Zu schnell? Einmal zurückblättern, sehr gern: Ausklappbares Glück…
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So ähnlich muss sich ein verschwitzter und verdreckter Radlfahrer fühlen, wenn er nach einer Biegung wie aus dem Nichts auf einer von Sonnenstrahlen durchfluteten Lichtung endet, auf der ein magischer Springbrunnen steht, der eiskaltes und feinstes Augustiner-Bier speit.
Die nun folgende Geschichte passt nahezu perfekt in dieses Kapitel, denn
a) hat sie rein gar nichts mit den Dingen, die im vorherigen Beitrag beschrieben wurden, zu tun außer dem Wort „Elefant“.
b) vermag ich es so um einige Zeilen künstlich zu verlängern:
Vom Elefanten und dem Warzenschwein
Es war einmal…
…In frühen Zeiten, als das Leben Krabbeln lernte und Reality-Fernsehen noch ein vager und ferner Schrecken war, besaßen Warzenschweine stolze, lange Stoßzähne, wohingegen Elefanten über kümmerliche Hauer nur verfügten.
Einem besonders eitlen Vertreter jener letzteren Gattung schlug dieses dentale Ungleichgewicht jedoch allzu schwer auf sein Gemüt:
„Warum kriegt das Warzenschwein so große Zähne, wenn es doch so klein ist? Mir würden sie viel besser stehen… ich habe schließlich die richtige Statur dafür.
Außerdem, könnte ich dann meinen Rüssel darüber hängen und würde nicht die ganze Zeit stolpern.“ – Lange grübelte so der Elefant, bis es ihn fast verrückt machte und er sich vor Neid grün und blau ärgerte. Schließlich aber ersann er sich eine geheime List…
Eines Tags suchte er das Warzenschwein auf, trat vor es hin und schlug ihm gemächlich brummend einen Handel vor: „Hör mal… Freund und Kupferschmied. Wie wäre es, wenn wir unsere Eckzähne tauschen? Dann müsstest du nicht mehr so schlimm schleppen, und ich… könnte mir meinen Weg leichter bahnen. Was meinst Du, wäre das ein Deal?“
„Ha? Wos wuist? Meine Zähn’? Ge! Bist narrisch, dann frrisst mi doch der Dings, der… na der woaßt scho, der Dings ….aaaaahh.… der Pard! Ja frreili, dann kimmt der Pardner Leo, ge, und ffffft! weg issas, des arrme Schwein. – Naanaa, des lass ma sche blei’m, ge. Un’ jetzad schaugst, dass’d weider kimmst“, erwiderte das Warzenschwein unwirsch.
Aber der Elefant gab nicht so schnell auf:
„Aber nein! Aber nein! Das ist doch wirklich kein Problem. …Pass auf, wenn ich Deine prächtigen Stoßzähne hätte, dann könnte ich doch auf dich aufpassen. Und das mache ich auf jeden Fall, klare Sache!“
Das Schwein blieb jedoch skeptisch:
„Oiso, i woaß ned. Ob i so anam Grroußkopfaden* wie Dia glaub’m mog. Dao miaßed i zerrschd mein Adfokat’n frrog’n.“
(*„Groußkopfada“ = Großkopferter: eine hoch stehende Persönlichkeit, die sich in immenser Art und Weise darüber bewusst ist; hier: Angehöriger der sogenannten „Big Five“-Gruppierung, mächtiger Vertreter der afrikanischen Savanne, namentlich Leoparden, Löwen, Büffel, Nashörner und Elefanten)
Also begab sich das Warzenschwein zum Ameisenbär, einem Freund und engen Vertrauten. Dieser riet ihm freilich zur Vorsicht:
„Üch sage Dir, dhiesän eingebüldeten Snnobs aus der oooOberschicht kann man NÜCHT trauen! iiiImmer führen sie hÜbles im Schülde!
Duu! bist einer von hUNS, ein aufrechter und wackerer Vertreter der aaaArbeiterschücht*! Schüüüldknappe des proletarischen Klassenkampfes!! ShIEH Dich vor! Er würd Dich verraten, sobald eeeEr eine Gelegenhait dazu bekommt.“
(*Arbeiterschicht, Proletariat; hier: die unterdrückten Massen der sogenannten „Ugly Five“: Hyänen, Geier, Streifengnus, Marabus und Warzenschweine)
Leider hörte das Warzenschwein nicht auf den verständigen Rat seines Freundes, denn das war ihm zu politisch. Außerdem waren die Stoßzähne wirklich schwer.
So trabte es zurück zum Elefanten und besiegelte den Tauschhandel mit seinem offiziellen Einverständnis: „Basst scho.“
Doch kaum hatten sie den Handel vollzogen, machte sich der Elefant entgegen ihrer Abmachung schnell von dannen und ließ das um sein Recht betrogene Schwein vollkommen schutzlos zurück.
Tief bedrückt und wehklagend kehrte es zum Ameisenbär zurück und schüttete ihm sein Leid aus: „Ahso, so eine Drrecksau!! Verarrscht hod er mi, der auszogne Haderlump, der varreckte! Gibt’s denn koan Anstand mehr auf derra Wöit?“
Anstatt ihm aber beleidigt den Rücken zu kehren, wurde der Ameisenbär von Mitleid ergriffen und lud das Warzenschwein in seinen Bau ein. Da er sich nur des Nachts auf Nahrungssuche begab und am hellen Tage zum Schlafen in seine Höhle zurückzog, konnte am Abend das Schwein im Anwesen des Rüsseltieres Schutz vor nächtlichen Räubern finden, während es seinerseits tagsüber durch die Lande streifte.
Dergestalt nahm es den gebeutelten Genossen unter seine Fittiche.
Und so dankbar war ihm das Warzenschwein, dass es dem Ameisenbären daraufhin ewige Freundschaft schwor.
Auf diese Weise nahm die von Verlust und Niedertracht erfüllte Fabel doch noch ein gutes Ende, und die beiden lebten glücklich bis ans Ende ihrer Tage.
Seit jener Zeit also waren die Zähne sämtlicher Nachkommen des Elefanten, wie auch des Warzenschweins in der Form beschaffen, wie wir sie heute kennen.
Und das stimmt wirklich, denn diese skurrilste aller Schicht-WGs hat noch heute Bestand, das könnt Ihr überall nachlesen.
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(N)Euer Senf – mittelscharf, wenn’s geht