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Zu schnell? Einmal zurückblättern, sehr gern: Brücken in andere Welten…
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Hyperräume

Weiter östlich findet sich eine Ansammlung von muslimischen Friedhöfen mit klein feinen Mausoleen und eingelassenen Steintafeln als Grabdenkmäler vor dem dräuenden Horizont der umliegenden Berge. Überschattet wird das ganze von der megalomanen Baustelle einer nagelneuen Hyperraum-Moschee, die mehr wie ein Ufo-Landeplatz als ein Ort der spirituellen Besinnung anmutet.

Menschlich

Das Denkwürdigste in diesem Teil der Stadt waren zweifelsfrei die geschmackvoll eingerichteten Kriegsgräber mit Fototafeln der Gefallenen während des Iran-Irak-Kriegs. Es ist etwas anderes, anonyme Namen auf Kreuzen zu lesen als wenn man direkt in die Augen des Verblichenen schaut und sich unwillkürlich denkt: Was, dieses Gesicht soll andere Leben ausgelöscht haben?
Gibt einem in der Tat zu denken.

In völlig anderer Weise tut das auch die wundervolle Pol Khaljou, deren Bögen und Erker vor allem im nahenden Dunkel ganz zauberhaft beleuchtet werden. Ans Ufer der Promenade setzen und einfach mal still sein.

Andacht

Ganz am Schluss, bevor ich in den Zug nach Bandar Abbas gehüpft bin, hat Ali mich und eine Chinesin mit feinsinnigem Humor noch zu den Schwingenden Minaretten gefahren.
Das sind also diese orientalischen Türmchen, die aufgrund ihrer geringen Höhe, der dort angewandten Leichtbauweise sowie einem Spalt im Mauerwerk hin und her schwanken, wenn man von innen an ihnen rüttelt.

Swing

So die Theorie der Experten. In Wirklichkeit handelt es sich immer noch um ein zumindest teilweise ungeklärtes architektonisches Mysterium, vor allem weiß man nicht so recht, warum sich der linke Turm mitbewegt, wenn man den rechten in seiner Mittagspause stört.

Das ganze Spekaktulum inferiori geht also alle halbe Stunde vonstatten, zu der sich die Touristen in der Stille religiöser Erwartung versammeln. Und ja, sie bewegen sich. Aber es hätt‘ jetzt nicht unbedingt sein müssen.
Dennoch, der Ort ist hübsch, und es gibt Kaffee.

Lauschiges Versteck

Und das waren noch lang nicht alle Sehenswürdigkeiten, sondern nur jene, zu denen ich Häuflein Elend es geschafft habe, mich hinzuschleppen.

Á propos. Mit türkischem Kaffee und …ooooh Geschmacksnerven schmelzenden Schoko- und Cremekuchen, die einem die Augen unweigerlich auf halb zwölf drehen, habe ich meine ausgedehnten Lesepausen verbracht, um meine gepeinigten, zerfaserten und Mayday-Signale fiepsenden Füße und Sehnerven zu entlasten.

Am liebsten im Café Roozegar in einem idyllischen, mediterran-orientalischen Innenhof hinter dem Meydune Naqsh…und so. Traumhaft entspannter Öko-Style mit Holzvertäfelungen, hippen Frisuren und regelmäßigen Räucherstäbchenaufgüssen.

Das Roozegar

Als ich mich gerade in meinem neuen schauderhaft-schönen Fantasy-Epos suhlte, stupst mich ein persischer Finger von rechts. Er gehört Narges (Narzisse), einer jungen Kunststudentin, die mir einen Zettel in die Hand drückt. Oh?

Es handelte sich jedoch nicht um die standardmäßige Bale-Na-Schayad Kreuzchenwahl, sondern – mein Herz tat einen entzückten Sprung – um eine honigsüße Bleistiftzeichnung von mir, die ihre Kommilitonin Mahtab (Mond) innerhalb einer halben Stunde angefertigt hat!

Zottelmagier

Hihi! Bezeichnenderweise seh’ ich darauf eher aus wie ein fernöstlicher Magier (Das Wort stammt übrigens von den Magi, zoroastrischen Hohepriestern, nur so) als ein abgehalfterter Backpacker mit Zottelmütze.
Wie… Nein, für sowas gibt es keine Worte. Punkt.

Wie sie wohl heißen?

Freudestrahlend hab’ ich mich achtzehntausendmal bedankt und mich in der Folge noch ein Weilchen mit Mond und Narzisse auf bröckelndem Hand-und-Fuß Farsi-Inglisi unterhalten, nicht minder betörend.

Ich hab ja gehört, dass wir Deutschen mit das einzige Volk sind, das den Mond als männlich bezeichnet und DIE Sonne sagt. — Das klatsch ich Euch jetzt einfach mal so vor die Füße. Ob’s stimmt, hab ich nie nachgeprüft, mir egal. Wer mag, finde es heraus.

Schnickschnack

Und ich will sagen, dass diese wehmütig-romantische Vorstellung vom fabelhaften persischen Orient für mich weniger durch die überquellenden Ornamente der Moscheen, den leiernden Gesang der Muezzine, lärmende Bazaare oder becircende Brücken am funkelnden Leben erhalten wird, als vielmehr durch diese wunderbar poetisch-schmachtenden Namen der hiesigen Mädchenwelt:
Schirin (süß) und Pari (Fee), Darya (Meer) und Morwarid (Perle)… oder Narges und Mahtab.

Betörende Gesellschaft

 

Licht

Khaljou-Brücke

Fast wia daoham

 

 

 

 

 

 

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