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Wildnis

Aufgrund der Regenzeit wurden leider keine Ausflüge zu Fuß angeboten, weshalb ich an eher klassischen „Game Drives“ teilnahm und zusammen mit einigen anderen Gästen des Croc Valley auf gepimpte Land Cruiser verfrachtet wurde. Sodann machten wir uns auf…

In die Wildnis! Ich kam mir aber weniger wie ein abenteuerlicher Ranger vor als vielmehr einer der Pinguine inMadagascar“. Meine sensorische Hirnrinde schien mit der Gesamtsituation ähnlich überfordert wie der malawische Grenzbeamte, bei all den wundersamen Eindrücken, die sich gegenseitig jagten.

Vereinzelt

Unter den vorherrschenden Leadwood- oder Ahnenbäumen stachen vereinzelt majestätische Baobabs (Affenbrotbaum), graziöse Akazien und allzu lustig anzuschauende Leberwurstbäume hervor, deren herab hängende Früchte in der Tat an unser gutbürgerliches Fleischereiprodukt erinnerten.

Wohlan, ein derart anmutiges Gewächs nach einem gefüllten Darm zu benennen, das muss wohl die schändlichste aller Gräueltaten gewesen sein, die die alten Kolonisten jemals hatten ersinnen können. Darüber bin ich der festen Überzeugung und werde kein Gramm davon abweichen.

Anhänger

Ganze Herden verschiedener Anhänger der Antilopengattung mit so klangvollen Namen wie Impala, Oribi, Puku und Schirrantilopen, naja, mit Augen wie unerforschliche Brunnen aus Opal sprangen leichtfüßig und entschlossen durch das hohe, saftige Gras wie Wahlkämpfer auf Stimmenfang.

Dahingegen sahen die Warzenschweine, die unschlüssig dazwischen standen, eher so aus, als ob ihnen Welt im Allgemeinen zu viel sei. Demgemäß verband mich mit ihnen von Anfang an eine innige Sympathie und Zuneigung. Genauso geht es mir auch oft, wenn zu viele Menschen geschäftig um mich herum wuseln und ich mir denke, was haben die nur?

Stakseln

Ich brauchte auch nicht viel Phantasie, um mir die gezierlich dahin staksenden Thornicroft-Giraffen mit High Heels, Handtäschen und ein wenig zuviel Rouge an den Wangen vorzustellen. Die würden sich sicher gut in der Maximilianstraße machen, mit ihren hohen Nasen und spindeldürren Haxen, wo man sich fragt, warum die nicht bei jedem Schritt einknicken oder wie ein Streichholz zersplittern.

Etwas abseits lungerte eine gelangweilte Hyäne herum, der die anderen Mitglieder dieser eigentümlichen Savannen-WG auch viel zu umtriebig waren:
„Was ist! Lebste noch?“ – Öh. Jaa? Siehste doch.” – „Hrmpf. Bist wenigstens unheilbar krank, suizidgefährdet vielleicht?” – „Nee?” – „Dann schwirr ab!”

Schwarz-weiß?

Es gab Zebras. Laut unserem Guide sind die männlichen schwarz mit weißen Streifen und die Weibchen im Grunde weiß und mit schwarzen Streifen. Aber ich weiß nicht. Er hat so komisch, so gequält gegrinst dabei.

Ich als Rikscha-Fahrer konnte eine derlei dilettantische Fragerei wiederum sehr gut nachvollziehen: „Foahst aa nach Erding?” – „Lässt Du Dich gerne von wildfremden Leuten ficken?“ – „Naa.“ – „Dann schiwrr ab!“

Zäh

Und viele, viele Elefanten, aber zu denen fällt mir kein lustiger Vergleich ein.
Dafür in alten Porzellanläden herum zu wühlen, würde mich zu sehr erlahmen und meine Körpersäfte dazu bringen, sich in zähen Sirup zu verwandeln, so dass alles das, was in mir noch lebendig ist, stagnieren und der siechenden Fäule anheim fallen müsste.

Die streunenden Paviane jedoch in ihrer kecken Manier erinnerten mich unumwunden an umher ziehende Zigeuner, die einem das Essen zwischen den Zähnen weg klauen, wenn man mal einen Sekundenbruchteil nicht aufpasst.

Vagabunden

Seufz. Bevor ich jetzt von radikalen Menschenrechtlern auf dem Scheiterhaufen der Entrüstung verbrannt werde: ich weiß, ich weiß. Dieses Bild ist in hohem Maße rassistisch, aufwieglerisch, pauschalisierend und darüber hinaus scheiße.

Ich bitte Euch, diesen politischen Lapsus meinerseits im Namen der Poesie zu entschuldigen. Es passt einfach zu gut zu diesem alten Vorurteil.
Und es heißt natürlich Roma und Sinti. Vielen Dank.

Mann! Ich hätte auch schreiben können: „Fahrendes Volk, Vagabunden und Wegelarer in zotteligen Gewändern“, aber jeder hätte doch sofort gemerkt, was hinter dieser Anspielung steckt, also warum nicht gleich hellauf heraus damit?

Wir sind doch alles erwachsene, oder zumindest gewachsene Menschen. Alte Ressentiments mögen in unseren Knochen stecken, da kann man nicht viel machen. Ob wir aber danach handeln, das ist jedermanns eigene Entscheidung. Freilich muss es aber zu unserer Pflicht zählen, sie dergestalt abzubauen, von Generation zu Generation.
So. Alles wieder gut?

Stecken

Abbauen

Ficken

Affenbrotbaum

In der Tat

Mächtig

Gräueltat

 

 

Eindrücke

Sympathie

Schwirr ab

Porzellan

Luangwa

Leichtfüßig

Entschlossen

Opal

Game Drive

Saftig

Wundersam

Zu viel Rouge

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