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Na, wurschd. Jetzt hab‘ ich den Flug gebucht, also kann ich die Zeit auch genießen. Doch bereits am Flughafen in Dubai manifestierte sich die erste Prüfung, die erste Hürde meiner Unternehmung.

Hoffnung

Angeblich hat die indische Regierung aus heiterem Himmel beschlossen, neue Banknoten einzuführen. Dieser großartige Coup erwischte das Bankensystem kalt im Nacken und lähmte seine schlüpfrigen Glieder. Die Druckerpressen pfeifen gleich ihrem ideologischen Überbau aus den letzten Löchern und kommen nicht hinterdrein, es herrscht akuter Geldmangel.

Das ist ja im Prinzip nichts Neues, nur manifestierte sich jener Umstand in diesem Fall überaus handfest, stofflich, greifbar. Oder vielmehr eben nicht greifbar. Die meisten ATM‘s sind „out of service“, und vor den wenigen funktionierenden stauen sich Schlangen bis nach Bagdad, bevor auch diese entkräftet und misshandelt den Geist aufgeben. So eine SCHHHhhande.

Da ist man grade unter die ersten 53 der Wartenden gerutscht, kommt ein sichtlich gefasster Inder aus dem Kabuff: „No cash.“
Man muss nur genug leiden, bevor man endlich den Mut aufbringen kann, zu kapitulieren.

Pro Maschine und Tag kann man – theoretisch – eh nur maximal 2.500 Rupien abheben, kaum mehr als 35 Euronen. Selbst wenn ich an genug Geld rankommen würde, ich hätte keine Zeit mehr, es auszugeben.
Warten auf das Leben. Das macht doch keinen Sinn. Und schon kann ich mir über etwas Sorgen machen. Herrlich!

Das war, bevor ich das verwunschene Fabelreich von Western Union entdeckt habe. Und ohne groß darüber nachzudenken, sprang ich wie einst Alice in den vermeintlichen Kaninchenbau, down the rabbithole – und schwamm augenblicklich in einem sämigen See aus sagenhaften 20.000 Rupien… Garcon!
Ein großes Fressen für mein Ego, mich gediegen und süß an der Nase herumzuführen und sodann satt, blind und taumelnd ins Vergessen zu stürzen.

So ähnlich sahen wir wohl aus, als wir nach drei Drinks aus der Duty-Free-Bar in Dubai hinauswankten.
Nein, nicht das königliche Wir. Ich habe Menschen kennengelernt. Das lief schon mal nicht nach Plan. Zu früh und am falschen Ort. Nein, meine Suppe ess‘ ich nicht!
Dafür hab‘ ich jetzt die Nummern von Deborah, Oliver und Tom, der mir das mit der Geldmisere dorten siedendheiß gesteckt hat.

Deborah, Oliver, Tom; indische Interpretation

Zu spät. Noch mehr Ballast. Nett waren sie ja auf alle Fälle. Sonst hätte mein schwäbisches Herz zu keiner Zeit mit derartigem Gleichmut 35 Euro für das Konservengesöff in diesem Konserven-Wunderland hingeblättert. Der Tom hat sich da schon schwerer getan, obwohl er nur bayrischer Schwabe ist.
Gott sei Dank hat er‘s erst nach dem Zahlen gecheckt. Davor (und danach) war er viel zu viel damit beschäftigt, seine Sehnerven um Deborah‘s zarten Hals zu wickeln.

Er wusste auch nicht, in welchem Land Hyderabad liegt, obwohl er selbst nach Mumbai flog.
Das hat mir schon geschmeichelt. Wie besonders und einzigartig ich doch bin. Pah! Mumbai. Diese beKACKten Amateure!, würde Walter sagen. Aber vielleicht ist Tom auch nicht die richtige Messlatte. Vielleicht ist auch das Verwenden von Messlatten außerhalb ihres angestammten Faches an sich eine vermessene Idee. Vielleicht. Was weiß ich.

Er ist auf jeden Fall ein saulieber Kerl mit einem bunten Packerl auf den Schultern wie ein jeder von uns. Aus diesem Grund habe ich seine Nummer auch tatsächlich gespeichert. Man weiß ja nie. Aber unsere kapriziöse Konserven-Freundschaft (Macht Euch keine Illusionen, Fight Club hatte die Idee von mir.) war gar schnell aufgebraucht, Deborah und Oli flogen weiter nach Bangkok und ein jeder seiner Wege.

Erstaunlich wiederum, da schreibe ich schon meinen ersten Bericht, obwohl ich eben erst gelandet bin. Obwohl die Reise noch gar nicht richtig begonnen hat.
Aber so ist das Leben. In Wirklichkeit findet es nicht da draußen statt. Nein, entgegen jeglichem Verstand und Anstand erschafft jeder für sich seine eigene Welt. Sie überlappen sich nur ab und zu ein bisschen.
Das – ist wahr.

Meine Welt

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