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Manchmal im Leben weiß man ja wirklich nicht, worauf man sich einlässt.

Publikum

Zum Beispiel hätte ich es mir nie träumen lassen, als ich anfing, ehrenamtlich für SP Textübersetzungen (deutsch-englisch und andersrum) anzufertigen, dass ich irgendwann einmal in Südindien vor versammelter Mannschaft in einem Kohlebergwerk stehe und eine flammende Rede zur internationalen Bergarbeiterbewegung halte.

Zumindest kam sie mir flammend vor. Und es war natürlich nicht ich, sondern Reynbold, aber ich musste halt für ihn dolmetschen. Weil sein angeschwäbeltes Hochdeutsch, versetzt mit quasi-englischen Häppchen hätten die Jungs dort in Godavari Khani wohl kaum verstanden. – Moment, ging’s nich grade um Übersetzungen? Und wer ist Reynbold?

Tanzbereiche

Zunächst muss ich vorausschicken, dass sämtliche Namen und Örtlichkeiten der nun folgenden Geschehnisse und Begeblichkeiten aus sicherheitsschwangeren Datenschutzerwägungen bewusst abgeändert, verfälscht und abscheulich verzerrt worden sind. Trotzdem erscheinen sie überaus subtil und so kunstfertig, dass kein Geheimdienst der Welt je imstande sein wird, ihr heiliges Enigma zu entschlüsseln.

Also schön der Reihe nach: Am Anfang war die Urkraft… undsoweiterundsoweiter bis mich meine damalige Freundin dazu überredet hat, der stark links schlagseitenden Organisation „Sozialität Pandimensional“ beizutreten. Da verwendet man Ausdrücke wie „Glück auf“ oder „Genosse“. Ich kam mir sehr revolutionistisch vor und war schon drauf und dran, auf der Schwäbischen Alb eine Räterepublik auszurufen.

Unterwegs

Nur wusst’ ich anfangs nicht so recht, was ich da soll außer Mitgliedsbeitrag zu zahlen und mich deswegen irgendwie gut und menschenfreundlich zu fühlen.
Bis irgendjemand irgendwann auf die Idee kam, ich solle für SP Texte übersetzen, weil ich doch in einem Hostel arbeite und viel reise und deswegen mein Englisch eh dementsprechend gut sein müsse.

Und in der Tat macht mir sowas durchaus Spaß, selbst wenn da so grausame Ausdrücke wie „Generalversammlung der Delegierten“ oder „kämpferische und klassenkämpferische Arbeiterbewegung“ vorkommen. Eine bösartige literarische Geschwulst, da lässt man sich doch lieber die Haut abziehen. Selbst Inquisitoren in ihren besten Jahren kommen auf sowas nicht.

Klar soweit?

Sie waren wohl zufrieden mit meiner Arbeit oder sehr verzweifelt oder beides, jedenfalls haben sie mich zu Workshops eingeladen, um auch als Dolmetscher für sie tätig sein zu können. Nach zwei Terminen meinten sie, ich könne anfangen, und so wurde ich für meinen ersten Einsatz für das Vorbereitungstreffen einer Korodierungsgruppe gebrieft, welche eine Bergarbeiterkonferenz koordiniert vorbereitet, die 2017 in Indien stattfinden soll.
Vor Entsetzen und Belustigung hätte ich beinah laut aufgelacht, aber irgendwie haben sie mich dann überredet.

Why not?

Darum geht es hier aber nicht.
Hier geht es vielmehr um das darauf folgende Treffen just vor etwa zwei Wochen in und bei Allahmabad, wofür sie mich ebenfalls angefragt hatten. Nachdem meine erste Feuertaufe also kein allumfassendes Desaster gewesen sein muss, sagte ich leichten Herzens zu und verband dies schwupps mit meiner anstehenden Reise in den Iran.

Also auf nach Südindien!

 

 

India

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