Zu schnell? Einmal zurückblättern, sehr gern: Angriff der bayrischen…
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Wir schliefen im Haus einer Familie in kleinen Dörfern, meist in einem großen und bis auf den unabkömmlichen Privatschrein recht kahlen Raum auf Matratzen, eingehüllt in wunderbar warme Decken. Kübeldusche und Plumpsklo. Klingt authentisch-herb und idyllisch, war es am zweiten Abend auch, am anderen jedoch hatte das Ganze mehr Guest-House-Charakter.
Die Familie bekamen wir kaum zu Gesicht, Elias checkte uns mehr oder weniger ein, sorgte für unser leibliches Wohl und das war’s.
Immerhin wurden wir vom Bürgermeister begrüßt, und gegenüber gab es sogar eine deutsche Botschaft. Wie sagt man, „lol“?
Tagsüber führte uns Perle durch liebliche Täler mit vertrockneten Reisterrassen entlang der anmutig geschwungenen Hügel und Berge des bis zu 2.000m hohen Shan-Plateaus.
Vereinzelte Bäume in ab und an prall leuchtenden Farben erfreuten unsere Linsen, allen voran der majestätische Banyan „which first leans on others to grow and then drains the life out of them when it is stronger.“
(T. Myint-U, „The River of Lost Footsteps“)
Er wird auch Bodhi-Baum genannt und ist so heilig, dass man sich mit einer Opfergabe bei ihm entschuldigen muss, so es denn unumgänglich sei, im ärgsten Notfall einen seiner ewigen Äste abzusägen. In der Tat ist es ein erhabenes und zugleich einschüchterndes Gefühl, wenn man unter dem weitläufigen Schatten eines solchen achthundert Jahre alten Giganten steht.
Immer wieder passierten wir winzige Dörfer und Siedlungen, eingerahmt von bezaubernden Bambuswäldern, unter deren schützendem Geäst die allgegenwärtige Sonne ein besonders weiches Licht verbreitete.
Einfache Bauernhäuser aus Holz oder teilweise Ziegel, Strohhaufen und zweirädrige Ochsenkarren, Steinbrunnen und spielende Kinder prägten das Bild.
Ich sah ein Chili-Feld.
Nur einmal überquerten wir eine Landstraße, auf die ich gleich angewidert spuckte. Leider kein Betel. Davon abgesehen befanden wir uns meist auf kleinen Trampelpfaden und schmalen Staubpisten, während Elias unermüdlich unsere Fragen beantwortete und uns einen kleinen Einblick in sein gepeinigtes Land bot.
Am ersten Tag wanderten wir ein Stück weit an Bahnschienen entlang. Also, das wollt ich ja auch schon immer mal machen!
Die ersten zwei Minuten war es lustig und wild romantisch, aber danach hat’s eher genervt.
Ja, weil halt die Querstreben in unregelmäßigen Abständen voneinander entfernt lagen und es uns dergestalt erschwerten, einen ordentlichen Trittrhythmus beizubehalten! Voll beknackt.
Doch auf diese Art und Weise erreichten wir den Bahnhof eines kleinen, süßen Ortes mit dunklen Holzfassaden, wo auf dem Beton davor Gemüsehändler ihre mehr oder weniger frischen Waren feilboten. Immer wieder unterhielt sich Elias kurz mit Passanten, wahrscheinlich um sich mit dem neuesten Klatsch upzudaten.
Irgendwie ist es schon skurril und lustig, auf Schienen am Bahnsteig anzukommen, aber eben zu Fuß!
Von Tag zu Tag wurde die Landschaft um uns eindrucksvoller und spannender, die Bergkämme ragten zu beiden Seiten steil und immer steiler empor, wir überquerten felsige Abschnitte und wanderten durch dorniges Gestrüpp mit wilden Orchideen. Auf der einen Seite des Pfades erschien die Erde blutrot, auf der anderen pechschwarz, bedingt durch die allgegenwärtigen Brandrodungen.
Einmal blickte ich in ein weit geschwungenes Tal, welches sich für immer in meine Netzhaut brennen sollte. Für ein paar Minuten konnte ich einfach nur dastehen und dorthin schauen, während mein Atem immer schwerer und heftiger ging.
Es war einer dieser von heillosem Glück erfüllten Momente, die sich kaum näher beschreiben lassen, wenn man der Wahrheit nahe ist und man schon meint, Gott heimlich beim Umziehen beobachten zu können.
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(N)Euer Senf – mittelscharf, wenn’s geht