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Händeringend

Derweil ratschte ich mit Charlotte über mein neues Tattoo und versuchte händeringend, ihr meine Ideen zu erklären. Über meinen zeitliches Budget rümpfte sie zwar die Nase, denn ich hatte nur noch drei Tage in Palenque zur Verfügung, doch bot sie sich trotzdem an, zumindest einmal damit anzufangen und einen ersten Entwurf zu zeichnen.

Meine Ideen waren nämlich recht groß, vor allem in der Fläche, und mit der Handtechnik dauert deren Verwirklichung auch länger. Aber im April sei sie ja sowieso in Europa, dann könnten wir uns zur Not spätestens da irgendwo treffen und weitermachen. –- Hey, why not?

Letzter Tag

Wir ließen uns sogar einen Tag frei zum Ausnüchtern, da wir ja kaum geschlafen hatten in der vergangenen Nacht. Außerdem brauchte sie die Zeit, um sich vorzubereiten und auf die richtige kreative Wellenlänge zu rutschen. Am Folgetag jedoch, vor meiner letzten Nacht im Dschungel, überschlugen sich die Ereignisse!

Erst dachte ich, oh je, das wird vielleicht doch nichts mehr, weil überhaupt keine Nachricht von ihr kam, aber irgendwann im Laufe des Tages schickte Charlotte ihre ersten Zeichnungen. Und sie waren eigentlich perfekt. Ihr Stil gefiel mir so gut, dass ich ein ganz warmes Gefühl dabei bekam.

Verändern

Natürlich sahen sie anders aus, als ich es zunächst im Kopf gehabt hatte, aber das ist ja immer so bei solchen Prozessen: Ideen befruchten sich gegenseitig, wachsen, spielen miteinander und verändern sich. Das ist ja überhaupt das Schöne und Magische an den Dingen, wenn sie entstehen.

Man darf sich nur nicht allzu sehr auf etwas versteifen, und das ist manchmal gar nicht so leicht, wenn man es einmal zu lieb gewonnen hat. Das ist auch mehr als verständlich und nachvollziehbar, aber wenn man dabei nicht aufpasst, dann stirbt es. Weil man es erdrosselt.

Nationalpark

Nee, das passt schon. Das könnte tatsächlich noch was werden, aber Jesses!, es war schon lange nach Mittag und eigentlich viel zu spät, um sie für einen ersten Termin noch zu besuchen. Im Jardín befanden wir uns nämlich innerhalb des Nationalparks, das heißt, ich hätte um, was, fünf oder sechs Uhr abends, vor seiner Schließung praktisch, schon wieder zurück sein müssen.

Das geht sich niemals aus“, dachte ich entmutigt dabei.
Aber dann entspann sich ein Faden, der so eigentümlich und wunderlich war, dass er mich vollends entzückte. Für eine kurze Zeit war er allerdings auch mit ein wenig Stress verbunden, weil alles so schnell ging und mein armes, funzeliges Gehirn es nicht mehr verarbeiten konnte.

Richtung Stadt

Also folgendes:
Es fing alles damit an, dass Charlotte mich für eine Nacht zu sich nach Hause einlud, denn sie wohnte mit ihrer kleinen Familie nur ein paar Kilometer weiter in Richtung Stadt. Und das war ein überaus genialer Streich!

Sie meinte, dass wir so bis in die Nacht hinein und ganz entspannt am Design feilen und vielleicht sogar noch die ersten Stiche machen könnten, um dann je nach Lust und Gemütslaune gleich am nächsten Morgen weiterzumachen.

Habt Ihr mitgerechnet? Das war dann mithin Tag meiner Abreise, um fünf Uhr am Abend musste den Nachtbus nach Oaxaca erwischen.
Äh. Wow, okay? Jaa, ja geil, dann…

Verarbeiten

Diese Möglichkeit wäre mir niemals in den Sinn gekommen, aber stopp mal, dann müsste ich ja quasi JETZT meine ganzen Sachen zusammenpacken, ein paar letzte Dinge organisieren, mich verabschieden, und das alles auch noch emotional verarbeiten irgendwie, herrje, kann so etwas überhaupt möglich sein?

Gerade eben erst waren Crystal und Verena vom Strand zurückgekehrt, und nun musste ich ihnen schon wieder Ade sagen. Aber wir waren erfahrene Lichtkrieger und allesamt im Kampfe erprobte Reiseveteranen, so dass wir das alles ganz abgeklärt, kurz und bündig, abwickelten. Aber mit dem Herzen, gell.

Stränge

Alright! Passt soweit. Alles fertig und bereit, pack’mer’s.
Der Schamane wollte nämlich eh mit dem Auto in die Stadt und mich auf dem Weg bei denen rausschmeißen und dann doch wieder nicht, aber das war ein so kurioser Seitenstrang, den jetzt auch noch aufzudröseln würde alles nur unnötig verkomplizieren.

Im übrigen sah der sich ja auf einmal von vier Frauen umringt, und ich fand, das sah so lustig aus, wie er da so als spiritueller Hahn im Korb herumdackelte. Hehe, der schüttere Sufi-Monarch mit seinem bunt flatternden Harem.
Ich bitte darum, das muss historisch, wie auch ethisch und moralisch vollkommen falsch und verwerflich erscheinen, aber mir gefiel einfach die Vorstellung.

Eigentlich

Ich kann auch nichts dafür, solche Assoziationen kommen mir halt ab und zu in den Sinn, und das wird seinen Sinn schon haben.
Jedenfalls konnte der arme Monarch von Glück sagen, dass er an jenem Tag überhaupt noch am Leben war.

Hinterhalt

Er hatte nämlich zwei Veterinäre im Garten, die seine sechs Katzen kastrieren sollten, von denen eigentlich drei den Nachbarn gehörten. Das hatte auch einwandfrei funktioniert, eigentlich, nur nahmen ihm ein paar von seinen gestiefelten Katern diesen hinterhältigen kleinen Schachzug rechtschaffen übel.

 

So sehr, dass er von diesen militanten Blockaktivisten der Männlichkeit hinterrücks angegriffen wurde und sie ihm beinahe die Hand abschlugen!
Na gut, das stimmt jetzt nicht ganz, da hab’ ich mich ein wenig hinreißen lassen. In Wirklichkeit bissen sie ihm nur herzhaft in den Daumen.

Arschkarte

Aber das hätte freilich eine Blutvergiftung geben können!
Wie auch immer, trotz seiner misslichen Lage, und obwohl er am Ende gar nicht mehr in den Ort musste, versprach er mir großen Herzens und nicht ganz ehrlich, dass er mich in jedem Fall zu Charlotte bringen würde, koste es, was es wolle.

Irgendwo, zwischen all diesen merkwürdigen Vorgängen und innerhalb weniger Stunden wurde einem nach dem anderen bewusst, dass keiner eigentlich so genau wusste, wo genau sie eigentlich wohnte. Geschweige denn, wie man dorthin kommen sollte.

Mich also zu Fuß irgendwo ins Gelände zu schicken, was ich großen Herzens und nicht ganz ehrlich durchaus angeboten hatte, machte schlicht und ergreifend keinen Sinn. Der Schamane hatte dahingehend noch am ehesten einen Plan, aber eben nicht so ausgeprägt, dass er mir hätte den Weg beschreiben können.
Also, Arschkarte.

Nach Mittag

Ausnüchtern

Umgeben

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