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Übergänge

Aber danach ging’s wie gesagt steil bergauf. Und wie innen, so auch bereits seit ein paar Tagen außen. Denn ich ging in der Umgebung spazieren, um mir einige Miradores anzuschauen, doch jedes Mal lockte mich der eine oder andere Pfad noch ein Stückchen weiter, und noch ein Stück, und noch ein Stück, bis solcherlei Hüdldidüs am Ende zu ausgewachsenen Tageswanderungen mutierten, ohne dass ich den Übergang groß bemerkte.

Weil ich war viel zu sehr damit beschäftigt, meinen Mund konstant offen zu halten und gleichzeitig einen Fuß vor den anderen zu setzen. Gar nicht so einfach.
Die Umgebung von La Garnacha war einfach ein Traum, anders braucht man es nicht sagen:
Berge flossen in Täler, bunte Laub- und Nadelwälder brandeten gegen die Hänge der uralten Riesen, hoch droben zogen die Adler geduldig ihre thermischen Kreise.

Grünes Meer

In den Schatten der Bäume duckten sich überall Kaffeeplantagen, denn zuviel Licht mögen sie anscheinend nicht. Und in der Tat, je schattiger, desto prächtiger schienen die für so viele unkontrolliert zitternden Menschen am Morgen (da sie aufgrund des Aufwachschocks aus Sicherheitsgründen sofort wieder in ein Tremorkoma verfallen) so wichtigen Buschpflanzen zu gedeihen.

Die ganze Region besteht im Prinzip aus einer Cooperativa von eigenbrötlerischen, doch grob gleichgesinnten Kaffeefarmern, die halt so ihr eigenes Ding machen und gerne mal ein paar Touristen einladen, damit sie sich das anschauen und bei Lust und Laune auch mal mit anpacken können.

Blüte

Nun, da hatten sie bei mir schlechte Karten, aber dieser Umstand schien sie auch nicht groß zu stressen. Stress im Allgemeinen schien hier noch schlechtere Karten zu haben, weshalb ich es mir schnaubend gemütlich machte in meinem quasi gefaketen Baumhaus.

Immerhin gab es ein günstiges Comedor sowie ein, zwei kleine Tiendas, die mich mit dem Notwendigsten versorgten wie etwa Rindfleisch, Reis mit Bohnen, etwas Salat, gut Kaffee, aber das brauch’ ich wohl nicht zu oft zu erwähnen, zu spät- und Kekse.

Shiny. Aber jetzt kommt was, das verdient seinen eigenen Absatz, aber wirklich.
Das war etwas, dafür bin ich ungelogen jeden Morgen, in der Früh, zwei Kilometer in ein anderes Comedor gelaufen, weil es da den besten Yoghurt gab, den ich jemals, jemals! gegessen habe. Ich bin mir ziemlich sicher, er war sogar besser als der in Bhaktapur.

Comedor

Ich mein, klar, der war eh schon flüssig, aber wäre das nicht der Fall gewesen, er wäre in meinem Mund geschmolzen wie Honig in den Armen seiner Geliebten. Und alles selbstgemacht: selbstgemachter Yoghurt, selbstgemachte Granola (eine Art geröstete Müslimischung mit Nüssen, an und für sich schon unfassbar gut) – gut, die Früchte, die sind tatsächlich gewachsen.

Und das ganze in einer Suppenschüssel für 80 Córdobas (zwei Euro). Da brauchte ich einen großen Löffel, sonst hätte das den ganzen Vormittag gedauert. Fantastisch, wie lecker das war!
Ihr Mann war Kommunist, hatte stechende blaue Augen und einen ebensolchen Charakter: eine Zeitlang lebte in Kanada, hat ein Buch geschrieben und Gott nackt gesehen.

Hügel

Für einen Kommi stand da also ganz schön viel metaphysischer Jetzt-komm-mal-klar drin, aber mir hat es gut gefallen. Ich habe ihm wohl auch gut gefallen, denn am zweiten Tag lud er mich schon ein, eine Weile bei ihnen zu wohnen.
Nein danke, ich muss noch in die Karibik.

Vielleicht manana. Erst muss ich noch auf den Hügel da drüben hinauf. Irgendwie ist hier alles „private property“, und wenn man Pech hat und die Grundbesitzer grad ummadum sind, kann es sein, dass sie einem ein paar Cent abknöpfen für den „Eintritt“. Naja, solange sie nicht gierig werden.

Pfad finden

Wenn sie nicht zugegen sind, steigt man einfach über ein paar Stacheldrahtzäune; diesbezüglich hatte ich mir ja in der Zwischenzeit die notwendigen Skills angeeignet.
Wie zum Beispiel an dem Tag, als ich eben nur mal schnell einen Kilometer nach rechts gehen wollte, um die Aussicht ins jenseitige Tal von La Garnacha zu checken, in dem die umliegenden Hügel konvergierten.

Ja, das war schon ganz gut, allerdings nicht so geil wie von meinem Sunset-Stützpunkt auf dem bewaldeten Gelände von Arturo, einem Steinmetzkünstler.
Ach so, das war eigentlich ziemlich geil, der hat auf seinem Stück Grund, zu dem zufällig ein pittoresker Abgrund mit spektakulär sehenswürdigem Weitwinkel gehörte, Steinskulpturen geschaffen, die frei über das Areal verteilt lagen.

Wegesrand

Weil er hat sie einfach in die herumliegenden Steine gemeißelt, manche waren recht offensichtlich drapiert wie die betörend nackte Frau auf einem etwas größeren Felsen, andere jedoch gaben ihr Geheimnis nicht so schnell preis. Ich war fast jeden Tag meines ausgiebigen Aufenthaltes dort, und jeden Tag entdeckte ich neue, fein und kunstvoll versteckte Kunstwerke.
Ziemlich geniale Idee, wenn ich es mir recht überlege.

Ich war fast jeden Tag dort, weil ich spielte noch immer mit diesen faszinierenden Kamerafunktionen meines neuen Smartphone herum.
Dieses „Time Lapse“ ist schon eine Nummer, oder nicht? Ziemlich fett, in Matagalpa kaufte ich mir sogar noch einen Tripod dafür, damit ich sie nicht immer auf mein Tagebuch legen und an mein Spanisch-Wörterbuch lehnen musste. Denn es musste natürlich schön grade stehen und den richtigen Ausschnitt dieses Weltenwunders fotografieren.

Arbeit

Ihr müsst überlegen, für so einen Sonnenuntergang gehen schon mal anderthalb Stunden und etwa 4.000 – 5.000 Bilder drauf, um so ein Video rendern zu können.
Und sobald ein gemeiner Windstoß daherkommt und das Ding umschmeißt, muss man aufspringen und die Kamera so schnell wie möglich und doch vorsichtig und behutsam wieder in die Ausgangsposition bugsieren, damit es einigermaßen kontinuierlich bleibt.

Ja, das war kein Spaß. Jeden Tag dort zu sitzen voller Anspannung und bereit, bei jedem kleinen Windhauch loszusprinten. Meinen Augen hat das sicher auch nicht gut getan, so oft und so lange in die Sonne zu starren.
Mimimimimi…

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