen vor wie in der Truman Show.

Beobachtet

Ich hatte immer geglaubt, dass mich just ein Komparse ablenken oder vom großen Regisseur schräg über mir der Befehl ergehen würde, irgendein dementsprechendes Manöver zu veranstalten, damit ich nicht mitbekomme, wie der Hausmeister das Licht ausknipst. Insgeheim war ich stets davon überzeugt, dass es einen allmählichen Übergang von Tag zu Nacht nicht gibt. –- Ging es Euch nie so?

Dieses Mal aber ließ ich mich nicht ablenken. Ich hatte mich außerordentlich gründlich vorbereitet: täglich ausgedehnte Übungen im Starren, tiefgreifende Atemübungen, ehern stilles Sitzen mit leicht zurückgebeugter Kopfhaltung, Ausgleichsyoga, präventive Diät, bestehend aus Schwein, Hühnchen und Rind mit etwas Petersilie als Dressing, das Ganze unter Realbedingungen, weil was anderes gab es dort nicht. Da war ALLES real.

Meditation

Es hat sich gelohnt, der Beweis ist nunmehr und vollends erbracht: Ich habe noch nie einen derart geschickten und feinmotorisch begabten Hausmeister erlebt.
Es schien fast, als ob sich das Licht am Himmel tatsächlich verlor und sich kaum merklich undurchdringliche Finsternis breit machte.
Aber Ihr könnt mich nicht hinter’s Licht führen, oh nein, meine lieben Freunde. Ich weiß, was Ihr im Schilde führt…

Oder hier: Habt Ihr schon mal gesehen, wie ein Spinnennetz gefertigt wird?
Jetzt kann ich nicht sagen, dass ich mir darüber schon jemals den Kopf zerbrochen hätte – mei, Spinnennetze sind halt da, kümmern sich um die Fliegen, win-win.

Seht Ihr es?

Aber so stand ich eines Morgens im Garten und putzte meine unschuldigen Zähne, als ich wie vom Donner gerührt inne hielt. Direkt vor mir in der Luft hing der Rohbau einer derartigen Vorrichtung, und ich konnte tatsächlich beobachten, wie die geduldige Architektin eine Schleife um die nächste zog, immer mehr und immer kleiner wurden die Kreise. Die war ganz schön flink!

Ich brauchte ein paar Sekunden, um klar zu kriegen, dass ich so ein einmaliges Schauspiel noch nie zuvor gesehen hatte. Was für ein erstaunlicher und bemerkenswerter Augenblick! Hätte ich nur wenige Zentimeter weiter links oder rechts gestanden, wäre das Sonnenlicht in nur leicht anderem Winkel eingefallen oder das Spinnennetz dementsprechend anders positioniert gewesen, ich hätte es nie gesehen! Verrückter Shit. Danach musste ich mich erst einmal setzen.

Ausblick

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