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Nicht ein Gott regiert die Welt, nein, das All regiert und waltet in sich, durch sich selbst das ganze Weltdasein und schafft erst Steine und Kristalle und Erden und Metalle und Luft, Licht und Wärme und alle Kräfte und Materien, Pflanzen, Tiere, Menschen, Seelen, Engel, Geister und endlich, wenn die Zeit gekommen ist, Götter und himmlische Reiche aus sich selbst heraus. Darum nimm den Schmerz, Tod, Leid und Vergänglichkeit ergeben an das All mutig und getrost hin, es ist und es war nichts umsonst. Nichts geschieht nach dem Gesetze der Erhaltung der Kraft ohne Zweck und Ziel. (…) Nimm Glück und Freude als Geschenk des gütigen Schicksals; aber eins sei dir Pflicht, werde wahr, wissend und weise und suche nach deinem Teil dich körperlich und geistig zu bilden…“
(C. Huter, „Menschenkenntnis“)

My girlfriend‘s the cosmos, bitch!

Lover’s Contract

Die Sünde ist zunächst des Menschen größte Unseligkeit; aber andererseits ist sie auch der Durchgangspunkt für sein größtes Heil. (…) Gott, der aller Dinge Ideen in sich trägt, schaut auf das Böse sowohl als auf das Gute, wie ein Zuschauer, der weder am Bösen, noch am Guten beteiligt ist. Er sieht das Böse nicht als Sünde, sondern in der Form des ihm entgegengesetzten Guten. Die Sünde hat vor ihm kein Wesen.“
(Meister Eckhart; In: „Die Bhagavad Gita“)

Immer muss der Hass der Liebe entgegen stehen auf unserer Welt; es sei denn, jemand erfuhr die göttliche Liebe des Einen, die wir verschlossenen Wesen niemals begreifen können, denn sie umfängt alles gleichermaßen – auch die Finsternis.

Daß nicht Geschöpf noch Schöpfer, teurer Sohn,
Je ohne Liebe war – seis Seelenliebe,
Seis die natürliche – das weißt du schon;
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Weißt auch, daß letztre frei von Irrtum bliebe,
Doch jene irrt, wenn sie zu stark, zu klein,
Und wenn gemein das Ziel ist ihrer Triebe.
—–
Wenn ihr die ersten Güter Ansporn leihn,
Wenn sie den zweiten weiß Maß anzulegen,
Kann böser Lust sie niemals Antrieb sein.
—–
Doch sucht sie Böses oder eifert wegen
Des Guten heftig bald und bald verdrossen,
So wirkt dem Schöpfer sein Geschöpf entgegen.
—–
So hab ich die Erkenntnis dir erschlossen,
Daß aller Tugend Samenkern
Und daß ihr alle Laster auch entsprossen.“
(Dante, „Die göttliche Komödie“)

(…); viel richtiger ist die Annahme, daß einfach mein nichtiges Leben, das Leben eines Atoms, notwendig war, um irgendeine allgemeine Harmonie des Ganzen zu vervollständigen, um irgendeines Plus oder Minus willen, irgendeines Kontrastes wegen und so weiter, ebenso wie jeder Tag das Opfer von Millionen Leben fordert, ohne deren Tod die übrige Welt nicht bestehen kann (…).“
(F.M. Dostojewskij, „Der Idiot“)

Beauty without ugliness is nothing, suspended in the void like a lost particle. Without the hideous it is but an empty shell, devoid of meaning and substance because it has nothing to hold on to, is cut off from its dark and unpleasant sister.

Der Zugang zu einem von Grund auf neuen Milieu führt unvermeidlich durch die Seelenängste einer Metamorphose. Wird nicht schon das Kind von Schrecken erfaßt, wenn es zum ersten Mal die Augen öffnet? … Wenn sich unser Geist den ins Unermeßliche gewachsenen Linien und Horizonten angleichen will, so muß er auf die Behaglichkeit vertrauter Enge verzichten. All die Dinge, die er auf dem Grund seiner kleinen Innenwelt mit solcher Umsicht geordnet hatte, muß er in ein neues Gleichgewicht bringen. Er verläßt eine dunkle Kammer und ist wie geblendet vom Licht. Er tritt plötzlich auf die Spitze eines Turmes hinaus und Angst überfällt ihn. Schwindel und Verwirrung … Die ganze Psychologie der modernen Unruhe, erklärlich aus ihrer jähen Konfrontation mit der Raum-Zeit.
Es steht außer Frage, daß eine Urform der menschlichen Angst an die Erscheinung des Ichbewußtseins gebunden und daher ebenso alt ist wie die Menschheit. Doch ebensowenig zweifelhaft scheint mir die Tatsache, daß die Menschen von heute infolge der Wirkung eines Bewußtseins, das sich immer stärker sozialisiert, ganz besonders zur Unruhe neigen – mehr als jemals in der Geschichte. Zutiefst in den Herzen, hinter allen Gesprächen lauert trotz der lächelnden Lippen – bewußt oder uneingestanden – die Angst, eine Angst, die aus dem Grunde des Seins aufsteigt (…) Auf einer ersten – der gewöhnlichsten – Stufe äußert sich das ,Raumzeit-Übel‘ in einem Gefühl von Lähmung und Nutzlosigkeit gegenüber den ungeheuren Ausmaßen des Kosmos. – Das Übermaß des Raumes, fühlbarer und daher erregender. Wer von uns hat in seinem Leben nur einmal gewagt, das Universum unverhüllt zu schauen, wer hat je versucht, ein Universum zu ,leben‘, dessen Galaxien sich über hunderttausend Lichtjahre erstrecken. (…) Doch auch das Übermaß der Dauer: bald wirkt sie auf die geringe Anzahl derer, die sich zu sehen vermögen wie ein Abgrund, bald und häufig flößt sie (denjenigen, die sich falsch sehen) Verzweiflung über ihre Unveränderlichkeit und Monotonie ein. Begebenheiten, die sich im Kreise drehen, ungewisse Wege, die einander kreuzen und nirgends hinführen. – Schließlich das dazugehörige Übermaß der Zahl: die sinnverwirrende Zahl alles dessen, was nötig war, ist und sein wird, um Raum und Zeit zu füllen. Ein Ozean, in dem wir so unrettbar zu verschwinden glauben, als wir uns mit größerer Klarheit lebend wissen. Die Aufgabe, unseren Platz bewußt inmitten einer Milliarde von Menschen einzunehmen – oder einfach in der Menge … Übel der Massenhaftigkeit und der Unermeßlichkeiten.“
(P.T. de Chardin, „Der Mensch im Kosmos“)

(…); und nichts in der Welt ist erschreckender als reines, todloses Leben.“
(D. Kehlmann, „Beerholms Vorstellung“)

And yet, I wonder if it isnt all a misunderstanding – this grasping after happiness, this fear of pain… If instead of fearing it and running from it, one could… get through it, go beyond it. It‘s the self that suffers, and theres a place where the self ceases. I dont know how to say it. But I believe that the reality – the truth that I recognize in suffering as I don‘t in comfort and happiness – that the reality of pain is not pain. If you can get through it. If you can endure it all the way.“
(U.K. LeGuin, „The Dispossessed“)

Ich glaube, meine Seele ist zu alt für den Scheiß.

Geh doch zu Momo!“
(M. Ende, „Momo“)

Er braucht nicht zu kämpfen, um sich selber zu erlösen. Er braucht auch nicht die Drachen zu töten, von denen er verfolgt zu werden glaubte. Ebenso wenig braucht er die schweren Mauern aus Stein und die Eisentüren aufzurichten, von denen er dachte, dass sie ihn sicher machen würden. Er kann die schwerfällige und nutzlose Rüstung ablegen, die dazu da war, seinen Geist an Angst und Elend anzuketten. Sein Schritt ist leicht, und wenn er seinen Fuß hebt, um voranzuschreiten, dann bleibt ein Stern zurück, um denen, die ihm folgen, den Weg zu weisen.“
(„Ein Kurs in Wundern“)

Aber diese Angst vergeht, wenn wir begreifen, dass unsere Geschichte und die Geschichte der Erde von derselben Hand geschrieben wurden.“
(P. Coelho über Verlustängste, „Der Alchimist“)

Wenn du Angst hast, sei still und erkenne, dass GOTT wirklich ist und dass du SEIN geliebter SOHN bist, an dem ER SEIN Wohlgefallen hat.“
(„Ein Kurs in Wundern“)

Dieses persönliche Wesen, Mensch-Gott, entwächst vielmehr und schwebt über den äußeren Menschen hinaus, so weit, daß er ihm nicht mehr folgen kann. Bleibt er in sich selbst stehen, so empfängt er wohl den Einfluß der Gnade von dem persönlichen Wesen in mancherlei Weise, Süßigkeit, Trost und Innigkeit, und das ist gut, aber es ist nicht das Höchste. (…); dann müßte der innere Mensch sich nach Geistesart aus dem Grunde, in dem er eins ist, herausbiegen und müßte sich dem gnadenhaften Wesen zuwenden, von dem er Gnade empfängt.“
(Meister Eckhart, „Mystische Schriften“)

(…), wherein what is most changeable is shown to be fully of eternity, and your relationship to the river, and the river‘s relationship to you and to itself, turns out to be at once more complex and more reassuring than a mere lack of identity. You can go home again, (…), so long as you understand that home is a place where you have never been.“
(U.K. LeGuin, „The Dispossessed“)