Seite wählen

Zu schnell? Einmal zurückblättern, sehr gern: Armer dicker Kater…
———————————————–

Gefallen

Bueno, jetzt aber. Tschüss, Du schöner und friedlicher Garten! Gut hast Du mir gefallen, trotz all der Zecken und leuchtenden Spinnenaugen, die im Dunklen aussahen wie geisterhafte Irrlichter.
Auuu… revoir?

Wer weiß. Nach einer Weile, als wir die Hauptstraße entlang in Richtung der Stadt Palenque gefahren waren, fanden wir im zweiten Anlauf die richtige Seitenstraße und landeten in einer Art vornehmen, kleinen Siedlung.

Freund

Und dort, vor Charlottes und ihres kleinen Sohnes Augen, verabschiedete ich mich ganz herzlich vom Schamanen, der mir in der Zwischenzeit ein guter Freund geworden war. Ich hoffe, er wird noch vieles gedeihen und wachsen sehen, solange Sonne und Mond sich miteinander abwechseln.

Zum Abschluss meiner Zeit im Bundesstaat Chiapas hatte ich also das große Vergnügen, Heim meiner Tattoo-Künstlerin und ein winzig kleines Stück ihren Familienalltags mitzuerleben inklusive leckerem Abendessen. Derweil unterhielt ich mich arg gebrochen mit ihrem indigenen Freund, während sie nach unserem zweiten Brainstorming emsig weiter zeichnete.

Anordnung

Das meiste am Design hatten wir bereits freudig abgenickt und besiegelt, doch ein Element bereitete uns nach wie vor Kopfzerbrechen. Dahingehend hatten wir nämlich unterschiedliche Ideen, mit dem Ergebnis, dass ich sie, ohne es zu wissen, aus ihrer kreativen Komfortzone holte. Im Allgemeinen war es halt nicht so ganz ihr Stil, aber das gestand sie mir erst hinterher.

Klonk

Diesen Vorgang jetzt im Detail zu erläutern, erscheint mir in der Tat zu anstrengend und würde zu weit gehen. Außerdem bereitet es mir der Gedanke daran Kopfschmerzen, und ich habe keine Lust, aber glaubt es mir einfach, wenn ich sage, dass wir letzten Endes zu einem fantastischen Kompromiss fanden, indem wir einfach die Anordnung der einzelnen Teilstücke veränderten.

In dem Moment machte es „Klick“; oder vielmehr: „KLLLONK!“, und auf einmal fügte sich alles zusammen und ergab einen Sinn: das alte in Verbindung mit dem neuen Tattoo wie auch beide in sich. Hurra!
Echt, das hat voll gefetzt, und ich feiere jetzt noch, wie sich das alles ergeben und entwickelt hat.

Wund

Genau wie vor meiner ersten Tätowierung war ich ganz aufgekratzt und glücklich, ein gutes Omen. Jep loift, jetzt nur noch ein paar letzte Dupferl auf die Vorlage, und dann kann’s losgehen! – Es war Schlag elf Uhr am Abend.

Sie war zwar immer noch ein bisserl nervös wegen ihrer Komfortzone und so, aber wir waren beide so angefixt und guter Dinge, dass wir gleich noch anfangen wollten. Außerdem entzerrte das die ganze Action, wenn wir zwischendurch eine Mütze voll Schlaf nehmen konnten.

Ich erinnere mich, es war ein bisschen wie beim ersten Mal: Zu Beginn spürte ich nur ein freches, fast angenehmes Ziepen, und begann mich schon zu fragen, warum alle immer so einen Terz darum machen. Aber nach einer Weile fing es doch ganz schön das Brennen an, als meine Haut immer wunder wurde und anfing, sich zu beschweren.

Prozedur

Aber Charlotte tupfte die betroffenen Stellen regelmäßig mit einer Creme oder wie heißt das, Lotion, ab, so dass ich sagen muss, dass die ganze Prozedur insgesamt um einiges angenehmer war als wie mit der Maschine damals. Bestimmt bis um halb Drei in der Früh stupfte sie mit ihrer spitzen Feder auf meinem Rücken herum, bevor wir uns schließlich eine gute Nacht wünschten.

Sie war viel weiter gekommen als erhofft. Vielleicht schafften wir es ja doch noch, fertig zu werden.
Demnach fackelten wir am nächsten Morgen nicht lange, süffelten zum Aufwachen nur eine Schüssel Kaffee und stopften ein paar Papaya-Stücke als Grundlage in uns hinein. Um zehn Uhr ging es munter weiter: zupf, zupf, zupf, Aua!, tupf, tupf, zupf, mh-Ah!, zupf, zupf, Autsch!, zupf, zupf, zupf…

Kunstwerk

Die Zeit verstrich und ihr Kunstwerk gedieh, bis sie zum Ende hin stetig langsamer wurde und immer wieder innehielt, um es kritisch zu beäugen. Dabei raubte sie mir jedoch unzählige Male die Hoffnung, dass wir womöglich schon fertig wären!

Mir fiel es vor allem schwer, so lange in ein- und derselben Position zu verharren, denn irgendwann, das dauert bei mir gar nicht so lange, fängt es überall zu zwicken und zu zwacksen an. Wenn ich mich nachts im Bett zum Beispiel nicht bewegen kann, dann werde ich absolut kirre und möchte die Matratze zerschreddern und aus der Haut fahren!

Städtel

Aber endlich, endlich war es soweit: Gegen drei Uhr am Nachmittag packten wir alles zusammen und fuhren sogleich mit dem Taxi ins Städtel, damit ich noch meinen Bus erwischen und auf die Bank hüpfen konnte, um ihren wohlverdienten Lohn auszulösen.

Nachdem ich ihr unter tausendfachen Dankes- und Liebesbezeugungen (Vielleicht war das so eine Art Stockholm-Syndrom) zudem ein ordentliches Trinkgeld für einen wirklich bescheidenen Preis überreicht hatte, da strahlte sie bis über beide Ohren, und wir waren für immer Freunde. Irgendwo.

Weg

Ich holte mir noch schnell eine Pizza, rauchte meine erste Zigarette nach einer Woche, und zack, saß ich im Bus nach Villahermosa, und war weg.
Phew! – Alter,
das war am Ende vielleicht noch eine Aktion. Der alte Spruch stimmt schon: Nur die Harten kommen in’n Garten.

Traum

Eigentlich will ich das immer nie so ausarten lassen, aber irgendwie geht es nicht anders. Mir ist auch aufgefallen, dass meine Beiträge mit den Jahren immer länger und ausgiebiger werden. Als ob irgend etwas dafür sorgt, dass es so und nur so geschrieben wird. – Im Prinzip kann ich da also gar nichts dafür.

All das hatte sich auch so pfundig gefügt, dass man meinen sollte, wir hätten das vorher minutiös durchgeplant. Aber gar nicht! Das fand ich wieder mal so abgefahren, wie sich die Dinge von selbst in die Hand genommen hatten, wie am silbernen Seelenschnürchen quasi.

Bei Zeus! Wir sind fertig geworden, und es ist ein Traum. Realität. Geworden.
Ab da war alles scheißegal…

Garten

Silber

Gedeihen

————————-

Bitte umblättern: Logisches Verlangen…