Zu schnell? Einmal zurückblättern, sehr gern: Kaffeekränzchen…
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Mittlerweile bin ich mutterseelenallein an einem allahverlassenen Strand auf der Insel Qeshm im herrlich warmen Persischen Golf und döse die Tage dahin, leider ohne Kokosnuss, aber der eingebildete Rum schmeckt sehr lecker.
Kennt Ihr das Geräusch, als Ben Kenobi im ersten Star Wars im Todesstern einen schweren Hebel nach unten schiebt, um so die Energiezufuhr für den Traktorstrahl auszuschalten, der den Millenium Falken festhält?
Das klingt so, als ob ein ungeheuer GROSSER und MACHTVOLLER Reaktor runterfährt; wie wenn man das Silicon Valley langsam abdimmen würde.
So in etwa klang es in meinem Körper, als ein millionenhafter Seufzer all meinen Zellen entfuhr, um dabei langsam, genüsslich… auszuatmen. Es war ein Gefühl, wie wenn ein Diamant allmählich unter der Glut der Sonne zu schillerndem Magma geschmolzen wird.
Es ist, wie wenn Dir nach einem spasmischen Heulkrampf in den Armen eines geliebten Menschen plötzlich jegliche Spannung entweicht und Du Tropfen für Tropfen zu tränengetränktem Gelee zerfließt.
Oder wie Polt sagen würde: Man amorrphelt vor sich hin.
So fühlte ich mich, als ich mich zum ersten Mal am Strand unweit des kleinen Dorfes Shibderaz lang streckte und die pralle, geballte Wucht der Sonne wie eine Singularität in mich aufsog.
So fühlte ich mich, als ich zum ersten Mal in das heilbringende Dattelmus meiner Gastgeberin Khanom („Frau“) Fattahi biss.
So fühlte ich mich, als ich mich zum ersten Mal unter eine Fächerpalme setzte und für eine Weile an rein gar nichts dachte.
Ach Kinners… Herrlisch. Fünf Tage lang bestanden meine Aufgaben darin, zu lesen, zu essen, zu schlafen, zu meditieren, Sonnenuntergänge anzuschauen und im erquickenden Türkis des Persischen Golfs zu plantschen.
Und dafür war Shibderaz wie geschaffen. Die einzige Sehenswürdigkeit war ein Laster unter einem Baum, und das Dorf inklusive näherer Umgebung hatte man innerhalb von drei Stunden erkundet. Der Strand ist durchaus berühmt dafür, dass hier zahlreiche Schildkröten anlanden, um ihre Eier zu legen.
Aber nicht jetzt. Nicht heute.
Es gab sogar Internet, aber bei meinem Herannahen wandte es sich panikerfüllt zur Flucht, als ob es das fürchterliche Antlitz Tamerlanes höchstpersönlich geschaut hätte. (Der ging bei den Mongolen in die Lehre und übertraf sie leichthin an Grausamkeit: „Jetzt bin ICH der Meister.“)
Bitte denkt jetzt nicht an die traumgleichen Gesichte in Südostasien oder der Karibik, davon ist Qeshm weit entfernt. Außer ein paar Dornbüschen und vertrockneten Akazien wächst da nichts, mal abgesehen von bewässerten Palmenoasen. Die Erde ist staubig und trocken; in anderem Gemütszustand könnte man Shibderaz durchaus auch als trostlos bezeichnen, und am Strand sonnt sich der Müll.
Ein bisschen wie die Trash-Version von Ngapali in Myanmar letztes Jahr. Die Kunst ist, ein Fleckerl ohne Plastiktüten zu finden.
Aber der Ort war entspannt, und das Essen ein Fest. Genau das, was ich brauchte. Wie die Faust auf’s Auge und der Nagel auf den Kopf, mithin: exzellent.
Wenn Ihr jetzt glaubt, dass damit das Ende dieses Artikels erreicht ist, kennt Ihr mich allerdings redlich schlecht. Mwaha, nein meine Lieben, das Land ist groß und die Busfahrten lang. Und nur weil es nichts zu tun gab, heißt das noch lange nicht, dass mir nichts passiert ist.
Ich zuzelte vergnügt an Schlangen, überwand und zähmte einen Werwüstenhund und wetteiferte mit Ziegen um die Länge unserer Bärte. Und eins weiß ich genau: es lag nicht am Traubenschnaps.
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(N)Euer Senf – mittelscharf, wenn’s geht